«Wir können nun nicht mehr Frauen bei uns aufnehmen»
Der Regierungsrat erhöht gemeinsam mit dem Kanton Baselland die Ausgaben für das Frauenhaus beider Basel jährlich um etwa 286’000 Franken. Genügend Plätze für schutzsuchende Frauen gibt es deshalb noch nicht.
Auf den Punkt:
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Ausreichend Schutzplätze und Notunterkünfte für gewaltbetroffene Frauen – diese wollen Basel-Stadt und Baselland zur Verfügung stellen, heisst es in der Mitteilung des Regierungsrats. Dafür wollen die beiden Kantone bis 2028 mehr Geld ausgeben. Profitieren wird neben dem Frauenhaus beider Basel auch das Frauenhaus Wohnen für Frauen und Kinder (WFK).
Bettina Bühler, die Geschäftsleiterin der Stiftung Frauenhaus beider Basel, sagt zu Bajour, sie sei erfreut, dass die Gelder gesprochen und leicht erhöht worden seien. Basel-Stadt gibt jährlich rund 20’000 Franken als bisher, Baselland erhöht seinen Beitrag um 266’000 Franken – das Frauenhaus erhält dadurch rund 286’000 Franken pro Jahr mehr.
«Wir können die Schutzplätze nicht ausbauen.»Bettina Bühler, Geschäftsleiterin Stiftung Frauenhaus beider Basel
Neue Zeiten würden nun für das Frauenhaus aber nicht anbrechen, sagt Bühler, denn: «Es handelt sich hier nach wie vor lediglich um den Grundbetrag, der jetzt 60 Prozent unserer Kosten deckt. Die andere Hälfte muss die Stiftung wie bisher selbst aufbringen.» Die Erhöhung des Betrags entspreche einem Ausgleich der prozentualen Beteiligung der Kosten und erlaube keinerlei Spielraum, um das Angebot auszuweiten oder neue Plätze für betroffene Frauen zu schaffen. «Wir können deshalb die Schutzplätze nicht ausbauen und auch nicht mehr Frauen bei uns aufnehmen», sagt Bühler.
Bettina Bühler, die Leiterin des Frauenhaus beider Basel erzählt im Interview von einer «wahnsinnig hohen» Abweisungsquote, einer Beschwerde beim Presserat und wann sie Frauen ziehen lassen muss.
Das Frauenhaus beider Basel ist aktuell ausgelastet, die Abweisungsquote liegt bei 30 Prozent. 2024 suchten 81 Frauen und 54 Kinder dort Schutz. Doch immer wieder müssen Schutzsuchende abgewiesen werden. Im Juni hat EVP-Grossrat Christoph Hochuli einen Vorstoss eingereicht. Darin will er von der Regierung wissen, wie viele zusätzliche Schutzplätze das Frauenhaus benötige und ob der Regierungsrat bereit sei, die Kosten dafür zu übernehmen. Noch ist die schriftliche Anfrage nicht beantwortet. Hochuli sagt gegenüber Bajour, er finde es schade, dass der Betrag nicht markant erhöht wurde. Der Regierungsrat wisse ja, dass das Frauenhaus mehr Mittel benötigt, damit nicht mehr so viele Frauen abgewiesen werden. «Es sollte nicht sein, dass Frauen in Not auf sich selbst gestellt sein müssen und ihnen nicht geholfen werden kann», so Hochuli.
«Ich finde es schade, dass der Betrag nicht markant erhöht wurde.»EVP-Grossrat Christoph Hochuli
Wie der Kanton die Ausgaben für das Frauenhaus und das Frauenhaus Wohnen für Frauen und Kinder begründet, wird er in der Antwort des Regierungsrats auf seine schriftliche Anfrage erfahren. Toprak Yerguz, Leiter Kommunikation im Justiz- und Sicherheitsdepartement, sagt auf Anfrage, dass der Kanton den Vorstoss beantworten und später in diesem Rahmen Auskunft geben werde. Erst dann wird wohl auch begründet, warum der Kanton Basel-Stadt im Vergleich deutlich weniger Ausgaben für das Frauenhaus spricht als der Nachbarkanton.