«Ballons sind Konversationsstarter»

Mit ihren kugelrunden und bunten Kreationen hat sich Marianne Tobler einen festen Platz in der Basler Kulturszene erarbeitet. Im Ballonsalon Peng, mit dem sie gerade an die französische Grenze gezogen ist, zeigt sie, was man aus Folie alles zaubern kann.

Eingang Ballonsalon
Noch sieht's unscheinbar aus ... (Bild: Ambra Bianchi )

Bei Ballons denkt man zuerst an Kindergeburtstage, Einweg-Deko – oder an Pennywise, den gruseligen Clown aus Stephen Kings Romanen. Wer jedoch den Ballonsalon Peng von Marianne Tobler betritt, merkt sofort: Es geht auch ganz anders. 

Seit Anfang Juli ist der Ballonsalon in der Genossenschaft Grenze zuhause, einem alten Fabrikgebäude an der Elsässerstrasse, direkt am Übergang zu St. Louis. Den früheren Laden an der Schanzenstrasse, welcher 2021 eröffnet wurde, musste sie wegen Sanierungsarbeiten aufgeben. «Ich wäre ewig an der Schanzenstrasse geblieben», sagt sie. Am neuen Standort sei sie zwar flexibler und nicht mehr an Öffnungszeiten gebunden – dennoch fehlt ihr ihr eigenes Ladenlokal. Bezahlbare Räume für Kleingewerbe sind in Basel allerdings rar.

Atelier Ballonsalon Peng
Im Atelier schweben bereits einige bunte Kugeln (Bild: Ambra Bianchi )

Im neuen Atelier stapeln sich Rollen glänzender Folie, daneben Kisten voller Bastelmaterial und mehrere grosse Heliumflaschen. Wer einen Ballon möchte, bekommt hier keine Standardware, sondern eine persönliche Beratung. Farbe, Form, Grösse, verspielte Deko-Elemente, unerwartete Features – alles möglich. Kleinere Ballone gibt’s ab 16 Franken, der Preis variiert je nach Grösse und Ausführung. Überdimensionale oder besonders filigrane Modelle kosten auch über 200 Franken.

Folienauslegung Ballonsalon Peng
Überall funkelt's und schillert's. (Bild: Ambra Bianchi )

Die Motive schweisst Tobler nach Mass selbst, bei grösseren Szenographien arbeiten bis zu sieben weitere Personen mit ihr. So entstehen individuelle Ballonfiguren, Schriftzüge oder meterhohe Installationen. «Es ist ein heikles Handwerk», erklärt sie, während sie verschiedene Folien auf der Werkbank ausbreitet. «Wenn man einen Fehler macht, kann man eigentlich gleich von vorne beginnen. Aber genau diese Präzision reizt mich.»

Auch wenn sie in einem eigentlich sehr kurzlebigen Business arbeitet, versucht Tobler, so viel wie möglich wiederzuverwerten. Alte Ballonhüllen landen nicht im Abfall, sondern werden für andere Kunstprojekte genutzt, oder dienen bei Bedarf als stylischer Regenschutz für den Velo-Sattel.

Velosattel Ballonsalon Peng
Velo-Sattel mit Glanz-Charme. (Bild: Ambra Bianchi)

Ihre Ballons sind längst fester Bestandteil der Basler Kulturszene und haben hohen Wiedererkennungswert: von schwebenden Schriftbannern in der Eingangshalle des Naturhistorischen Museums, über riesige Girlanden beim Theaterplatzfest bis zu einem Ballon mit Zündschnur, die Regierungsrat Conradin Cramer zum Brennen bringen durfte. Auch für private Feste fertigt sie Unikate an – Geburtstage, Hochzeiten, Beerdigungen. Nur eines gibt es bei ihr nicht: Gender-Reveal-Ballone, die beim Aufstechen mittels Farbe das Geschlecht eines ungeborenen Babys verraten sollen. «Ich seh' den Sinn dahinter nicht, heute müsste es ja viel mehr Farben geben als blau und rosa, oder nicht?», sagt sie schmunzelnd. «Warum daraus so eine grosse Sache machen?»

Die Leidenschaft für Ballons begleitet Tobler schon seit ihrer Kindheit im Appenzell. Dort stand jedes Jahr an der Viehschau ein Ballonstand, der sie magisch anzog. «Dann habe ich angefangen, leere Folienballone aus aller Welt zu sammeln», erinnert sie sich. Heute ist aus der kindlichen Faszination ihr Hauptberuf geworden.

Tobler bei der Arbeit 3
«Ballons sind Konversationsstarter. Man kann nicht nicht hinschauen.»
Marianne Tobler, Ballonkünstlerin

Man merkt in ihrem Salon, dass Ballone für Tobler mehr als nur Deko sind. Der Name Peng spielt mit der Zerbrechlichkeit des Materials, aber auch mit der Wirkung, die Ballons haben können. Kaum schweben sie im Raum, ändern sie schlagartig das Klima und bringen Leichtigkeit und Freude – so sieht es zumindest Tobler. «Sie sind Konversationsstarter. Man kann nicht nicht hinschauen», sagt sie und zupft die Lametta-Girlande an einem grossen Ballon zurecht.

Tobler bei der Arbeit
Diese Ballonkreation heisst «Medusa». (Bild: Ambra Bianchi )

Neben den Aufträgen im Atelier bringt Tobler ihre Kunst mit ihrem mobilen Ballonsalon Caravan unter die Menschen. Der Caravan kann für Festivals oder Veranstaltungen gebucht werden. Nächster Halt ist das Flâneur Festival, wo man einen ihrer Ballone bereits ab zehn Franken kaufen kann. «Mit einem Ballon in der Hand herumzulaufen ist der Flirtfaktor hoch 100!», findet sie, «Man wird sofort angesprochen».

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