Auf der Suche nach einer fairen Bank

Eine Bank deren Manager*innen lieber für eine bessere Welt schaffen, statt für ihre Ego-Boni – gibt es das? Es gibt sie. Bajour hat für dich nach fairen Banken gesucht und zudem ein paar Möglichkeiten gefunden, mit deinem Geld Sinn und Wert zu stiften.

Banken Bankverein
Wo sind sie? (Bild: KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS / BAJOUR)

«Was wir heute erleben, wäre nicht möglich gewesen, wenn die Schweiz die Vollgeld-Initiative angenommen hätte», sagt Hansruedi Weber, der jahrelang für die Annahme der Volksinitiative gekämpft hatte und auf die Übernahme der Credit Suisse durch UBS anspielt. «Aber die grosse Ernüchterung war dann da», erinnert er sich. 2018 wurde die Initiative für «echtes Geld», die praktisch durchgehend bekämpft wurde, mit 75,7 zu 24,3 Prozent deutlich abgelehnt.

«Es muss halt schlimmer kommen, bis ein gesellschaftlicher Wandel einsetzt», so Weber über den Tenor, der unter den Abstimmungsverlierer*innen dominierte. Die Initiative ging verloren, die Debatte blieb: Heute mehr denn je steht das vorherrschende Wirtschaftsmodell in der Kritik. Sei es, weil es zur Ausplünderung der Erde führt, oder eben zu wirtschaftlichen Auswüchsen, wie bei der Credit Suisse. Eine Chance sieht Weber, ernüchtert nach der Abstimmungsniederlage, in lokalen, gemeinschaftlichen Vorhaben, die ein klares «Gemeinwohlziel» ins Zentrum stellen.

Man könnte behaupten, dass es mit dem Credit-Suisse-Debakel schlimm genug gekommen ist. Für manche Menschen ist deshalb jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Bank zu wechseln. Aber wohin? Bajour stellt einige Möglichkeiten vor, sein Geld mit (mehr oder weniger) gutem Gewissen anzulegen.

Die Gemeinschaftsbank 

«Geldprozesse bewusst und verantwortungsvoll gestalten». So wirbt die Freie Gemeinschaftsbank mit Sitz an der Meret Oppenheim-Strasse in Basel für sich. Die 1984 gegründete Bank orientiert sich an der Anthroposophie Rudolf Steiners. Was das Handwerk angeht, handelt sie jedoch konservativ, geht also möglichst keine oder nur geringe Risiken ein. Ihre Bilanzsumme beträgt 368 Millionen Franken (2021), die Anzahl Mitarbeitenden beträgt 28, die Zahl Kundinnen beträgt 5367. Getragen wird die Bank von 2690 Genossenschafter*innen. Die Kreditnehmer*innen werden veröffentlicht, bei den Gebühren und Zinsen ist die Gemeinschaftsbank transparent. «Man muss sich überlegen, was man mit seinem Geld macht», warb das Gründungsduo Annegreth Drenkhahn und Paolo Wegmüller in den 80er Jahren für sich und ihre Anliegen.

Die Alternative Bank

«Mensch statt Maschine» – das war eines der Mottos von Pierre Fornallaz, dem Co-Gründer des Ökozentrums Langenbruck/BL und der Alternativen Bank Schweiz (ABS). Eine der in Basel bekannteren Mitgründer*innen war die ehemalige Basler Ständerätin Anita Fetz. Die Bank nahm 1990 in Olten ihren Betrieb auf. Ihre Bilanzsumme beträgt 2,2 Milliarden Franken, ausgewiesen werden 42’000 Kund*innen. Auch sie verzichtet – wie die Gemeinschaftsbank – auf Investmentbanking, Eigenhandel mit Wertpapieren und Börsenspekulationen.

