Linard Bardill: Ein Konzert mit besonders viel Furz

Richtig gelesen: Furz. Aber auch Herz. Gärngschee Kultur war bei Linard Bardill im Bündnerland und es war herrlich. Hier gibt's einen Blick hinter die Kulissen!

DSC00844
Immer mit viel Fantasie: Kinderlieder-Macher Linard Bardill

Um zehn Uhr morgens setzt sich das Bajour-Team – bestehend aus Elias Buess, Anna Dippert, Martin Schaffner und Tim Ferns – corona-gerecht in einen weissen Kastenwagen und fährt los. Von Basel ins Bündnerland, nach Scharans soll es gehen!

d2727cc0-0cf8-44cd-9708-002f24b64696
Unsere Crew hochprofessionell: Gesichtsmasken und Hemden sind farblich abgestimmt.

Dort wohnt Linard Bardill, Kopf und Stimme hinter heissgeliebten Kinderlied-Klassikern wie etwa «Mini Geiss». Obwohl es bei ihm mehr wie «Mini Gaiss« klingt, denn Bardill singt im herrlichsten Bündner Dialekt:

Diese Stimme soll am Nachmittag des Ostersonntags Hunderte, ja am liebsten Tausende von Kindern beglücken. Linard Bardill, so will es unser Plan, soll von seinem Atelier in Scharans per https://gaerngscheekultur.bajour.ch in die Schweizer Stuben gestreamt werden. Dabei sollen die Zuschauer*innen für die Kinderhilfe Sternschnuppe spenden können, dessen Botschafter Bardill ist. Und Elias und seine Truppe sind unterwegs, um das zu ermöglichen.

Auch unser Hausmoderator Daniel Faulhaber reist an – schön entspannt mit der SBB:

134da010-242e-4ae8-8c01-c20edb21b9f0
Hallo Kinder!
Du suchst die Gaiss unter all den Ziegen?

Derweil wartet Linard Bardill in seinem Tempel von einem Atelier auf unsere Crew. Ganz richtig: T e m p e l. Als Bardill das Gebäude mit dem Architekten Valerio Olgiati konzipierte, war oberste Priorität die absolute Funktionslosigkeit. Deshalb hat das Gebäude auch keine Fenster, keine Zimmer, kaum etwas, was man einem Haus zuweisen würde. Es ist ein runder Raum ohne Decke, mit einem kleinen überdachten Teil, wo Linards Computer steht.

Dem Schweizer Fernsehen sagte Bardill einmal: «Der Wunsch damals war, ein absolut nicht-funktionales Gebäude zu machen.» Mehr Kultstätte als Haus, also. Laut Bardill faszinieren uns nämlich nur jene Dinge, die wir nicht vollständig begreifen. Und das sollte es werden: Nicht vollständig begreifbar, dafür umso bestaunbarer. Was doch herrlich zu einem Kinderlieder-Macher passt. Chiuso architektonischer Exkurs.

Nur noch dies: Wir sind uns nicht ganz sicher, ob das so endgültig stimmt – dem Elias sagte Bardill nämlich was ganz anderes:

Ob architektonisches Meisterwerk, das uns das Kindsein zurückbringt oder pragmatische Panorama-Lösung – das Atelier eignet sich in seiner Kuriosität hervorragend als Kulisse für so ein Kinder-Konzert. Mindestens so hervorragend wie Daniel Faulhabers Jacke, die rotweiss gestreift ist und mit ihren kleinen aufgedruckten Schiffen und Leuchttürmen wie direkt einem Abenteuer von Luki und Wilhelmine entsprungen scheint. Ahoi!

Bardill und sein Freund Bruno am Kontrabass machen erst einen Soundcheck, dann geht jeder der drei Akteure noch ein bisschen in sich:

Ohne Titel
Bruno, Dani und Linard in den Minuten vor dem Start.

Und dann, pünktlich um 16 Uhr: Kamera läuft!

