«Zeiten der Schulferien sind nicht sakrosankt»
Der Kanton Basel-Stadt will in Absprache mit Baselland prüfen, ob die Ferien anders auf das Schuljahr verteilt werden könnten. Die Meinungen darüber, ob die Sommerferien angepasst oder die Frühjahrsferien verschoben werden sollen, gehen auseinander.
Am Freitag ist der letzte Schultag und tausende Schüler*innen starten in die sehnsüchtig erwarteten – und zugegeben langen – Sommerferien. Sechs Wochen schulfrei, bis die Schule am 11. August wieder losgeht. Genau dann, wenn in der Schweiz laut Meteorolog*innen der Sommer hitzemässig seinen Höhepunkt feiert. Es gibt Stimmen, die genau deshalb fordern, die Sommerferien nach hinten zu verschieben.
GLP-Grossrätin Sandra Bothe-Wenk hat bereits im Jahr 2023 eine schriftliche Anfrage zum Umgang mit Hitzeperioden an Schulen gestellt. Darin fragte sie den Regierungsrat, ob er die Möglichkeit in Erwägung ziehe, die Gestaltung der Schulferienzeit zukünftig anzupassen. Die Antwort fiel damals kurz und negativ aus, es hiess: «Eine Anpassung der Schulsommerferien, insbesondere eine Verschiebung, ist derzeit nicht in Prüfung.» Als Grund wurde auch angegeben, dass die Basler Schulsommerferien im Falle einer Verschiebung zeitlich in eine Periode fallen würden, in der die Kosten für Reisen und Ferienaufenthalte höher seien.
«Es ist wichtig, Lehrpersonen wie auch Familien mit ins Boot zu holen, um Vertrauen zu schaffen.»Sandra Bothe-Wenk, GLP-Grossrätin
Heute klingt das anders: Auf Nachfrage beim Kanton sagt Valérie Rhein, stellvertretende Leitung Kommunikation im Erziehungsdepartement: «Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt plant, mit dem Kanton Basel-Landschaft und weiteren Kantonen Kontakt aufzunehmen und zu prüfen, ob die Ferien anders auf das Schuljahr verteilt werden könnten.»
Zuletzt hat der Erziehungsrat die Schulferien im Jahr 2022 für die Schuljahre 2028/29 bis 2031/32 festgelegt. Vorgängig haben sich die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft abgesprochen, sodass beide die gleichen Ferientermine haben. Wie Fabienne Romanens, Leitung Kommunikation der Bildungsdirektion des Kantons Basel-Landschaft sagt, plane der Regierungsrat, die Meinung verschiedener Anspruchsgruppen darüber einzuholen, wie die Ferien verteilt werden könnten. Mehrere Varianten seien bereits unter Einbezug von Vertretungen des Kantons Basel-Stadt erarbeitet worden.
Der Kanton Basel-Stadt will in Absprache mit Baselland prüfen, ob die Ferien anders auf das Schuljahr verteilt werden könnten. Im Gespräch ist auch eine Verkürzung der Sommerferien von sechs auf fünf Wochen. Was findest du?
Bothe-Wenk sagt, sie sei «überrascht von der neuen Offenheit» und begrüsse es sehr, dass sich der Regierungsrat des Themas nun doch annehme. Ihr geht es nach wie vor um die Hitze im August und daher ist es ihr vor allem ein Anliegen, dass die Sommerferien nach hinten verschoben werden. «Sonst verreisen wir in der Zeit, in der es oft regnet und kommen in der Hitze zurück in den Schulalltag», sagt sie. Sie plädiert dafür, dass die Ferienplanung aber nicht nur von der Politik entschieden, sondern mit der Basis abgestimmt werden müsse: «Es ist wichtig, Lehrpersonen wie auch Familien mit ins Boot zu holen, um Vertrauen zu schaffen.» Ausserdem müsse eine mögliche Neuverteilung der Ferien auf breite Akzeptanz stossen.