Retailbank-Rating des WWF gibt Tipps 

Neben der Gemeinschaftsbank und der ABS wird es schnell schwierig mit den Geldhäusern, zeigt das aktuelle «Retailbank-Rating 2020/21» des WWF. «Noch keine der untersuchten Banken ist im Gesamtergebnis als richtungsweisend oder visionär eingestuft». Das Rating bietet eine ganzheitliche Übersicht über das Nachhaltigkeitsniveau der 15 grössten Retailbanken. Als «überdurchschnittlich» bewertet wurden:

  • die Basler Kantonalbank
  • die Basellandschaftliche Kantonalbank
  • die Berner Kantonalbank AG
  • die Credit Suisse
  • die Raiffeisen-Gruppe
  • die UBS Switzerland AG
  • die Zürcher Kantonalbank

Die Banken fielen laut WWF positiv auf, etwa «indem sie vermehrt Anlage- und Vorsorgeprodukte mit nachhaltigen Optionen schaffen». Der WWF hat auch einen Leitfaden für Bankkund*innen erstellt, die «mit ihrem Geld eine positive Wirkung auf die Umwelt und Gesellschaft» erzielen möchten.

Die Banken fielen laut WWF positiv auf, etwa «indem sie vermehrt Anlage- und Vorsorgeprodukte mit nachhaltigen Optionen schaffen». Der WWF hat auch einen Leitfaden für Bankkund*innen erstellt, die «mit ihrem Geld eine positive Wirkung auf die Umwelt und Gesellschaft» erzielen möchten.  

Was heisst «Fair Banking» für Basel?

Das WWF-Rating ist gerade für die Basler Kantonalbank enttäuschend, versprach sie doch nach einer Reihe von Skandalen 2013 für «Fair Banking» zu sorgen. Die Kantonalbanken, die sich in den letzten Jahren immer mehr in den öffentlichen Wettbewerb eingeschaltet haben sorgen für kritische Debatten, gehören sie doch den Kantonen und operieren mit Staatsgarantien. So gaben die Aktivitäten der Basellandschaftlichen Kantonalbank letzte Woche im Landrat zu reden.

Graswurzel-Initiativen für Geld, das sinnvoll schafft

Alternativen zu den konventionellen Geldkreisläufen wollte etwa der Basler Netzbon schaffen – der trotz mehrere Unkenrufe immer noch existiert. Die Idee ist, dass eine Gemeinschaft miteinander handelt und «Werte schöpft», ohne dahinter unfreiwillige globale Logistikketten und Geldkreisläufe weiter anzufeuern. Ein etwas grösseres Beispiel ist die WIR-Bank, die jedoch streckenweise sehr kontrovers diskutiert wird. WIR-Geld wurde zur Selbsthilfe in der Weltwirtschaftskrise in den 30ern gegründet – und soll gerade kleinere Firmen stützen. Das Problem: WIR-Geld soll prinzipiell nicht gegen Franken «zurückgetauscht» werden und wenn, dann mit Abschlägen – was zu Verlusten führt. 

Daneben gibt es immer mehr Graswurzel-Initiativen in beiden Basel, die Geld und Produktion vor Ort sinnvoll verknüpfen, zum Beispiel die Gmüeserei in Sissach oder die ADEV Energiegenossenschaft . Unter dem Stichwort «soziales Kapital» sortieren sich immer mehr Genossenschafterinen und Genossen. Neu sind in den letzten Jahren zusätzlich Micro-Initiativen gestartet worden dank «Crowdfunding», dem guten alten Zusammenbetteln von unentgeltlichen Startgeldern. Beispielsweise organisiert von Wemakeit , dazu gehören etwa Unverpackt-Läden. Auch wenn die lokalen Biotope an einem oder anderen Ort blühen, wie das WWF-Rating zeigt, bleibt es von einigen Ausnahmen abgesehen schwierig, den Bankern im Hinblick auf eine bessere Welt allzu viel Kredit einzuräumen.

Was sagt die BIZ zum CS-Debakel?

Zum Krimi um die Übernahme der Credit Swiss von vergangener Woche liess sich die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) bislang nicht verlauten. Die Bank ist immerhin die weltweit zentrale Instanz für die Notenbanken hat immer ein Auge auf Verwerfungen auf den Finanzmärkten und beschäftigt in Basel eine ganze Legion bestausgewiesener Wirtschaftswissenschafter*innen. Der erste Kommentar, der von der BIZ zu hören war, war aber eher lakonischer Natur: «Wir nehmen die jüngsten Entwicklungen zur Kenntnis und unterstützen die von den Zentralbanken ergriffenen Massnahmen in vollem Umfang», sagte am Dienstag BIZ-Generaldirektor Agustín Carstens an der Eröffnung einer Bank-Konferenz in Basel (Titel: «Technologische Innovation in einer Zeit der Unsicherheit»).

(S. Schuppli)

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