Jans rappt, Basel tanzt mit

Es war ein Volksfest in Basel: Beat Jans feierte tagsüber mit Basler*innen in der Stadt und bis in Nacht im Volkshaus. Bajour war dabei und gibt Einblicke.

Bundesrat Beat Jans, links, und seine Frau Tracy, rechts, applaudieren dem Surprise Strassenchor beim offiziellen Empfang in Basel, am Donnerstag, 21. Dezember 2023. Der neu in den Bundesrat gewaehlte Beat Jans wird mit einem Festumzug, einem Bevoelkerungsempfang und einer Wahlfeier mit anschliessender Freinacht in Basel geehrt. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Der frisch gewählte Beat Jans feiert mit seiner Frau Tracy auf dem Basler Marktplatz. (Bild: © KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS)

Beat Jans kam gestern aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Ist ja klar: Wenn ich frisch gewählte Bundesrätin wäre, und so viele Menschen in meiner Heimatstadt zu meinen Ehren zusammenkommen würden, um mir die zuzuwinken, zu gratulieren und zu musizieren, hätte ich am nächsten Tag auch mindestens Gesichtsmuskelkater. Ich sage mindestens, weil die gestrige Festnacht noch einen Ganzkörpereinsatz bereit hielt.

Als um kurz vor 15 Uhr der Extrazug mit Beat Jans und Entourage am Basel SBB einfuhr, setzten die Alphornbläser*innen ein, Handys schnellten in die Höhe und alle – ich unter ihnen – stellten sich auf die Zehenspitzen, um den Moment des Aussteigens in der versammelten Menschentraube zu sehen. Schöne O-Töne dazu gibt's im Regi.

Bundesrat Beat Jans beim offiziellen Empfang am Bahnhof in Basel, am Donnerstag, 21. Dezember 2023. Der neu in den Bundesrat gewaehlte Beat Jans wird mit einem Festumzug, einem Bevoelkerungsempfang und einer Wahlfeier mit anschliessender Freinacht in Basel geehrt. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bundesjans trifft in Basel ein. (Bild: © KEYSTONE / GEORGIOS KEFALAS)

Ein Festumzug mit hunderten Mitwirkenden von Polizeimusik über Fasnächtler*innen zu Fahnenträgern zog dann los Richtung Marktplatz, die nationale und regionale Polit-Prominenz (viele Stimmen hat Telebasel) sowie freudig-aufgeregte Basler*innen hinterher. «Ganz speziell, ähnlich wie Fasnacht, aber doch anders», sagte mir ein Fasnächtler. Und Jans zeigte sich überwältigt, es berührte ihn offensichtlich, dass so viele trotz stürmischem Wetter gekommen waren.

Am Marktplatz folgten dann Konzerte, Überraschungen und Geschenke. Lukas Engelberger überreichte Jans einen Laib Käse (weil er früher Landwirt war, als Bundesrat wolle er aber «keinen Käse mehr produzieren»), Jans pochte in einer Rede auf die Wichtigkeit einer guten Beziehung zu den EU-Nachbarn, das Publikum jubelte und/oder verköstigte sich mit gratis Glühwein und Läckerli.

Bevors dann Richtung Claraplatz weiter ging, durfte der neue SP-Bundesrat noch einen neuen BVB-E-Bus auf seinen Namen taufen:

Beat Jans Wahlfeier Basel
Feierliche Bustaufe. (Bild: Keystone / Georgios Kefalas)

Doch diese Bustaufe war nicht mal der Moment des stärksten Basler Lokalpatriotismus. Das dürfte später am Abend gewesen sein, schrieb mir Kollege David Rutschmann aus dem Volkshaus, nämlich als Beat Jans dort die Bühne erklomm. Nicht für eine Rede, sondern um mit den Rappern von Brandhärd die Menge anzuheizen:

Beat Jans Volkshaus Rap
Beat Jans rappt im Volkshaus. (Bild: David Rutschmann)

