Tschantré-Chef: «Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe»
Bis 2035 müssen Öl- und Gasheizungen weg. Der Gewerbeverband findet das unrealistisch. «Absolut bewältigbar», sagt hingegen der Chef der Gebäudetechnikfirma Tschantré.
Beschliessen kann man vieles, deswegen ist es aber noch lange nicht umgesetzt. So auch mit Klimamassnahmen. Bei den Heizungen macht Basel jetzt aber vorwärts. Die Mehrheit des Grossen Rats hat Anfang Juni entschieden, dass Öl- und Gasheizungen bis 2035 durch ökologischere Alternativen wie Fernwärme, Wärmepumpen oder eine Pelletheizung ersetzt werden müssen. In Basel sind das noch rund 12'500 Heizungen.
Bei Politiker*innen von EVP bis SVP kam das schlecht an. Das Gewerbe sei nicht parat für einen solchen Umbau, hiess es. Dieselben Vorbehalte hat auch der Gewerbeverband. Patrick Erny, Leiter Politik, sagt: «Den Heizungsunternehmen fehlen schlichtweg die Fachkräfte, um dieses Tempo und die überambitionierten Ziele einzuhalten.» Zudem gebe es seit der Pandemie und dem Ukrainekrieg Lieferschwierigkeiten im Baumaterialbereich.
ist Leiter Politik beim Gewerbeverband Basel-Stadt, dessen Ziel es ist, die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Region Basel zu vertreten.
Das Gewerbe arbeite auf Hochtouren und leiste seinen Beitrag zur Energiewende. Allerdings sei die ganze Baubranche bereits jetzt stark ausgelastet, viele Unternehmen kommen kaum nach, so Erny. Der Gewerbeverband wirft der Basler Politik fehlendes Realitätsbewusstsein vor: «Es fehlt der Abgleich zwischen Praxis und Theorie.»
Dass wir auf erneuerbar betriebene Heizungen umstellen müssen, ist für Erny klar. «Da stehen wir voll dahinter.» Der ganze Umbau müsse aber wirtschaftlich tragbar umgesetzt werden können.
«Das Dümmste, was ich je gehört habe»
Ganz anders klingt es bei einem, der selbst Heizungen einbaut. «Wir sind parat, ja, gar überparat», sagt Dominik Tschon, Inhaber und Geschäftsführer des Gebäudetechnik-Unternehmens Tschantré. Dass eine Umstellung bis 2035 wegen ausgelasteten Heizungsunternehmen und langen Lieferfristen angeblich nicht möglich ist, verneint er vehement: «Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Nein, aber ehrlich, diese Aussage schockiert mich. Das ist schlichtweg nicht wahr.» Das Ziel sei problemlos machbar, sagt er, «zumal wir in der kleinen Stadt Basel schon so einen hohen Anteil an Fernwärme haben».
ist Geschäftsführer und Inhaber von Tschantré. Das Unternehmen beschäftigt 140 Mitarbeitende und ist spezialisiert auf Gebäudetechnik im Bereich Heizungen, Sanitär und Lüftungen.
Schon heute betreiben die IWB in Basel das grösste Fernwärmenetz der Schweiz und versorgt damit rund 45’000 Haushalte sowie kleinere und grössere Betriebe mit Wärme.
Auch Tschantré spürt die hohe Nachfrage bei Wärmepumpen, auch wegen der hohen Energiepreise. Das führe zu vielen Aufträgen, die Tschantré nicht alle sofort ausführen könne, räumt der Geschäftsführer ein. Und auch den Fachkräftemangel spürt Tschantré, aber, sagt Tschon: «Stand heute ist die Situation absolut bewältigbar, wenn qualifizierte Leute aus dem Ausland hier arbeiten dürfen.» Diese kämen in Basel vor allem aus dem Elsass und Deutschland und sie in der Schweiz zu beschäftigen, sei zwar mit der Masseneinwanderungsinitiative aufwändiger geworden, so Tschon, «aber es ist machbar».
Der Fachmann freut sich über den politischen Entscheid des Grossen Rats, er hat den Umdenkprozess schon lange herbeigesehnt: Die Firma Tschantré hat sich schon vor zwei Jahren entschlossen, bestehende Heizungen nicht mehr durch Gas- und Ölheizungen zu ersetzen. «Das heisst, wir sind schon längstens dabei, genau das zu machen, was jetzt von der Politik beschlossen wurde.»
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Eine Herausforderung sieht Tschantré aber: «Dass man das jetzt entfachte Strohfeuer in den nächsten Jahren nicht wieder politisch abwürgt», erklärt Tschon. «Wenn sich der Ölpreis wieder beruhigt und dann alle Miesepeter kommen und sagen, eine Umstellung sei jetzt doch nicht sinnvoll und machbar, dann haben wir keine Planungssicherheit und DAS ist die grosse Herausforderung in unserer Branche.»
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