Plötzlich war das Kinoprogramm weg

Die bz hat keine Kinoprogrammseite mehr, die Spielzeiten sollen nur noch online abrufbar sein. Die regionalen Kinos sind irritiert, sie wurden darüber vorab nicht informiert.

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In den Print-Zeitungen der CH Media gibt es kein Kinoprogramm mehr. (Bild: Billy Aboulkheir/Unsplash)

Wo denn das Filmprogramm in der Zeitung hin sei, wollten Besucher*innen im Kino Sputnik in Liestal wissen. Dort war man irritiert, erzählt Manager Jonathan Maurice, denn davon hörten die Mitarbeitenden an der Kasse zum ersten Mal. Doch tatsächlich: Seit Anfang Februar ist das regionale Kinoprogramm aus der bz verschwunden.

Die bz gehört zum Medienunternehmen CH Media mit Sitz in Aarau. Wer dort nachfragt, bekommt bestätigt, dass für das komplette Verbreitungsgebiet der CH-Media-Zeitungen die Verträge mit den Lieferant*innen für die Kinoprogramme und -anzeigen per Ende 2022 gekündigt wurden. 

In der Begründung für diesen Schritt lassen sich Sparmassnahmen herauslesen – der Service solle künftig «zu marktgerechten Konditionen» und nicht kostenlos angeboten werden. Im Gegensatz zu Museen und Theaterveranstalter*innen mussten Kinos in Basel nämlich gar nichts und in anderen Regionen nur stark reduzierte Preise für den Werberaum zahlen. Dieses kostenlose Programm will CH Media so nicht mehr.

«Wir wollen unseren Leserinnen und Lesern weiterhin einen Service betreffend Kinoangebot in der Region bieten können, allerdings zu marktgerechten Konditionen und nicht kostenlos oder stark vergünstigt.»
Stefan Heini, Unternehmenssprecher CH Media

CH Media will das Ganze allerdings weniger als Sparmassnahme und mehr als geändertes Angebot verstehen. Die «Kinoseite» gäbe es neu immer donnerstags, so Unternehmessprecher Stefan Heini. Dort wird über «die neusten Filme und regionalen Kassenschlager» berichtet, allerdings ohne Hinweis, in welchem Kino welcher Film läuft. Das müssen die Zeitungleser*innen selbst herausfinden, vorzugsweise online. Für die Kinobetreiber*innen soll es zudem die Möglichkeit geben, «zu fairen Konditionen» Werbung auf dieser Seite zu schalten.

Darüber hinaus soll «in den kommenden Wochen» das Kinoprogramm online verfügbar sein – für die User*innen auf allen Websites der CH-Media-Tageszeitungen freizugänglich und nach Film, Kino und Region suchbar. «Dieses Angebot ist eine weitere Dienstleistung seitens CH Media, welche nicht an die Kinos weiter verrechnet wird», so Sprecher Heini. Bedauernswert sei, dass die Information nicht an die Kinos weitergegeben wurde, «dafür möchten wir um Entschuldigung bitten».

«Letztlich fällt für uns Sichtbarkeit und Kommunikationsfläche weg, die wir bisher geschätzt haben.»
Samuel Steinemann, Direktor Stadtkino Basel

Denn nicht nur im Sputnik war man verwundert. Auch das Stadtkino und das Kultkino in Basel erfuhren erst durch Zufall, dass ihre Spielpläne nicht mehr in der Zeitung stehen. «Letztlich fällt für uns Sichtbarkeit und Kommunikationsfläche weg, die wir bisher geschätzt haben», sagt Samuel Steinemann vom Stadtkino.

Er sagt, das Kino wolle ein kostenpflichtiges Angebot in der gedruckten Zeitung prüfen – «obwohl jetzt nicht gerade die Zeiten sind, in denen wir uns neue Kosten für die Kinobetriebe wünschen». Dass die Kinos durch Streaming, Video-on-demand und zuletzt die Pandemie massiv unter Druck geraten sind, ist kein Geheimnis: Von der einstigen «Kinostrasse» in der Steinenvorstadt bleibt nicht mehr viel übrig – schreibt die bz.

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Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitik. Way too many Anglizismen.

Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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