«Wir können die Schüler*innen nicht in völlig überhitzte Schulzimmer schicken.»Béla Bartha, Grünen-Grossrat
Auch Grünen-Grossrat Béla Bartha findet: «Die Zeiten der Schulferien sind nicht sakrosankt» und sollten auf jeden Fall neu angeschaut werden. Wichtig ist auch ihm vor allem der Klima-Aspekt: «Solange die Schulen nicht ausreichend auf Hitzesommer eingestellt sind, können wir die Schüler*innen nicht an extrem heissen Tagen in völlig überhitzte Schulzimmer schicken», sagt er.
Bartha hat einen Anzug von SVP-Grossrätin Jenny Schweizer unterschrieben, in dem es nicht um die Sommerferien, sondern um eine Neubeurteilung der Frühlingsferien geht. Die Anzugsstellenden äussern ihr Unverständnis darüber, dass nur vier Wochen nach den Fasnachtsferien bis zu den Osterferien liegen. Die Schul- und Lernzeit zwischen zehn und zwölf Wochen bis zu den Sommerferien sei enorm lang und anstrengend, zumal es sich um den Schlussspurt des Schuljahres handelt.
«Ich verstehe nicht, weshalb wir uns Baselland angleichen müssen.»Jenny Schweizer, SVP-Grossrätin
Schweizer ist erfreut, dass der Regierungsrat ihre Anliegen anschaut. Sie sagt aber: «Ich verstehe nicht, weshalb wir uns Baselland angleichen müssen. Zum Beispiel könnte die Fasnachtsferienwoche ebenso gut auch nach der Fasnacht angehängt werden.» Es sei zudem nicht ihr Wunsch, die Ferienzeiten im Sommer zu reduzieren. «Die schulintensive Phase von den Osterfeiertagen bis zu den Sommerferien könnte gut durch erholsame Ferientage unterbrochen werden.»
«Es muss das Ziel sein, gemeinsam und unter Beachtung der hitzerelevanten Zeit einen möglichst guten Schulalltag zu garantieren.»Nicole Kuster (LDP), Erziehungsrätin
Ferien sollten dann auf dem Plan stehen, wenn die Kinder und Jugendlichen auch tatsächlich Erholungsbedarf hätten. Das findet Nicole Kuster (LDP), die im Erziehungsrat der Volksschulen Basel-Stadt sitzt und zu den Unterstützer*innen von Schweizers Anzug gehört. «Die leistungsrelevanten Zeiten und auch die Klimafaktoren sollten gut angeschaut werden. Es muss das Ziel sein, gemeinsam und unter Beachtung der hitzerelevanten Zeit einen möglichst guten Schulalltag zu garantieren.»
«Ich springe nicht vor Begeisterung in die Luft, wenn ich höre, dass die Sommerferien vielleicht verkürzt werden sollen.»Sasha Mazotti, SP-Grossrätin und Lehrerin
Im Baselbiet ist vergangenes Jahr bereits eine Verkürzung der Sommerferien von sechs auf fünf Wochen diskutiert worden. Darauf angesprochen, gibt SP-Grossrätin und Primarlehrerin Sasha Mazzotti zu bedenken, dass die Sommerferien für die Lehrpersonen nicht sechs Wochen Ferien bedeuten würden, da sie in dieser Zeit das alte Schuljahr nach- und das neue Schuljahr vorbereiten würden. «Ich springe nicht vor Begeisterung in die Luft, wenn ich höre, dass die Sommerferien vielleicht verkürzt werden sollen», sagt sie.
Bisher handelt es sich dabei in Basel-Stadt nur um ein Gerücht. Nachgefragt beim Erziehungsdepartement, verweist es lediglich darauf, die Ferienzeiten prüfen zu wollen. «Bei den Sommerferien handelt sich um eine unterrichtsfreie Übergangszeit und ich denke, es bräuchte eine plausible Begründung, um die Lehrpersonen davon zu überzeugen», sagt Mazzotti. Wichtig sei in jedem Fall, Lehrer*innen mit ins Boot zu holen.