Weniger Programm für faire Löhne

Das Präsidialdepartement will künftig weniger Anlässe subventionieren. Damit sollen eine hohe Qualität und faire Löhne garantiert werden. Das betrifft auch das Gare du Nord, das sein Programm um 20 Prozent reduziert.

Cramer Grögel
Conradin Cramer und Katrin Grögel präsentieren das neue Kulturleitbild. (Bild: Valerie Wendenburg)

Auf den Punkt

  • Der Kanton Basel-Stadt hat sein neues Kulturleitbild 2026-31 präsentiert, das nun in die Vernehmlassung geht.
  • Künftig setzt der Kanton auf mehr Qualität statt Quantität.
  • Im Gare du Nord werden beispielsweise statt 100 künftig nur noch rund 80 Konzerte subventioniert.

Der Kanton möchte die Rahmenbedingungen für Kulturschaffende verbessern. Das hat er in seinem neuen Kulturleitbild 2026-31 festgelegt. «Qualitätsstandards und faire Löhne hängen zusammen», sagt Regierungspräsident Conradin Cramer, der das Leitbild zusammen mit Katrin Grögel, Leiterin der Abteilung Kultur, am Montag vorstellte. Künftig wolle der Kanton noch systematischer darauf achten, dass die Balance stimmt. Es sei daher das Ziel, «das Angebot einiger Kulturstätten quantitativ zu reduzieren, um das Qualitätsangebot zu sichern.» 

Das klingt nach Abbau. Cramer formuliert es aber positiv: Es gehe darum, nicht mehr möglichst viel auf Kosten der Gage zu produzieren, denn dies sei ein «selbstzerstörerisches System». Für den Kanton sei klar, wo er fördere, müsse es faire Löhne und Gagen geben.

Ein Beispiel sei das Gare du Nord: Die Regierung will den Kulturbetrieb für die Jahre 2026 bis 2029 mit 3,18 Millionen Franken unterstützen – das sind jährlich 795’000 Franken. Der entsprechende Ratschlag liegt derzeit beim Grossen Rat. Darin hält die Regierung fest, dass im Gare du Nord die Anzahl Konzerte pro Jahr aktuell bei rund 100 und «an der oberen Leistungsgrenze für die Institution» liegt. Neu soll es pro Jahr nur noch 80 Konzerte geben. Aus Sicht der Regierung führe das «zur Sicherung einer hohen Qualität» und unterstütze «eine klarere Profilbildung als Kompetenzzentrum.» 

Peter Schmid
«Im Moment stehen wir Kulturveranstalter uns in Basel auch ab und zu wohlwollend auf den Füssen.»
Peter Schmid-Scheibler, Präsident des Vereins Gare du Nord

Peter Schmid-Scheibler, Präsident des Vereins Gare du Nord, sagt zu Bajour, die reduzierte Anzahl von Veranstaltung sei für die kommende Saison bereits vorgesehen: «Dieses Vorgehen unterstützen wir und und die Gespräche mit dem Kanton verliefen sehr einvernehmlich.» Neben den neu rund 80 statt bisher 100 Konzerten bestehe weiterhin die Möglichkeit, andere, nicht vom Kanton subventionierte Veranstaltungen zu organisieren. 

Schmid sagt: «Für uns ist es auch entlastend, wenn künftig tendenziell weniger Anlässe subventioniert werden, denn im Moment stehen wir Kulturveranstalter uns in Basel auch ab und zu wohlwollend auf den Füssen.» Das Gare du Nord begrüsse demnach den Plan, künftig mehr auf Qualität statt auf Quantität zu setzen. Was andere Kulturinstitutionen und die Kunstschaffenden vom Vorhaben im neuen Kulturleitbild halten, wird sich im Prozess der Vernehmlassung zeigen.

Kulturleitbild
Die Handlungsfelder und Wirkungsziele des neuen Kulturleitbilds. (Bild: Kanton Basel-Stadt)

Grögel sagt, das neue Kulturleitbild sei «keine Revolution», diese sei im Moment aber auch nicht angesagt. «Wir möchten die Situation jetzt halten und weiterentwickeln.» Es sei in den letzten fünf Jahren gelungen, fast alle Meilensteine der vergangenen Jahre trotz der Corona-Pandemie zu erreichen. In den Bereichen Provenienzforschung, Chancengerechtigkeit im Kulturbetrieb, Jugend-, Alternativ- und Clubkultur sei Basel im nationalen Vergleich Vorreiter

Cramer verweist auf die jahrhundertealte Tradition als Kulturstadt, die sich heute im internationalen Wettbewerb messen müsse. «Kultur gehört in Basel zur DNA», sagt der Regierungspräsident. Sie sei ein «Kit in der Gesellschaft» und eine Möglichkeit des Diskurses, die in der Demokratie entscheidend seien. Gerade mit Blick auf die globalen Konflikte und die instabile Demokratie in den USA habe Kultur eine besondere Bedeutung gewonnen. 

Sitzreihen Theater
Ziele im Kulturleitbild
  • Kultur gehört zu Basels DNA: Synergien stärken

  • Teilhabe an Kunst und Kultur bildet Gemeinschaft: Förderung von offenen Debatten und vielfältigen Perspektive

  • Kultur ist klimarelevant: Entwicklung im Einklang mit den Klimazielen des Kantons

  • Technologischen Wandel gestalten: Chancen und Herausforderungen der Digitalisierung

  • Faire Löhne sind Basis für Qualität: Selektiv und substanziell fördern

  • Ökonomisch nachhaltig wirtschaften – Mittel werden gezielt so eingesetzt, dass sie eine messbare Wirkung erzielen.

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Valerie Wendenburg

Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazin tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

Kommentare

Carmen
23. September 2025 um 13:17

Ich begrüsse das Kulturschaffende fair bezahlt werden sollen, aber was bedeutet genau Qualität und Kontinuität? Das ist die Frage für die Kulturschaffenden? Es klingt für mich extra schwammig und eher so als würden die Etablierten noch mehr bekommen – nicht die Leute, die unterbezahlt Kultur für die Stadt machen. Ich wäre um eine klarere Formulierung dankbar, was das konkret bedeuten soll, damit sich Kulturschaffende und Kulturinteressierte positionieren können.