Wenn du das liest, checkst du NFTs. Versprochen.
Alle reden über NFTs, auch an der Art Basel. Für digitale Kunst gilt die Technologie als Revolution. Ein Rundgang durch die VOLTA Basel klärt auf.
Let’s start with the basics: NFT ist nicht Kunst. NFT ist eine Technologie, die auch in der Kunst eingesetzt wird. Und zwar in der digitalen. Denn nicht nur Gemälde mit Ölfarben oder Skulpturen aus Bronze sind Kunst, sondern auch auf einem iPad gezeichnete Porträts oder Performances auf Video. Dazu braucht es erst mal keine NFTs.
Will man diese digitalen Werke aber verkaufen, beginnen die Probleme. Denn: Wie stellt man sicher, dass ein Werk nicht tausendfach in den Weiten des Internetz kopiert und als behauptetes Original weiterverkauft wird? Das Zauberwort: NFTs. Sie ermöglichen es, Originale von digitalen Kunstwerken zu besitzen.
Okay, das erklärt noch immer nicht, was zur Hölle diese NFTs sind. Auf einem Rundgang durch die VOLTA Basel vermitteln NFT-Kenner Guy Heimburger, Galerist*innen und Künstler*innen die Basics.
Hier sechs Learnings aus diesem NFT-Walk:
Wir von Bajour empfehlen die Volta Art Fair (13. bis 19. Juni). Preisgekrönt und preiswert!
1. Everything changed with the blockchain
Wie sind wir überhaupt zu NFTs gekommen? Blockchain, baby! Diese Technologie ermöglicht es, digitale Kunstwerke – und überhaupt Inhalte – «tatsächlich» zu besitzen. Klingt abstrakt, aber die Idee ist gar nicht so kompliziert. Wenn ich mit meiner Kamera ein ausgezeichnetes Foto mache und ich dieses auf meiner Website verkaufe, kann es trotzdem tausendfach kopiert, gescreenshottet, weiterverbreitet werden. Am Ende weiss niemand mehr, wer ursprünglich auf den Auslöser gedrückt hat, wer das Foto erworben und wer es illegal kopiert hat. Blockchain zu Hilf.
Mit dieser Technologie werden Informationen über Urheber*innen und Käufer*innen unveränderbar abgespeichert, also quasi beim entsprechenden Kunstwerk für ewig hinterlegt. Und dafür braucht es, jetzt kommts, ein «Non Fungible Token», ein NFT. Dieses Token ist wie ein Security Code, ein unfälschbarer Schlüssel, der mit dem Werk verbunden ist. Weil Informationen auf der Blockchain nicht gelöscht werden können, lässt sich so der Weg eine*r Urheber*in über alle nachfolgenden Besitzer*innen eines Werks verfolgen.
2. Bilderrahmen & Bildschirme
Auf der Suche nach den NFT-Kunstwerken begegnet man auch ganz analog aussehenden Bildern, manche sind schön eingerahmt. Die Galerie Vioventi Art präsentiert ihre NFT-Kunstwerke als Ausdrucke. Aber Achtung, das heisst, wir betrachten hier nicht die Originale. Denn die sind digital. Aha. Also ein zweites Learning: NFT-Kunstwerke sind im Original digital, aber man kann sie ausdrucken. So ähnlich wie ein Poster.
Bei anderen gibt es aber auch die originalen NFT-Kunstwerke auf Bildschirmen zu sehen, zum Beispiel diejenigen von Pedro Blas bei der Galerie Katapult. Das fasziniert – und verwirrt. Könnte ja auch eine Installation sein, also ein Bildschirm als Kunst. Dass hier Aufklärungsbedarf besteht, wird auf dem Walk spürbar. «So this is not the piece», erklärt der Galerist den staunenden Betrachter*innen des prominent platzierten Bildschirms. «This is just a screen.» Ertapptes Lachen, jä soo. Wenn man eines der Werke kaufe, die hier über den Screen flirren, könne man es auf einem eigenen Bildschirm ansehen.
Aber, bevor du jetzt enttäuscht bist: Es gibt sie, die NFT-Bildschirme. Zum Beispiel beim Stand der Casagalleria und dem Künstler Yuri Catania, er hat so einen. Diese Screens sind mit Sicherheit noch viel cooler, als hundskommune PC-Bildschirme – aber das ist Stoff für eine andere Geschichte.
3. Collectable originals
Wenn man ein NFT-Kunstwerk kauft, besitzt man «one of a kind». Ein Original, also wie ein waschechter, unterschriebener Picasso mit Kaufvertrag und allem. Oder so. Schon die Picasso-Bilder sind ja nicht gerade easy zu kopieren, aber bei NFT-Kunstwerken soll das noch unglaublich viel schwieriger sein. Remember? Die Blockchain weiss alles und ganz besonders weiss sie, wer das Original besitzt. Zumindest ist das die Idee.
Mit NFT werden dank attestierter Originalität ausserdem alle denk- und undenkbaren digitalen Inhalte sammelbar. Ein Video einer Performance, ein selbst designtes T-Shirt in einem Videogame – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
4. It’s all about community
«We are in a community now», erzählt der Italienische Künstler Yuri Catania (der mit dem NFT-Bildschirm) den interessierten NFT-Walker*innen. Für ihn scheint das eine der wichtigsten Veränderungen, die NFTs gebracht haben: «Mein Name bleibt in der Chain, wenn ich das Kunstwerk verkaufe.» So werde er mit den Leuten verknüpft, die seine Arbeit unterstützen.
5. Bonus: Preis
Wenn du dir an dieser Stelle bereits den Schweiss von der Stirn wischst, hol zuerst nochmal tief Luft, bevor du weiterliest. Beim Preis wirds nämlich nochmals hirnlastig: Beim Kauf von NFT-Kunstwerken kommen nämlich Kryptowährungen zum Einsatz. Beim Walk oft genannt wird zum Beispiel Ether (Bonuswissen: die älteste Kryptowährung ist Bitcoin), auch die Preise bei den Kunstwerken sind zum Teil so angeschrieben.
Wie bei anderen Währungen schwankt der Kurs auch bei den Kryptos, zur Zeit sind viele auf einer ziemlichen Talfahrt. Die ausgestellten NFT-Werke seien deshalb aktuell sozusagen «on sale», erklärt eine der Ausstellerinnen. «It’s a little bit like the stock market», findet sie.
6. Lohnt sich das?
Wir hüten uns, hier Empfehlungen auszusprechen. Schenkt man den Versprechen der Digitalisierung aber Glauben, steht uns ein Leben im Metaverse bevor – zumindest in Teilen. Der VOLTA-Guide schätzt, dass es einen regelrechen NFT-Boom geben wird, wenn das Metaverse erst mal für die breite Bevölkerung bereit ist. Eine Entscheidung für NFTs ist also vielleicht auch ein Votum zugunsten der aktuellen Entwicklungen Richtung Metaverse.
So weit, so klar?
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