«Können uns Fliegen nicht mehr leisten»

Für eine Flugticketabgabe ist unsere Community zu haben – in den Kommentaren der Frage des Tages geht es dann aber vor allem um die Notwendigkeit einer Kerosinsteuer.

Flugzeug viel los
Von wegen Flugscham: Fliegen ist im Trend. (Bild: David Rutschmann)

Der Flugverkehr war viele Jahre für den grössten Anteil des CO2-Ausstosses in der Schweiz verantwortlich. Und wenn auch die Corona-Pandemie die Anzahl an Flugreisen einbrechen liess, ist der Flugverkehr mittlerweile wieder auf Vor-Covid-Niveau

Der Umweltschutzverein Umverkehr plant deshalb eine nationale Volksinitiative, die das Fliegen weniger attraktiv werden lassen soll: Eine Flugticketabgabe, wie sie bereits 2021 einmal vom Stimmvolk als Teil der damaligen CO2-Gesetz-Vorlage abgelehnt wurde. 

Die Idee würde bedeuten, dass die Tickets je nach Flugdauer und -klasse teurer werden sollen. Die Einnahmen würden dann in Form eines Mobilitätsbons für Bus und Bahn der Bevölkerung zurückgegeben werden. Dieser Idee kann unsere Community viel abgewinnen, wie die Abstimmung bei der Frage des Tages zum Thema zeigt.

Anina Ineichen, Grüne
«Als Gesellschaft können wir uns das Fliegen eigentlich schon lange nicht mehr leisten.»
Anina Ineichen, Grünen-Grossrätin

Viele Leser*innen führen darin aus, dass Fliegen heute zu günstig sei. «Als Gesellschaft können wir uns das Fliegen eigentlich schon lange nicht mehr leisten», findet Grünen-Grossrätin Anina Ineichen. Und sie fragt sich, warum ein Flug nach Kopenhagen heute günstiger ist als eine Zugfahrt.

User*in Freudiger antwortet, dass das wohl daran liege, dass es im Flugverkehr einen starken Wettbewerb gebe, während auf der Schiene quasi staatliche Monopole unterwegs seien – so gebe es keine Innovation und Angebotsverbesserung. 

Daraufhin reagiert User*in Trauriger mit dem Verweis darauf, dass die Billettpreise in der Schweiz kostendeckend seien – und die seien eben teurer, weil darin Mehrwertsteuer und Stromsteuer verrechnet sind. Trauriger bezeichnet es als Wettbewerbsverzerrung, dass Fluggesellschaft eine viel geringere Steuerlast auf ihre Tickets hätten als Zugunternehmen.

Lisa Mathys
«Die Besteuerung von Kerosin ist längst überfällig. Dadurch käme man der Kostenwahrheit wenigstens einen Schritt näher.»
Lisa Mathys, SP-Grössrätin

Das wird auch von der restlichen Community immer wieder erwähnt. Technologieentwickler Felix Büthe fragt sich beispielsweise, warum es keine CO2-Abgabe oder Kerosinsteuer gebe. Letztere erwähnt auch SP-Grossrätin Lisa Mathys in ihrer Antwort: «Die Besteuerung von Kerosin ist längst überfällig. Dadurch käme man der Kostenwahrheit wenigstens einen Schritt näher.»

Leserin Marina findet derweil, dass der Hebel vielmehr direkt eine Vergünstigung der Zugverbindungen sein müsste. Sie vermutet, dass eine künstliche Verteuerung der Flugtickets eher zur Folge hätte, dass Menschen mehr auf Autos und Busse ausweichen würden, womit «sich das Problem auf die Autobahn verschiebt». 

Grossrätin Fina Girard vom jungen grünen Bündnis würde daher als bestmöglichen politischen Ansatz günstigere Zugtickets fordern und mit der Kerosinsteuer kombinieren, «damit Kurzstreckenflüge endlich überflüssig werden». 

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Zur Debatte

Sie kritisiert auch, dass wir Schweizer*innen im internationalen Vergleich noch immer besonders viel fliegen. Das merkt auch Steffi an: «Für 80% der Bewohner*innen unserer Erde ist Fliegen gar kein Thema.» (laut einer schwedischen Studie sind es sogar 90 Prozent, die gar nie fliegen).

Doch von einer Begrenzung auf ein Minimum an Flugreisen sind wir in der Schweiz weit entfernt, wie Martin Friedlin aufzeigt, der auf die Passagierzahl*innen an den Flughäfen verweist – am Euroairport wird so viel geflogen, wie nie zuvor. Er vermutet, dass eine Initiative wie jene von Umverkehr ausserhalb der politischen Bubble nicht den Hauch einer Chance haben wird.

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David Rutschmann

Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

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