Das «Schall und Rauch» mixt mit dir Cocktails

Start-up-Unternehmen trifft die Krise besonders hart. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch, wie das Beispiel der «Schall und Rauch»-Bar in der Rheingasse zeigt.

Schall und Rauch
Für "Schall und Rauch"-Wirt Nikhil Bigler ist das Glas halbvoll.
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Er klingt gut, aufgestellt sogar, obwohl er im Moment eigentlich nichts zu lachen hätte. Seine Bar Schall und Rauch ist kein Jahr alt und musste schon einige Rückschläge erleben. Zuerst der Brand des benachbarten «Grenzwert»-Hauses, der die Rheingasse für Wochen lahmlegte. Und jetzt Corona – und damit gar kein Barbetrieb mehr. Trotzdem: «Ich gehe zu 99,9 Prozent davon aus, dass wir weitermachen können», sagt Co-Pächter Nikhil Bigler (40). Für ihn ist das Glas halbvoll – meistens jedenfalls: «Würde ich alles knallhart durchrechnen, müsste ich meine Prognose wohl nach unten korrigieren.» Noch will er das aber nicht tun.

Zusammen mit zwei Partnern hat Bigler die Bar im Mai 2019 eröffnet. Den bevorstehenden ersten Geburtstag des Lokals wird er wohl nicht wie geplant mit etlichen Bands und vielen Gästen feiern können. «Der Bundesrat wird den Betrieb bis dahin allenfalls nur mit einer beschränken Anzahl Gäste erlauben», glaubt er.

Das «Schall und Rauch».

Bereits jetzt, gut zwei Wochen nach der Schliessung, sieht es finanziell eher finster aus für das Trio. Die Einbussen sind gross. Früchte und dergleichen verschenkten sie, angezapftes Bier ging aufs Haus, bevor die Bar schloss. Die Löhne der acht Teilzeit-Mitarbeitenden sollen vom Kanton übernommen werden. Die Pächter zahlen sich bisher noch keinen Lohn aus. «Was die Miete betrifft, führen wir Gespräche mit dem Hausbesitzer», sagt Bigler. Er hofft auf eine Reduktion oder einen Erlass.

Weitertanzen nach der Krise

Als Start-up-Unternehmen steht die GmbH noch nicht auf eigenen Beinen. Da kommt der Lockdown besonders ungelegen, ein Kredit würde wenig Sinn machen. Schall und Rauch versucht auf einem anderen Weg, an Geld für die harte Zeit zu kommen: Crowdfunding. Auf der Plattform wemakeit schreibt das Team: «Die Pandemie setzt uns finanziell zu und wir benötigen eure Hilfe, damit wir nach der Krise weitertanzen können!» Nur Geld entgegennehmen, ohne etwas dafür zu bieten, möchten die drei Unternehmer aber nicht.

«Wir möchten den Gästen, die spenden wollen, eine Gegenleistung bieten können», sagt Bigler. Möglichkeiten dafür bietet das Team gleich mehrere an. Für 180 Franken beispielsweise gibt es – sobald die Bar wieder offen ist – einen privaten Cocktailkurs. Der Gast gibt an, welches Basisgetränk er mag, welche Geschmacksrichtungen und so weiter. Mit einem Profi an der Seite wird der massgeschneiderte Drink gemixt. Der Gast darf den Namen des Getränks wählen und andere Menschen damit beglücken, denn der Cocktail wird eine Weile auf der Karte stehen. Bei der günstigeren Variante landet er einmalig auf dem Tresen.

Ob die Geburtstagsparty im kleinen Rahmen stattfinden wird, ist offen. Bigler hat eine Lösung parat, falls sie ins Wasser fallen sollte: «Dann feiern wir erst in einem Jahr und die Bar bleibt für immer ein Jahr jünger, als sie ist.» Sein Kredo in der Krise: «Wir müssen flexibel sein und unkonventionelle Wege gehen.» Er glaubt, dieser Plan geht auf – zu 99,9 Prozent.

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Corona und die Basler Literaturszene





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