Tiziano Neri: «Frauen können genauso pumpen gehen wie Männer ins Ballett»
Am 12. Februar sind Landratswahlen. Bajour pickt aus jeder Partei eine*n spannende*n Kandidat*in raus. Heute mit Tiziano Neri. 18 Jahre und bei der SVP? Für den Dachdecker-Lehrling kein Widerspruch. Während seine Partei aber hauptsächlich mehr Polizei fordert, macht er sich über soziale Aufklärung Gedanken.
Name: Tiziano Neri
Alter: 18
Beruf: Dachdecker-Lehrling
Wohnort: Zwingen
Wahlkreis: Laufen
Liste: SVP (Liste 3)
Herr Neri, mit 18 Jahren sind Sie der jüngste Landratskandidat im Laufental. Die SVP gilt nicht gerade als Partei der rebellischen Jugend – warum treten Sie für die SVP an?
Ich bin bereits mit 16 in die junge SVP eingetreten, weil ich schon früh angefangen habe, mich für Politik zu interessieren. Andere Parteien haben mich nicht angesprochen, mit der SVP stimmen meine Wertvorstellungen am meisten überein.
Was sind das für Wertvorstellungen?
Tradition ist mir sehr wichtig, das wurde mir von meinen Eltern so mit auf den Weg gegeben. Mir geht es darum, dass unsere Bräuche geschützt werden: Fasnacht, der 1. August, unsere Sprache und die Dialekte.
Haben Sie als Jahrgang 2004 genug Lebenserfahrung für den Landrat?
Diese Frage wird mir oft gestellt. Logisch bin ich noch jung. Aber ich setze mich seit meiner Jugend mit meiner Politik auseinander – nicht nur in der Schule, sondern auch in meiner Freizeit. Ich bin in einem sehr politischen Umfeld gross geworden. Jetzt wurde ich angefragt, ob ich für die SVP antreten will. Ich dachte mir, wenn ich es nicht ausprobiere, bereue ich es später.
Sie nennen Kraftsport und Sportschiessen als Hobbys. Was denken Sie zum Thema toxische Männlichkeit?
Dass der Mann hart aussieht und arbeiten geht, während die Frau daheim bleibt, das gab es vielleicht früher. Heute ist das anders. Sportarten sind für mich auch nicht nur für ein bestimmtes Geschlecht da. Frauen können genauso pumpen gehen wie Männer ins Ballett. Krafttraining ist mir einfach wichtig, und das Sportschiessen ist ein toller Sport. Da geht es auch gar nicht um Gewalt oder ums Kämpfen. Es ist ein Wettkampfsport und er gibt mir Zusammenhalt.
Viele Politiker*innen sagen ja, sie würden sich für KMU einsetzen. Sie selbst sind Dachdecker bei einem kleinen Betrieb. Was muss wirklich besser werden für KMU?
Es gibt zu wenig Betriebe, die Lernende ausbilden. Junge Leute gehen lieber an die FMS. Um den Fachkräftemangel, der gerade im Handwerk ein grosses Thema ist, anzugehen, muss man die Berufe wieder interessanter für Jugendliche machen: einerseits durch Infoveranstaltungen. Aber auch die Löhne müssen steigen: Wegen der Bezahlung wird heute niemand Handwerker.
«Persönlich hat der Reiz, in den Ausgang zu gehen, bei mir abgenommen in den vergangenen Jahren – in die Stadt schon gar nicht, eher auf Dorffeste.»Tiziano Neri, Landratskandidat
Eine Ihrer zentralen Forderungen ist das Absenken der Kriminalitätsrate. Was wollen Sie dafür tun?
Basel ist die kriminellste Stadt der Schweiz. Soweit soll es im Baselbiet, wo die Kriminalitätsrate auch steigt, nicht kommen. Dazu brauchen wir mehr Polizei. Wir müssen mehr für den Beruf werben. Viele Jugendliche finden, die Polizei sei böse – das müssen wir wegbekommen. Prävention an Schulen ist wichtig, genauso wie die Integration von Asylbewerbern und Menschen mit Migrationshintergrund. Aber auch die soziale Aufklärung muss gestärkt werden: Armutsbetroffene müssen wissen, wo sie Hilfe bekommen. Massnahmen gegen Arbeitslosigkeit und Armut gehören also auch dazu.
Sind Sie mit solchen sozialen Forderungen bei der richtigen Partei?
Die SVP ist die Partei für den einfachen Mann, meine Werte sind sind vertretbar für die Partei.
Wie sieht’s mit Klimaschutz aus? Welche Massnahmen sind richtig für den Kanton Baselland?
Die CO2-Emissionen müssen sinken. Dazu müssen wir die Preise für den öV senken, es ist einfach noch zu teuer, vom Auto umzusteigen. Ganz auf Autos können wir aber nicht verzichten. Auch E-Autos können flächendeckend nicht die Lösung sein, denn auch sie sind nicht klimaneutral. Bei extremen Verbrennermotoren wären höhere Steuern sinnvoll. Ich denke, wir können aber auch Emissionen im Verkehr reduzieren, wenn wir weniger Stau haben. Dazu braucht es Sanierungen unserer maroden Strassen.
Wie fahren Sie denn selbst durch den Kanton, wenn Sie in den Ausgang gehen wollen?
Persönlich hat der Reiz, in den Ausgang zu gehen, bei mir abgenommen in den vergangenen Jahren – in die Stadt schon gar nicht, eher auf Dorffeste. Dann mit dem Zug oder mit dem Bus. Ein Auto brauchte ich bisher nicht, zur Arbeit fahre ich nämlich mit dem Töff. Auch das kann man als Hobby von mir bezeichnen.
Bajour kürt täglich eine*n Basler*in des Tages. Baselbieter*innen mitgemeint. Wen würden Sie nominieren?
Da muss ich kurz überlegen.
Ich würde gerne unsere Regierungsratskandidatin Sandra Sollberger nominieren. Ich habe sie mehrmals auftreten sehen. Ich bewundere ihre Energie und wie sie sich fürs Volk einsetzt.
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