Hurra, die Schule beginnt
Heute Montag ist Schulbeginn. Wir wollten deshalb von Ada (9) und Erijon (12) wissen: Was würden sie an der Schule ändern, wenn sie die Macht hätten? Zuvorderst auf der Prioritätenliste: Weniger Uffzgi und länger schlafen.
08/16/21, 02:08 AM
Aktualisiert 08/16/21, 07:06 AM
Erijon (12) und Ada (9) haben klare Vorstellungen, wie die Schule sein sollte. (Foto: David Sieber)
Für Ada und Erijon ist klar: Hausaufgaben sind doof. Sie wissen, wovon sie reden. Ada ist 9 Jahre alt und kommt heute in die 4. Klasse des Neubad-Schulhauses, Erijon ist 12 Jahre alt und beginnt die Sek im Vogesen-Schulhaus.
Die beiden Kinder haben eine Umfrage zum Thema «Mehr Freiheit in der Schule» mitentwickelt, die derzeit in den Basler Primarschulen läuft (siehe Kasten). Dabei hat sich herausgestellt: Vielen Kindern liegen die Hausaufgaben auf dem Magen. Erijon sagt: «Man sollte die Uffzgi abschaffen und lieber besser aufpassen im Unterricht.». Hausaufgaben könne es schon geben, findet Ada, aber nur, «wenn man nachholen muss, weil man was verpasst hat im Unterricht».
Derzeit läuft in den Basler Primarschulen eine von Kindern entwickelte Umfrage, zu den vier Themen «Angst vor schlechten Noten», «der Unterricht beginnt zu früh», «Lerninhalte selbst mitbestimmen» und «Hausaufgaben anders organisieren». Durchgeführt wird die Umfrage von der Gruppe «Mehr Freiheit in der Schule» der KinderMitWirkung, die wiederum vom Kinderbüro Basel und dem Erziehungsdepartement Basel-Stadt unterstützt wird.
Bereits haben gegen 100 Kinder an der noch bis Anfang September laufenden Umfrage teilgenommen. Und die bisherigen Resultate lassen aufhorchen:
Die Ergebnisse werden dann am 15. September, dem «Tag der Demokratie», auf dem Marktplatz vorgestellt – am liebsten natürlich gleich Conradin Cramer, dem Chef des Erziehungsdepartementes, selbst, sonst aber sicher seiner zuständigen Mitarbeiterin. Die Kindermitwirkung Basel stellt an dem öffentlichen Podium auch weitere Projekte vor. So hat eine andere Gruppe Kinder einen Speakerscorner konzipiert.
Wir haben die Beiden in den Sommerferien zum Gespräch getroffen. Ada und Erijon haben sich ihre Argumente gut zurechtgelegt, man merkt, dass sie sich schon länger mit dem Unterricht auseinandersetzen und wie ernst sie die Schule nehmen. Ada redet etwa konsequent von «arbeiten», wenn sie über die Schule spricht. In vielen Themen sind die beiden Kinder ähnlicher Meinung, aber nicht in allen.
Neben den Uffzgi, die für Ada und Erijon abgeschafft gehören und wenn nicht, dann zu einer Wochenaufgabe umgebaut werden sollten, liegen den Kindern folgende Themen am Herzen (oder auf dem Magen):
Beide sind voll für Noten.
Einig sind sie sich auch, dass die Schule zu früh anfängt, nicht aber, wann sie anfangen sollte:
Ändern möchte Ada auch die Ferienverteilung ändern, während Erijon sie nicht antasten will:
Auch in Sachen Selbstbestimmung und Eigenverantwortung sind sich die Beiden nicht einig. Bis auf eine Ausnahme, die Sache mit der Klassenzusammensetzung:
Sonst gehen die Meinungen schon etwas auseinander:
Zum Unterricht selbst haben die Beiden zwei gemeinsame Präferenzen: mehr Sport und weniger Deutsch. Ansonsten:
Und wie liefs während der Corona-Zeit, als man nicht in die Schule konnte?
Auf was freuen sie die Beiden besonders heute Montag?
Unter dem Strich wird also klar: Ada und Erijon wollen keine Hausaufgaben, weniger Noten, länger schlafen, mehr Turnen und weniger Deutsch. Was halten Pädagog*innen von diesen Vorschlägen? Wir haben Erziehungswissenschaftlerin Trix Cacchione, Professorin für Entwicklungspsychologie» an der FHNW, gefragt. Ihre Antworten kannst du morgen bei uns lesen.
(Foto: Screenshot Facebook)
Wie nennt man die Hausaufgaben auf Baseldytsch korrekt? Weil wir uns auf der Redaktion nicht einig waren, fragten wir die Facebook-Gruppe Baseldytsch. Und siehe da, es heisst Uffzgi. Mit zwei F wohlverstanden, so wie es der verstorbene Basler Mundartpapst Ruedi Suter festgeschrieben hat. Allerdings sagen die heutigen Kinder oft Huusi. Oder ganz klassisch Ufgoobe. Wie auch immer sie genannt werden, lästig sind die Hausaufgaben allemal.
__________
David Sieber ist nicht nur Journalist, sondern auch ehrenamtlich im Vorstand des Kinderbüros tätig.
Die stylischen Bajour-Socken gibt's bei Tarzan.
Wird geladen