Das «Tropeli» kümmert sich neu um Asylsuchende
Die Abteilung Tropen- und Reisemedizin wird ab Januar die medizinische Versorgung der Basler Asylsuchenden sicherstellen. Diese dürfte dadurch (noch) besser werden.
Es sind gute Nachrichten für die Asylsuchenden im Basler Bundesasylzentrum (BAZ) an der Freiburgerstrasse. Denn: Das Basler Tropeninstitut, am Rheinknie liebevoll «Tropeli» genannt, übernimmt die Erbringung der Gesundheitsdienstleistungen zugunsten des BAZ ab Januar 2025. Konkret in charge sein wird die Abteilung Tropen- und Reisemedizin. Diese ist seit Januar nicht mehr in der Villa an der Socinstrasse zu Hause, sondern im Turmhaus am Aeschenplatz. Und dürfte zumindest der reisefreudigen Basler Bevölkerung ein Begriff sein, weil kaum jemand eine grosse Reise tut, ohne sich hier vorher einen Piks abzuholen.
Spezialist*innen im Einsatz
Mit dem neuen Dienstleistungsauftrag werden im BAZ kurz vor der deutschen Grenze künftig also Spezialist*innen im Einsatz sein, die übertragbare Krankheiten oder Hautkrankheiten frühzeitig erkennen und behandeln können. Die bisherige Hausarztmedizin wird ersetzt durch eine Herkunftsmedizin, wodurch wohl auch Folgekosten gesenkt werden können. Mit den eben gesprochenen Geldern fürs Tropeninstitut hat diese Veränderung allerdings nichts zu tun.
Sabina Beatrice-Matter, Leiterin Kommunikation beim Swiss Tropical and Public Health Institute (TPH), wie das Tropeninstitut heute offiziell heisst, sagt auf Anfrage von Bajour: «Das Zentrum für Tropen- und Reisemedizin ist ein schweizweit führendes Kompetenzzentrum für Krankheiten, die ausserhalb von Europa auftreten und damit typischerweise auch Migrant*innen betreffen. Andererseits verfügen wir aufgrund unserer Kombination an Fachärzt*innen, Allgemeiner Innerer Medizin, Infektiologie und Tropenmedizin über die notwendigen Kompetenzen, um die medizinische Grundversorgung im BAZ anzubieten.» Als medizinische Grundversorger*innen werde das Zentrum auch die Triage durchführen und Patient*innen an entsprechende Fachärzt*innen wie Kinderärzt*innen oder Psychiater*innen überweisen.
«Das Zentrum für Tropen- und Reisemedizin ist ein schweizweit führendes Kompetenzzentrum für Krankheiten, die ausserhalb von Europa auftreten und damit typischerweise auch Migrant*innen betreffen.»Sabina Beatrice-Matter, Leiterin Kommunikation beim Swiss Tropical and Public Health Institute (TPH)
Reto Kormann, stellvertretender Kommunikationschef beim Staatssekretariat für Migration (SEM), ergänzt, dass «die Erbringung medizinischer Dienstleistungen für ein BAZ personell breiter abgestützt ist, wenn eine Institution wie das Tropeninstitut damit betraut wird.» Sprich: Das Migrationswesen müsse Schwankungen ausgleichen können, ungeachtet der jährlichen Asylgesuche – ob 15’000 oder 30’000 – bestehen können und die Unterbringung, Betreuung sowie medizinische Versorgung der ihm anvertrauten Menschen sicherstellen. Demnach brauche das SEM von ihm mandatierte Dienstleister*innen, die schwankungstauglich seien. Und dafür eigneten sich Institutionen besser als einzelne Partnerärzt*innen, die mit der Aufgabe bisher betraut worden seien. Wie Kormann jedoch einräumt, liesse sich das nicht an allen BAZ-Standorten gleichermassen umsetzen.
Ein normaler Vorgang
In den Bundesasylzentren wird auch in Zukunft die Fachstelle MedicHelp für die medizinische Grundversorgung zuständig sein, auch in Basel. Hier gehören zum Team rund 20 ausgebildete Pflegefachkräfte, Fachangestellte Gesundheit und medizinische Praxisassistent*innen, die sich um das körperliche und physische Wohlergehen der Asylsuchenden sorgen.
«Die medizinische Versorgung ist gut.»Reto Kormann, stellvertretender Kommunikationschef beim Staatssekretariat für Migration (SEM)
Wie Kormann gegenüber Bajour sagt, ist dieser Wechsel «ein normaler Vorgang», der auch an anderen BAZ-Standorten immer wieder vorkomme und habe nichts mit den Vorwürfen in der Sonntagszeitung (SoZe) von Ende September zu tun. In einem Beitrag hatten Insgesamt sieben Ärzt*innen, die im Umfeld von Bundesasylzentren tätig sind oder waren, gegenüber der SoZe von «medizinisch ungenügenden» oder «unprofessionellen» Arbeitsbedingungen, fehlenden Ressourcen und hohem Zeitdruck berichtet. Übereinstimmend bestätigten sie, es fehle weitgehend an einer konstanten Begleitung der Asylsuchenden. Das SEM bestreitete damals die Vorwürfe und stellte sich auf den Standpunkt, die medizinische Grundversorgung sei gewährleistet und die Ressourcen seien ausreichend. Auch gegenüber Bajour sagt Kormann in Bezug auf Basel: «Die medizinische Versorgung ist gut.»
Und dürfte, davon ist auszugehen, nun noch besser werden.