zouzou im Niemandsland

Mitten im Gotthelf-Quartier steht ein Café, das fantastische Kuchen und perfekten Kaffee macht: Zu Besuch im Geheimtipp caffè zouzou an der Wanderstrasse.

Znüni näh zouzou
Happy Baby, happy Kafi: Das zouzou an der Wanderstrasse beglückt auch Eltern von Kleinkindern. (Bild: Naomi Gregoris)

Montagmorgen mit einem kränkelnden Kind: Ins Lastenrad geschnallt und hoch auf das (sehr empfehlenswerte) Blumenfeld beim Allschwiler Wasserturm. Auf dem Rückweg quengelt das Baby, es will raus, die Mutter will Kaffee. Weit und breit ist nichts zu finden, das Gotthelf-Quartier ännet der Gleise hat schnucklige Einfamilienhäuser – aber schnucklige Cafés? Not so much.

Dann die Erlösung: Zwischen Tankstelle und Velomech glänzt ein goldener Schriftzug über einer Fensterfront: Caffè und Bar zouzou. Das Interieur ist schlicht und schön, angelehnt an Art Déco, ohne den ganzen Pomp. In kleinen Vasen stecken liebevoll arrangierte Trockenblumen, in einer Ecke steht ein Kindertisch mit Farbstiften und Büchern. Auf der Bar links thront eine Wucht von Kaffeemaschine, schwarz, silbern, ready to Espresso.

Der Kaffee (4.50 Franken) ist perfekt. Er erinnert an Florenz in den frühen Morgenstunden, der Lungo an der Stehbar als letzte Erdung bevor die ganzen Tizians einem die Sinne vernebeln. Dazu eine Pastei de Nata (2.50 Franken), ein portugiesisches Sahnetörtchen, buttrig, köstlich.

Caffè zouzou in aller Kürze:

🎈 Atmosphäre: The Great Gatsby meets Vorstadt-Mutti

🛋️ Ausstattung: Holz, Messing, Trockenblumen, Magazine, Kindertisch

👍 Unique Selling Point: Weit und breit sonst nur Bäckerei-Ketten

🎶 Soundtrack: Elevator Jazz


☕ Kaffee: günstig, italienisch, sehr gut

Fürs Baby wird kurzerhand die Decke auf dem Boden ausgelegt, Platz ist genug und man ist nicht zimperlich. Das Kind klimpert mit Kaffeelöffeln, während man selbst im «Flow»-Magazin blättert, der Homebase aller Eskapist*innen. Es bietet unter anderem Instruktionen für achtsames Essen. Das letzte Stück Pastei wird sehr langsam im Mund hin und her bewegt, es fühlt sich besser an als gedacht. Wieso lieben wir nochmal Zynismus?

Kurz vor Mittag müssen wir wieder los. Schnell noch ein Rezept für «Wohlfühlmilch» abfotografiert, dann einen lieben Gruss an der Bar, wo die nette Frau gerade eine Karottentorte aus dem Ofen gezogen hat. Hier wird alles frisch gebacken, es gibt Panini und bald auch Pinsa. Draussen ist ein Gast auf seinem Töffli angefahren, Freundin auf dem Rücksitz, Körper voller Tattoos. Sie bestellen Getränke und wirken sehr zufrieden. Wie wir. Es war nicht unser letztes Mal im zouzou.

brunch stockfoto
Znüni näh

Wo in Basel gibt es den besten Cappuccino, das kuschligste Interieur, den angenehmsten Morgensound? Kurz: Was sind eure Geheimtipps in Sachen Znüni?

Schreibt eure Vorschläge hier in die Kommentare oder schickt sie per Mail mit Betreff «Znüni näh» und Kurzbeschrieb, was euch da so gefällt, an [email protected]. Wir freuen uns!

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Davor: Kulturredakteurin bei Tageswoche, bz, SRF Kultur

Kann: Zuhören

Kann nicht: Witwen schütteln

Liebt an Basel: Die Gipfeli im Damatti, der Schnaps im goldenen Fass, die Seerosen im Beyeler.

Vermisst in Basel: Einen anständigen Glacéladen. Nein, auch das Acero reicht meinem verwöhnten Berner Gaumen nicht. (Gelateria, zu Hilf!)

Interessensbindungen: Reporterforum (Vereinsmitglied), Medienfrauen Schweiz, Podcastlab Schweiz (Gründermitglied)

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