Ähh..doch noch nicht ganz, es gibt noch ein paar kleine Probleme mit dem Ton. Während die kleinen (und grossen) Zuschauer*innen, die jetzt bereits aufgeregt vor ihren Bildschirmen warten, langsam ungeduldig werden, gibt unser Team alles und kann nach ein paar Minuten senden.

Ohne Titel
Recht hat er.

Und da stehen sie, schöner als jeder Tigerentenclub das jemals hinkriegen würde: Daniel Faulhaber und Linard Bardill vor der rosettenverzierten Atelierwand. Daniel stellt Fragen, die wir von kleinen Fans gestellt bekommen haben, etwa von Hanna: Ist Arianna von ihrem Lieblingslied seine Tochter? Bardill verneint, aber wenn er eine gehabt hätte, es wäre Arianna: dieser Freiheitsdrang! Das hätte ganz gut gepasst.

Oder von Susanne: Wie pfeift man wie Linard Bardill? Ganz einfach, sagt er: Kaffee trinken oooder Honig essen! Denn wenn man Kaffee trinkt, gibts ganz ein spitzes Müüli. Und dann muss man fleissig üben, dafür hat man ja jetzt genug Zeit.

Spaghetti oder Omeletten?

Noch eine letzte Frage bevor Linard anfängt: Ist er Team Spaghetti oder Team Omelette? «Spaghetti am Mittag, Omeletten am Abend!» sagt er. Und ganz wichtig: Am Abend mit ein bisschen Zucker, das helfe ihm beim Schlafen.

Kinder, das habt ihr nicht gehört.

Dann ruft Linard: «Bruno, jetz fangemer aa!»

DSC00866
Und los geht's!

Und Linard wäre nicht Linard, wenn das Konzert nicht eigentlich eine Geschichte mit eingebauten Liedern wäre. Es geht um Luki, den kennen alle Bardill-Fans, das ist der mit dem selbst gebauten Flugzeug, der einen Zirkus macht. Er nennt ihn Zirkus Salamabara (gar nicht mal so einfach auszusprechen, liegt wohl am Alter. Denn die Kinder sagen es mühelos nach: Sah-lah-mah-bah-rah!) und es tritt auf: ein Bär. Aber woher nehmen, den Bär?

Keine Ahnung, sagt Gaiss Wilhelmine. «Aber du bist die Gaiss, die alles waiss!» sagt Luki, womit er recht hat. Also hirnt sie: Hirni-Birni, Hirni-Birni, Hirni-Birni...

Bildschirmfoto 2020-04-12 um 19
So geht Hirni-Birni.

Und dann kommt's ihr in den Kopf geflogen: Sie müssen in den Kaukasus! Also fliegen sie – Akradabara Salamabara, fliege Ziege! – direkt in einen Heuhaufen. Das ist zwar nicht der Kaukasus, aber dafür ist da Martin mit seinem Esel. Auch gut, denn der lässt sich wunderbar nachmachen mit seinen Lampi-Ohren. Was sogleich von den Zuschauern vor Ort Gino und Sina vorgemacht wird. Und von den Zuschauern zuhause auch. Ohra montiara!

7adc8bee-b2bf-4ffd-abed-e81b84b392c2
Von zuhause aus: Dimitri (22) und Chef Hansi machen auch mit.

Trotzdem: Es muss ein Bär her. Martins Idee nach etwas Hirni-Birni: Ein Tiger! Luki ist nicht überzeugt. Er will einen Bären. Dann macht Annika Hirni-Birni und hat auch eine Idee: Murmali! Die wohnen in Höhlen, wie die Bären. Vielleicht können die Luki helfen. Luki leuchtet das ein. Also:

Akradabara Salamabara, fliege Ziege!

Und furzen! Das Furzen mit dem Mund ist ganz wichtig. Ohne Furz kein Flug.

Luki und Wilhelmina und Martin und Annika landen dank tüchtigem Furzkonzert tatsächlich im Munggaloch bei den Murmeli. Die kennen keinen Bär, wollen aber mit in den Zirkus. Also heisst es wieder rauf auf die Ziege! Zusammen mit 15 Bündner Murmali. Da brauchts besonders viel Furz.

