Alle zurück ins Büro? Nö.
Ab Montag ist die Homeoffice-Pflicht Geschichte. Jedenfalls für jene Unternehmen, die ihre Mitarbeiter*innen testen. Wir haben bei Basler Firmen nachgefragt: Dürfen die Angestellten jetzt wieder im Büro antraben?
Am Mittwoch beschloss der Bundesrat, die Homeoffice-Pflicht ab dem 31. Mai aufzuheben. It’s the modern times, baby: Nicht jede Sitzung muss physisch vor Ort abgehalten werden, alternative Arbeitsmodelle sind möglich, das hat die Pandemie gezeigt.
Zurück zu alten Gewohnheiten, fünf Tage im Büro sitzen – das scheint mittlerweile für die Mehrheit der Büromenschen kaum mehr vorstellbar. Eine Studie der Steiner AG, einer der grössten Immobilienentwicklerinnen der Schweiz, ergab, dass 91 Prozent der Befragten nicht komplett auf das Homeoffice verzichten wollen. 55 Prozent gaben sogar an, auch in Zukunft die Hälfte ihrer Arbeitszeit zu Hause arbeiten zu wollen. Für die Untersuchung wurden 1000 Berufstätige in der Deutsch- und Westschweiz befragt.
Wie gehen Basler Unternehmen vor? Schicken sie ihre Mitarbeiter*innen jetzt wieder fix ins Büro oder ist Homeoffice auch in Zukunft möglich? Wir haben nachgefragt.
Baloise
Die Baloise-Versicherung beschäftigt in ihrer Generalagentur in Basel fünfzig Mitarbeiter*innen. Nach Aufheben der Homeoffice-Pflicht möchte das Unternehmen Schritt für Schritt in eine «Split-Office-Situation» übergehen, sagt Roberto Brunazzi, Kommunikationsverantwortlicher der Baloise Group. «Aber natürlich erst, wenn wir die Massentests durchführen können», sagt er.
Die Baloise hat sich deshalb bereits beim Kanton für Massentests registriert, bisher sei ihr Antrag aber noch nicht angenommen worden. Das liegt daran, dass Firmen Vorrang haben, in denen Abstands- und Sicherheitsregeln nur schwer eingehalten werden können, also eine erhöhte Übertragsungswahrscheinlichkeit oder ein erhöhtes Ausbruchsrisiko herrscht. Dazu zählt die Baloise nicht.
Für die Versicherung ist Homeoffice allerdings nichts Neues: Schon vor der Pandemie war es den Mitarbeiter*innen möglich, von zu Hause aus zu arbeiten. Das wird so bleiben, sagt Brunazzi: «Wir gehen davon aus, dass sich nach Corona ein hybrides Modell aus Homeoffice und Büro durchsetzen könnte.»
Roche
Ähnlich klingt es beim Pharma-Konzern Roche, für den in Basel und Kaiseraugst etwa 11'700 Mitarbeiter*innen tätig sind. Homeoffice war schon vor Corona möglich und wird es auch in Zukunft sein. Dabei sei es aber wichtig, die richtige Balance zu finden, sagt Roche-Mediensprecherin Nina Mählitz. «Die Entscheidung in welchem Umfang Homeoffice für die einzelnen Mitarbeitenden sinnvoll ist, ist eine individuelle Entscheidung im Gespräch zwischen Mitarbeitenden, ihren Teams und Vorgesetzten.»
Während der letzten Monate herrschte in zahlreiche Büros im Roche-Tower gähnende Leere. Homeoffice war aber nicht für alle Mitarbeiter*innen eine Option, beispielsweise in den Labors. «Unter umfangreichen Sicherheits- und Social Distancing-Massnahmen liefen dabei insbesondere die Produktion und der Forschungsbetrieb am Standort weiter», so Mähliz.
Über die Test-Massnahmen des Unternehmens lässt Mähliz nichts genaues verlauten. Nur so viel: «Wir entwickeln derzeit eine Strategie für eine sichere, stufenweise Rückkehr zusätzlicher Mitarbeitenden an die Standorte im Fall einer positiven Bewertung der Lage.»
Basler Kantonalbank
Die Mitarbeiter*innen der Basler Kantonalbank bleiben bis auf weiteres im Homeoffice. Das wird sich erst ändern, wenn sich die Lage gebessert und die Homeoffice-Pflicht an keine Bedingungen geknüpft ist, sagt Patrick Riedo, Leiter der Kommunikation der Basler Kantonalbank.
Die Durchführung von Massentests ist für die Bank keine Option, so Riedo: «Da wir ein schweizweit tätiger Konzern sind, streben wir eine einfache, einheitliche und nationale Lösung bezüglich Tests für alle Mitarbeitenden an. Da diese bisher nicht zur Verfügung steht, setzen wir weiterhin auf Homeoffice, wo immer dies betrieblich möglich ist.»
Schweizweit arbeiten etwa tausend Angestellte für die Basler Kantonalbank. Man wolle auch in Zukunft, wenn die Testpflicht fällt, weiterhin für die Mitarbeiter*innen die Option auf Homeoffice frei lassen. Das sei schon vor der Krise möglich gewesen, sagt Riedo. Angestellte könnten dann 50 Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause leisten.
Callpoint AG
Die national tätige Callpoint AG hat in Basel etwa 220 Mitarbeiter*innen. Die Lockerung der Homeoffice-Pflicht bedeutet für sie aber nicht die Rückkehr ans Bürodesk. Der Aufwand, alle Angestellten wöchentlich zu testen, sei schlicht zu gross, sagt Markus Buser, CEO des Call Centers. «Wir haben entschieden, dass wir bis auf weiteres an der Homeoffice-Pflicht für unsere Mitarbeitenden festhalten, da ein wöchentliches Testen aus logistischen Gründen nicht möglich ist und die Mitarbeitenden das Homeoffice sehr schätzen», sagt Buser.
Auch nach Aufhebung der Testpflicht, soll die Arbeit vom heimatlichen Schreibtisch aus möglich sein. Das Call-Center-Unternehmen will dann auf ein 4:1-Modell umstellen. Das bedeutet, dass es an vier Tagen möglich sein soll, im Homeoffice zu sein und bloss an einem Tag Anwesenheitspflicht im Büro herrschen wird.