Der Alte Zoll kämpft mit Konzertverbot

Keine Konzerte mehr und weniger Platz für Gäste: Und die Quartierbeiz im St. Johann weiss nicht mal, wieso. Inhaber Roger Malzacher sagt, die Stadt verhindere, dass die Kultur in Basel belebt wird.

Alter Zoll
Die Quartierbeiz mit Gartenwirtschaft ist ein guter Grund, fast bis an die französische Grenze zu fahren. (Bild: zvg)

Grosse Bogenfenster, Holzboden, Holzmöbel: Der Alte Zoll an der Elsässerstrasse ist eine schöne Beiz. Beliebt für sein Schnitzel. Und mit seiner Bühne und dem festen Klavier gut eingerichtet für Konzerte. 

Corona hat der Alte Zoll überlebt. Doch jetzt hat die Beiz doch noch Existenzprobleme bekommen: Pünktlich zum Ende der pandemischen Lage im vergangenen Frühling wurde dem Alten Zoll das Recht entzogen, Konzerte auszutragen. Im gleichen Zuge wurde die Gästezahl auf 50 Personen beschränkt – obwohl die Beiz auf 120 Personen ausgelegt ist.

«Hochzeitsgesellschaften können dann nur noch kleinere kommen und eine Band ist auch nicht erlaubt», ärgert sich Inhaber Roger Malzacher. Es breche dem Betrieb zwar nicht das Genick, aber würde ihn schon erheblich wirtschaftlich schwächen. 

Roger Malzacher
Alter Zöllner seit 1997: Roger Malzacher (Bild: David Rutschmann)

Warum das plötzliche Verbot? In der Originalbewilligung von 1997 wurde schliesslich die Gästezahl nicht beschränkt und Konzerte waren explizit erlaubt, solange sie nicht gegen Lärmschutzregeln verstossen. «Lärm war 25 Jahre aber nie ein Problem, es gab keine Beschwerden», so Malzacher.

Die Gründe für die Änderung der Bewilligung kennt er auch nicht. Denn das Gastgewerbeinspektorat muss die Entscheide zur Bewilligung nicht begründen. Auch auf Anfrage von Bajour äussert sich die Medienstelle des Bau- und Verkehrsdeperaments nicht – das Rekursverfahren von Malzacher gegen den Entscheid ist hängig, deshalb können keine weiteren Angaben gemacht werden.

Vorgaben verunmöglichen kulturelle Entfaltung

Liegt die reduzierte Gästezahl an Brandschutzregeln? Und das Verbot der Konzerte doch am Lärmschutz im Wohnquartier? Malzacher kann nur mutmassen. Doch er fände es absurd, habe es doch heute mehr Platz für Fluchtwege in der Beiz als 1997. 2017 hat er sogar eine zusätzliche Doppeltür eingebaut (und damit noch bessere Fluchtwege geschaffen), ohne dass die Bewilligung hinterfragt worden wäre.

Als Malzacher anfing mit dem Zoll, war gerade erst die Polizeistunde abgeschafft worden. Er konnte seine Beiz etablieren, als die Stunde der Liberalisierung im Gastgewerbe geschlagen hatte. 2005 wurden die Regeln wieder verschärft. Malzacher findet, die Ansprüche, einen Gastbetrieb zu eröffnen, seien heute viel reglementierter.

«Die Stadt redet viel darüber, die Kultur beleben zu wollen, aber verhindert es im gleichen Moment mit Vorgaben», sagt Malzacher. Dabei sei er einer, der sich an Gesetze halte und sie respektiere – dann will er sie aber wenigstens auch verstehen.

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Das ist David (er/ihm):

Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

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