DSC00874
Wenn das mal kein Tempel ist...

Am Ende der Geschichte gibt's eine tolle Lösung für den Zirkus und zwar...nein, Halt! Das verraten wir jetzt nicht. Hört lieber selbst
.

Und dann singt Linard noch ein letztes Lied. DDas Lied, das die ganze Veranstaltung auf den Punkt bringt: Khum, tanz mit mir das Läba, wil das Läba tanzt üs lengscht. Verlora isch was wir nid gäbad und gfunda isch was du verschenksch.

Danke, lieber Linard Bardill, es war herrlich! Und mach's gut!

Oder, um es mit deinen Worten zu sagen: Mach's guat, oder no besser!

_________________

Das war der Auftakt zu einer Reihe von Kinderkonzerten, die wir planen. Immer mit Blick auf die aktuellen Regeln des Bundesamts für Gesundheit und damit ohne absolute Gewähr:

  • 19. April // Laurent & Max // 16 Uhr
  • 26. April // Anna Gosteli // 16 Uhr
  • 3. Mai // Boni Koller und Elena Mpintsis «Ffftsch und das Wetter» // 16 Uhr

Das könnte dich auch interessieren

Tanz GIF BajourBeat Brainchild

Jan Soder am 16. Dezember 2024

Brainchild – «In the Darkness»

Das Pop-Trio meldet sich nach zwei Jahren scheinbarer Pause mit einer nostalgischen Hymne zurück und verspricht noch mehr neue Musik und zwar «nicht wenig».

Weiterlesen
Boris Jacot Hip Hop Festival Basel

Lukas Nussbaumer am 12. Dezember 2024

Den Basler Hip-Hop aufleben lassen

Die goldenen Hip-Hop-Zeiten Basels sind Geschichte, die Szene steckt im Sumpf. Ein neues Festival in der Kaserne – mit Rap, DJing, Breakdance und Graffiti – soll die Wende bringen. Kurz vor dem Event am Samstag sind die meisten der 500 Tickets bereits weg.

Weiterlesen
GIF Luci Bling BajourBeat

Jan Soder am 09. Dezember 2024

Luci Bling – «Gloss und Hype»

Das Was-Das?-Mitglied sucht auf der Debüt-EP den eigenen Sound zwischen Rap und Hyperpop. Im Interview vergleicht Bling das Soloprojekt mit der Rapgruppe und verrät, dass es schon weitere Songskizzen gibt.

Weiterlesen
Tanz Gif Laurel Bloom BajourBeat

Jan Soder am 02. Dezember 2024

Laurel Bloom – «Riddles Of My Youth»

Der Drummer von Malummí und Weird Fishes bestätigt mit der zweiten Single als Solokünstler seine Singer-Songwriter-Skills. Im Interview verrät er, wann die nächsten Songs erscheinen und wieso darin der Boden knarzt.

Weiterlesen
Naomi

<a href="https://www.trust-j.org/30009" target="_blank"><img src="https://www.trust-j.org/fileadmin/templates/layout/img/trustj-logo.png" width="150" /></a>

Bei Bajour als: Ideenschleuder, Gaspedal, Podcasterin

Hier weil: keine Lust mehr auf Verlagsbunker

Davor: Kulturredakteurin bei Tageswoche, bz, SRF Kultur

Kann: Zuhören

Kann nicht: Witwen schütteln

Liebt an Basel: Die Gipfeli im Damatti, der Schnaps im goldenen Fass, die Seerosen im Beyeler.

Vermisst in Basel: Einen anständigen Glacéladen. Nein, auch das Acero reicht meinem verwöhnten Berner Gaumen nicht. (Gelateria, zu Hilf!)

Interessensbindungen: Reporterforum (Vereinsmitglied), Medienfrauen Schweiz, Podcastlab Schweiz (Gründermitglied)

Kommentare