Basler Medizinstudent leistet Unterstützungsarbeit in Madagaskar
Florentin Sehn besuchte im Rahmen der Schul-Projektwochen eine ganz einfache Krankenstation und eine Schule in Madagaskar, dann schrieb er eine Maturarbeit, wie man, zum Beispiel in Basel, einen Unterstützungsverein gründet. Gesagt, getan.
Florentin Sehn (22) kommt mit dem Velo angesaust. Präparierkurs, Medizin, 3. Semester. Ja, Medizin habe ihn schon immer interessiert, nicht erst seit er das Projekt «MadaClinics» im Norden Madagaskars kennen lernte.
Dort wird Medizin mit den einfachsten Mitteln betrieben, Grundversorgung weitab der Zivilisation. Mada – das steht für Madagaskar, ein Inselstaat vor Ostafrika, mehr als 10 mal so gross wie die Schweiz. 80 Prozent der insgesamt 28 Millionen Menschen leben unter der Armutsgrenze. Im sogenannten Welthunger-Index rangiert Madagaskar auf dem dritthöchsten Platz.
Zuerst Projektwochen…
Begonnen hatte Florentins Beziehung zu Madagaskar im Rahmen der Projektwochen am Bäumlihof-Gymnasium. «Ich suchte ein soziales Projekt in Afrika. Ich habe eine Affinität zu diesem Kontinent, weil ich meinen Vater in Burkina Faso besuchte, der dort als Geograf an einem wissenschaftlichen Projekt arbeitete.» Doch die Lage wurde politisch unsicher, und Florentin musste sich anderweitig umsehen.
Von einer Bekannten wurde er auf «MadaClinics» und die dazugehörige Schule weitab auf dem Land aufmerksam gemacht, die hauptsächlich mit unbezahlten Freiwilligen und Laien arbeitet. Die (wenigen) Gelder für die Station wurden von einer Privatperson aus den USA gesammelt.
Florentin flog also nach Antananarivo und reiste quer durchs Land bis zum Dorf Maventibao mit seinen rund 200 Einwohner*innen. Hauptverkehrsmittel: Kleinbusse, genannt Taxi Brousse. Er wusste nicht, was auf ihn zukommt. Die Leute dort leben in sehr einfachen Verhältnissen. Die letzten sieben Kilometer von der nächsten Strasse zum Dorf am Berghang müssen zu Fuss zurückgelegt werden.
Eine Hungersnot wie im Süden des Landes herrscht dort allerdings nicht. «Die Menschen machen einen verhältnismässig zufriedenen Eindruck», sagt er. Nono, der Leiter der Station, spricht englisch und fungiert als Übersetzer, nach und nach kann Florentin ein paar Brocken madagassisch. Die Natur dort, die Menschen – offensichtlich hat es Florentin gepackt.
…dann Maturarbeit
Zurück in Basel, war relativ rasch klar, was das Thema seiner Maturarbeit sein wird: Die Gründung einer Supportorganisation in Basel. Denn Ben Shipley, der ursprüngliche Donator des Projekts, hatte sich altershalber zurückgezogen. Dieser war früher Ingenieur in einer Saphir-Mine und erhielt, als er krank wurde und in Not geriet, uneigennützige Hilfe von der Dorfgemeinschaft Maventibao. Shipley revanchierte sich, indem er dort half, das Gesundheitszentrum aufzubauen.
Vor gut zwei Jahren rief Florentin und seine Mitstreiter*innen sodann den Unterstützungsverein Nihaona ins Leben. MadaClinics erhält von diesem einen monatlichen Beitrag an die Betriebskosten. Dies wurde wegen Einnahmeausfällen in Folge der Coronapandemie nötig. In Zukunft möchte der Verein MadaClinics mehr mit Infrastruktur unterstützten, wie zum Beispiel mit der Anschaffung von neuen Patientenbetten.
- 1.50 Fr. = 1 Moskitonetz
- 5 Fr. = 5 Dosen Malariamittel oder 500 Dosen Parasitenbehandlung
- 10 Fr. = Schulmaterial für ein Kind für ein ganzes Jahr
- 20 Fr. = 5 neue Schulbänke für die Schule
- 100 Fr. = Medikamente für die Klinik für 1 Woche (Behandlung von durchschnittlich 100 Patienten pro Woche)
- 300 Fr. = Die Gesamtkosten für den Bau unseres neuen Kindergartens
- 1000 Fr. = Die gesamten Ausgaben der Organisation für 1 Monat
Quelle: madaclinics.com
Die Schule gehört zu MadaClinics und wird auch darüber finanziert. Einmal pro Jahr unterstützt der Staat die Schule mit Schulmaterial. Die zwei Lehrerinnen und vier Lehrer sind von MadaClinics angestellt. Sie unterrichten über 100 Kinder. Die nächste staatliche Schule ist für die meisten Kinder aus der Region zu weit entfernt.
Florentins Verein heisst Nihaona, auf madagassisch «sich treffen». Es ist ein Familien-Business: Seine Mutter ist mit dabei und Florentins Cousin mit seiner Frau. Im Moment überlegen sie sich, die vom Verein gesammelten Spenden eher in Projekte zu investieren als «nur» Beiträge an laufende Betriebskosten zu leisten. Von Mitte Juli bis Mitte August weilte Florentin wiederum zur Unterstützungsarbeit in Maventibao und war danach mit einem Kollegen auf Rundreise. Es wird nicht das letzte Mal sein.
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