Wie läuft's beim Blaggedde-Verkauf, liebe Cliquen?

Die Cliquen haben immer noch Hoffnung auf eine Fasnacht, die diesen Namen verdient. Obwohl noch vieles unklar ist, läuft der Blaggedde-Verkauf für die meisten gut, nur auf der Strasse harzt es.

Fasnacht Blaggedde
Max verkauft schon seit 15 Jahren Blaggede in der SBB-Schalterhalle. (Bild: Samuel Hufschmid)

Blaggedde-Verkäufer Max von der Wagenclique Dänggwäärzli-Waggis wird seit rund 15 Jahren mit seinem Stand in der SBB-Schalterhalle «geduldet», wie er sagt. Dieses Jahr harzt der Verkauf. «Es läuft schlecht», sagt er. Viele Leute wissen offenbar nicht, dass «nur» der Cortège abgesagt wurde, anderes aber stattfinden könnte. So sagen ihm viele: «Fasnacht ist doch abgesagt!» Das sei nicht gut fürs Geschäft. 

Im letzten Jahr seien die Solidarität – und der Umsatz – viel grösser gewesen, sagt Max. Die tiefen Verkaufszahlen treffen die Dänggwäärzli-Waggis hart: «Gerade für uns Waage-Cliquen ist der Blaggeddeverkauf enorm wichtig, weil wir hohe Fixkosten für den Wagen-Stellplatz haben.»

Regierung entscheidet Anfang Februar

Die Basler Regierung will Anfang Februar kommunizieren, ob und in welcher Form eine Fasnacht stattfindet. Die Hoffnungen in der Fasnachtsszene sind gross, dass ausser dem abgesagten Cortège eine «normale» Fasnacht stattfinden kann.

Zumindest steht schon mal fest, dass die Anlässe des Schnitzelbangg-Comités im Theater Basel und im Schauspielhaus über die Bühne gehen können (mit 2G-Regel für alle ab 6 Jahren). Der Vorverkauf startet am 9. Februar.

Auch Arafa merkt, dass dieses Blaggedde-Jahr noch nicht so gut läuft. Er steht seit 20 Jahren jedes Jahr vor dem Pfauen in der Freien Strasse und versucht, die kupfernen, silbernen und goldenen Anstecker unters Basler Volk zu bringen.

Dieses Jahr laufe miserabel. «Gestern habe ich insgesamt nur zwölf Blaggedden verkauft», sagt er. Vor Corona seien es regelmässig 150 oder 200 pro Tag gewesen. Auch er sagt: «Die Leute meinen, es finde keine Fasnacht statt.»

Blaggedde Fasnacht 2022
Steht vorm Pfauen und wir seine Blaggede nicht gut los: Arafa. (Bild: Samuel Hufschmid)

Während die Stimmung bei den Strassenverkäufer*innen im Keller ist, zeigen sich die Cliquen insgesamt zufrieden, sie spüren eine grosse Solidarität unter ihren Stammkund*innen – egal, ob die Fasnacht stattfinden kann oder nicht.

«Wir verkaufen etwa so viel wie letztes Jahr», sagt Andreas Kurz, Obmann der VKB, der ältesten Basler Clique. Die Blaggedden gingen gut weg, wenn auch nicht so sehr wie 2020, als erst ein paar Tage vor der Fasnacht alles abgesagt wurde. «Wir sind grundsätzlich nicht unzufrieden, aber es könnte ein bisschen mehr sein.» Letztes Jahr hätten sich die Blaggedden erstaunlich gut verkauft – dafür, dass es keine richtige Fasnacht gab. «Ich gehe davon aus, dass die Verkäufe noch steigen würden, falls bald bekannt wird, dass es eine Fasnacht gibt.»

Florian Stähli, Obmann der Spale-Clique, sagt: «Die Bestellungen liegen ungefähr in dem Bereich von 2021.» Damit sehe es auch für dieses Jahr nach leicht weniger Verkäufen aus als noch vor Corona. Die Spezi-Clique bemerkt keine grossen Einbrüche, auch hier laufe es so wie letztes Jahr. Die Clique habe trotz der Widrigkeiten nur etwa zehn Prozent weniger verkauft als 2020. Das freut Obmann Thomas Kissling: «Es gibt ziemlich viel Solidarität mit der Fasnacht.»

Blaggedde 2022
So sieht die Blaggedde 2022 aus. (Bild: Comité)

Die Schineblooser-Waggis sind bisher zufrieden mit den Blaggedde-Verkäufen. «Bis jetzt ist es sehr gut, unsere Stammkundschaft nimmt immer etwas ab», sagt Obmann Alexander Müller. Er freue sich über die grosse Solidarität. «Wir hoffen, wir können noch mehr verkaufen, aber man merkt schon jetzt, dass die Leute in Basel uns unterstützen.» 

Müller hofft fest darauf, dass die drey scheenschte Dääg stattfinden können. Am Morgestraich laufe das Geschäft wie geschmiert. «Wenn wir ab 6 Uhr am Claraplatz stehen, gehen die Blaggedden weg wie warme Weggli.» Hundert in einer halben Stunde zu verkaufen, sei dann nichts Ungewöhnliches, sagt Müller. «Aber wir wissen ja noch nicht, ob es einen gibt!»

Von Seiten des Comités gibt es noch keine Einschätzung zu den Verkäufen. Eine erste Zwischenbilanz lasse sich erst in anderthalb Wochen ziehen, wenn die Verkäufer*innen wieder zurückkommen und neue Blaggedden bestellen. Das Comité ist aber zuversichtlich: «Wir erhoffen uns, dass in dem Moment, wo die Regierung sagt, was möglich ist, wir noch einen Schub erfahren, weil die Leute dann eher bereit sind, eine Blaggedde zu kaufen.»

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Samuel Hufschmid

Samuel hat als Lokal- und Datenjournalist bei «20 Minuten» und der «bz Basel» gearbeitet, ehe er als Gründungsmitglied zu Bajour wechselte. Er prägte den Start des «Basel Briefings» und hat mehrere Crowd-Recherchen wie «wem gehört Basel?» verantwortet. Zusammen mit dem Datenjournalismus-Team von SRF hat er für Bajour übers Schwingen recherchiert und wurde 2023 mit dem «Swiss Press Award» ausgezeichnet. Seit 2024 gehört er der Geschäftsleitung an und kümmert sich um Marketing und Produktentwicklung.

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