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Böotlifahren

O Captain, wann bringst du uns wieder auf den Rhein?

Basel liegt bekanntlich quasi am Meer. Doch im Moment liegen die Personenschiffe vor Anker: das «Rhytaxi» fürchtet um seine Existenz, der «Rhystärn» hofft auf den Bund.

04/29/20, 02:33 PM

Aktualisiert 04/29/20, 04:23 PM

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Es fahrt kei Schiffli dr Rhy ab.

Es fahrt kei Schiffli dr Rhy ab. (Foto: zvg Rhytaxi)

Endlich, endlich kann René Didden wieder auf den Rhein! Seit März lagen sein Rhytaxis wegen Corona vor Anker. Doch letzten Donnerstag machte er erstmals wieder eine  Taxifahrt – natürlich nur mit vier Gästen, wegen der Fünfpersonen-Regel des Bundesrats. 

Finanziell lohnt sich das für den Unternehmer nicht: «Es ist mehr ein Dienst für die Kund*innen als ein Geschäft», sagt Didden. Denn eigentlich hat das Rhytaxi eine Kapazität von zwölf Personen und lebt von Event und Gastronomie.

Didden, der Sohn eines Rheinschiffkapitäns, besitzt vier Rhytaxis. Corona ist für sein 19-jähriges Geschäft «verheerend», dabei hatte das Jahr 2020 so gut angefangen. «Die Nachfrage nach den Flusstaxis war schon Anfang Jahr gross, ich fuhr über Budget».  Dann kam der Stillstand.

Rhytaxi-Gründer René Didden

Rhytaxi-Gründer René Didden (Foto: zvg Rhytaxi)

Jetzt wird der Lockdown für das «Rhytaxi» zur Existenzfrage, wie bei so vielen kleinen Betrieben. Die Einnahmen bleiben aus, doch Fixkosten wie die Miete der Liegeplätze und Büros sowie der Unterhalt der Schiffe fallen trotzdem an.

Im Moment finanziert sich Didden über den kantonalen Covid-19-Kredit für Selbstständige. Doch er freut sich auf den 11. Mai*, dann darf die Gastronomie wieder öffnen, hat der Bundesrat am Mittwoch entschieden. «Die Corona-Massnahmen wurden für mich langsam zum Problem.» Länger als drei Monate könne er ohne Gastronomie nicht mehr durchhalten. 

Der «Rhystärn» vermisst das Feriengefühl

Auch der «Rhystärn» liegt seit der Fasnacht vor Anker. Die neun Millionen Franken schwere Jacht ist das Schmuckstück der Basler Personenschifffahrtsgesellschaft (BPG), sie ist 69,9 Meter lang, 11,4 Meter breit und fasst bis zu 350 Personen. Die BPG gehört dem Kanton; sie hat insgesamt drei Schiffe, beschäftigt 32 Angestellte und verbucht einen Umsatz von rund sechs Millionen Franken pro Jahr.

Der «Rhystärn» vor Corona.

Der «Rhystärn» vor Corona. (Foto: zvg BPG)

Normalerweise. Doch jetzt sind die Umsätze «bei null», sagt der Direktor der BPG, Peter Stalder: «Wir machen uns Gedanken, wie diese Situation zu bewältigen ist und stehen mit dem Kanton als Eigentümer im Austausch.»

Bitte nicht drängeln

Mit dem Kanton Basel-Stadt im Rücken hat die BPG finanziell grössere Reserven als das «Rhytaxi», dennoch sagt Peter Stalder: «Unsere Schiffe stehen für ein Gefühl von Freiheit, einer Auszeit vom Alltag und lokalen Genuss – natürlich schmerzt es entsprechend, die Schiffe im Hafen liegen zu sehen.»

Im Moment bereite man sich auf eine allfällige Lockerung der Corona-Massnahmen vor. So überlegen sich Stalder und sein Team, wie man die Passagiere coronasicher ein- und aussteigen lassen kann, ohne dass es ein Gedränge gibt. «Wir können nicht einfach zum Alltag vor Corona zurückkehren», sagt Stalder, gibt sich aber optimistisch: «Wir werden gemeinsam Lösungen finden».

Die Hoffnung, sie ist beim kleinen «Rhytaxi» von René Didden und beim grossen «Rhystärn» von Peter Stalder dieselbe: Bald wieder viele Gäste auf den Fluss zu tragen. Damit Basel sein Meerfeeling zurückbekommt.

*In der ersten Version des Artikels stand: «Doch Didden hofft, dass der Bundesrat bald entscheidet, wann die Gastronomie wieder öffnen kann. «Die Corona-Massnahmen werden für mich langsam zum Problem.» Er hofft, noch drei Monate durchhalten zu können. Kurz nach Erscheinen des Artikels gab der Bundesrat bekannt, er wolle die Gastronomie langsam wieder öffnen, deshalb passten wir den Artikel an. (afo)

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