Grün bleibt die Hoffnung

Der neu gestaltete Wielandplatz wurde eingeweiht. Verkehrstechnisch ist er gewiss übersichtlicher. Doch für viele Anwohner*innen sind die neuen Grünflächen mickrig ausgefallen. Heute würde der Platz wohl etwas anders gestaltet, meint Baudirektorin Esther Keller.

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(Bild: Franzisca Marti /Gruner AG)

Punsch, Gaggo, Glühwein – die Stimmung am vergangenen Freitag an der Einweihung des neu gestalteten Wielandplatzes im Gotthelfquartier war aufgeräumt. Doch es waren durchaus kritische Stimmen zu hören: Wo sind denn die grossen Grünflächen, für die hier doch eigentlich Platz genug wäre? Und warum diese Kopfsteinpflasterinseln?

Für Baudirektorin Esther Keller, die eine kurze Ansprache hielt, sind diese kritischen Töne nicht ganz neu. Gegenüber Bajour gesteht sie freimütig ein: «Tatsächlich würde man heute mit grosser Wahrscheinlichkeit mehr Grünflächen einplanen, da die Bevölkerung – und auch wir – unter dem Eindruck der vergangenen Hitzesommer dem Grünraum mehr Priorität einräumen als noch vor ein paar Jahren.»

Und warum Pflastersteine? Sie seien deutlich klimafreundlicher als Asphalt. Sie hätten eine bessere Ökobilanz, da sie ein Naturprodukt sind und heizen sich weniger auf. «Sie lassen das Regenwasser in den Boden eindringen und werden grün, da Gräser darüber wachsen. Wir haben uns deshalb kurzfristig entschieden, an zwei grösseren Stellen Asphalt durch Kopfsteinpflaster zu ersetzen.» Und warum wurden nicht noch mehr Grünflächen geschaffen? Keller: «Grössere Änderungen an einem Projekt sind nach Verabschiedung durch das Parlament nicht mehr möglich, da diese Entscheide für uns verbindlich sind.»

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Eines der Pflastersteininseli. (Bild: Stefan Schuppli)

Dass nicht noch umfangreicher begrünt werden konnte, liege ausserdem «an den jeweiligen Funktionen der Teilflächen», schreibt die Regierung in der Antwort auf eine Interpellation von Raffaela Hanauer (Grüne) vom vergangenen September. So liegt beispielsweise der Haupteingang der Sportanlage Schützenmatte mit einer Zuschauerkapazität von rund 8000 Personen – in Einzelfällen bis zu 12'000 Personen – an einer dieser Teilflächen. 

Für die regelmässig stattfindenden Grossanlässe seien genügend grosse Geh- und Zufahrtsbereiche notwendig, weil dann sehr viele Menschen gleichzeitig vom Stadion auf den Wielandplatz bzw. zu den Bushaltestellen strömten. Gleichzeitig sei es wichtig, dass die Flächen vor dem Stadion für neue Angebote wie einen Wochenmarkt genutzt werden könnten. Quartiervertreter*innen hätten darum explizit gebeten.

Für Keller ist klar: Der Platz mit seiner neuen Gestaltung erblühe erst im Verlaufe der nächsten Monate und Jahre, mit Wildblumen und Bäumen, die grösser werden, und mit neuen Nutzungen durchs Quartier. «Wenn dann noch Wünsche offen sind, gibt es immer die Möglichkeit, Dinge zu verbessern», sagt die Baudirektorin. Insbesondere, da die Arbeiten am Stadtklimakonzept und die Massnahmen daraus ja noch nicht abgeschlossen seien.

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Der Blick auf den Wielandplatz von der Sportanlage aus. (Bild: Stefan Schuppli)

«Die Flächen entsiegeln, das war schon vor 10 Jahren, weit vor den Klimabewegten der letzten Jahre, ein absolutes Muss. Damit auch verbunden viele grüne Inseln, Grasflächen als Bodenbedeckungen, dazu noch geeignete Baumpflanzungen. Das Grün soll auch das visuelle Gesicht des Platzes prägen», schreibt Steffi Luethi (SP) auf Facebook, damals Grossrat und Mitglied der Umwelt- und Verkehrskommission. 

Und jetzt die Realität im Winter 2022? Auf der Nordseite, zwischen Weiherweg und Wanderstrasse, habe es in der Tat drei Grüninseln. «Aber sonst? Wieder viel verkehrswegebedingter Asphalt. Dann aber zahlreiche Kopfsteininseln.»

Gut, sicher besser als weitere Teerflächen. Die Wärmespeicherung und -rückstrahlung von Steinen ist geringer als Teermasse. Aber Wiesenoberflächen erzielten hier nochmals ganz andere Werte.

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