Es war ein bemerkenswerter Moment: Vorne links vor der Bühne wippte die vereinte Basler Polit-Prominenz (inklusive SP-Regierungsrat Kaspar Sutter in der ersten Reihe) im Takt des Beats. Vorne rechts vibten hippe Jugendliche, die wohl auch einfach Bock auf ein Gratis-Hip-Hop-Konzert hatten. Böse Zungen hatten zuvor Jans' Rede im Volkshaus noch als provinziell bezeichnet. Doch davon war dann nichts mehr zu hören – dieser Moment war durch und durch urban. Etwas abseits im Publikum standen übrigens Jans' Bodyguards und beobachteten die Szene ruhig, aber unbewegt.

Alle unsere Eindrücke kannst du in unseren Instagram-Stories oder auf bajour.ch nachschauen – Rapvideo inklusive.

Jans ist zu wünschen, dass er von diesem euphorischen Tag noch lange zehrt. So gefeiert werden Bundesräte im Normalfall nur zu Beginn der Amtszeit. Es sei ihm und uns gegönnt.

Mitarbeit: David Rutschmann

Herz Tanz
Tanz mit uns

... und werde Member!

Das könnte dich auch interessieren

Wochenkommentar Leila Moon

Ina Bullwinkel am 13. Dezember 2024

Verlierer*innen, wo du hinschaust

Was bleibt übrig von der knapp einmonatigen Diskussion um die Vergabe des Kulturförderpreises an Leila Moon? Eine Jury, die sich und die Künstlerin angreifbar gemacht hat. Ein Amt für Kultur, das sich wieder einmal rechtfertigen musste. Und eine Künstlerin, an der nun ein Image haftet, das nur schwer zu revidieren ist. Ein Kommentar von Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Pekerman2

Valerie Zaslawski am 10. Dezember 2024

«Wir werden sehen, ob Syrien wirklich ein Land für alle sein wird»

GLP-Grossrat Bülent Pekerman sagt im Interview mit Bajour, die Freude über den Sturz von Assad in der kurdischen Community sei gross. Er äussert aber auch Bedenken: «Die Türkei wird nun versuchen, den Kurden in Syrien das Leben schwer zu machen.»

Weiterlesen
Elisabeth Schneider-Schneiter Ukraine

David Rutschmann am 06. Dezember 2024

«Uns allen geht es um die humanitäre Tradition»

Die Baselbieterin Elisabeth Schneider-Schneiter war eine der Ausscherer*innen aus der Mitte, die im Nationalrat die Verschärfung des Schutzstatus S möglich machten. Sie findet es richtig, den Sonderschutz auf die akuten Kriegsgebiete zu beschränken – und hofft, dass man damit die Zuwanderungspolemik der SVP bekämpfen kann.

Weiterlesen
Valerie Kommentar-1

Valerie Zaslawski am 02. Dezember 2024

Alle Parteien raus! Sie haben da nichts zu suchen

Das Stadtteilsekretariat Kleinbasel steht in der Kritik, zu links zu sein. Nachdem die bürgerlichen Parteien ihm bereits den Rücken gekehrt haben, sollten auch die linken ihre Rolle überdenken. Parteien haben andere Gremien, um mitzuwirken, kommentiert Valerie Zaslawski.

Weiterlesen
Michelle Isler

Das ist Michelle (sie/ihr):

Nach einem Masterstudium in Geisteswissenschaften und verschiedenen Wissenschafts- und Kommunikations-Jobs ist Michelle bei Bajour im Journalismus angekommen: Zuerst als Praktikantin, dann als erste Bajour-Trainee (whoop whoop!) und heute als Junior-Redaktorin schreibt sie Porträts mit viel Gespür für ihr Gegenüber und Reportagen – vorzugsweise von Demos und aus den Quartieren. Michelle hat das Basler Gewerbe im Blick und vergräbt sich auch gern mal in grössere Recherchen. 


Kommentare