Velorouten: Basel ist bereits Velostadt mit Vorbildfunktion
Die Initiative «sichere Velorouten» will durchgängige Velo-Vorzugsrouten in Basel errichten. Basel gehöre längst zu den velofreundlichsten Städten Europas, findet Eva Biland. Die Unfallzahlen seien trotz steigendem Veloverkehr gesunken, was für eine erfolgreiche Verkehrsplanung spreche. Ein Gastbeitrag.
Mit «Endlich sichere Veloroute» betitelt das Komitee seine Website, um für die Velovorzugsrouteninitiative zu werben. Sowohl das Wort «endlich», als auch das Wort «sichere» veranlassen zu einer vertieften Analyse der Situation rund um das Thema Velorouten, worüber die Stimmbevölkerung am 18. Mai abstimmt.
Basel übernimmt seit Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Fahrradfreundlichkeit und wurde bereits vor 10 Jahren zu den Top-Ten der fahrradfreundlichsten Städte Europas erkoren. Jeder fünfte Weg wurde damals bereits mit dem Velo gefahren. Aus den diesjährig publizierten Ergebnissen des Städtevergleichs Mobilität geht nun ein Bestzeugnis für die Unfallstatistik im fliessenden Verkehr hervor. Basel-Stadt verzeichnet die wenigsten Unfälle im Städtevergleich. Obwohl die Verkehrsleistung im Veloverkehr in der letzten Dekade nochmals um 45 Prozent zugenommen hat, nehmen die Fahrradunfälle in Basel kontinuierlich ab. Das ist ein hervorragender Leistungsausweis für die Verkehrsplanung und die Verkehrssicherheitsmassnahmen der Stadt, welche ihr Strassennetz laufend optimiert.
Am 18. Mai stimmt Basel über die Initiative «Sichere Velorouten in Basel-Stadt» und den Gegenvorschlag ab. Wir haben die drängensten Fragen dazu beantwortet.
Basel ist bereits Velostadt und hat ihren Namen verdient. Gesamtschweizerisch sehen Unfallstatistiken anders aus, die Zahl der Velounfälle ist national um 50 Prozent gestiegen, vor allem Unfälle schneller E-Bikes nehmen zu und mit ihnen auch die Schweregrade der Verletzungen. Zürich verzeichnet dreimal mehr Unfälle pro Einwohnerzahl im fliessenden Verkehr, sogar die kleinere und weniger verdichtete Stadt St. Gallen weist eine schlechtere Unfallbilanz auf als Basel. Die Stadt Zürich ist deshalb daran, eine 50 Kilometer -Velorouten-Initiative umzusetzen und muss nun Lösungen bezüglich der Schulwegsicherheit erarbeiten. Eine aktuelle Untersuchung im Bereich der Zürcher «Velo-Highways» von März 2025 zeigt nämlich, dass viele Velofahrer nicht bereit sind für Schulkinder zu bremsen. Eine neue Ausgangslage bei ursprünglich «gut gemeinten» Velovorzugsrouten.
Leider sind Velounfälle mehrheitlich sogenannte Selbstunfälle, oft verursacht durch Ablenkung. Vier von fünf Velounfällen sind auf das «Verhalten» zurückzuführen, welches auch durch ausgebaute Velorouten (seien es 50 Kilometer, wie es die Initiative oder 40 Kilometer, wie es der Gegenvorschlag fordert) nicht steuerbar ist. Die Initianten fordern unter anderem ein Nebeneinanderfahren von Velofahrern, wobei mehrspuriger Veloverkehr an Querungsstellen, respektive Fussgängerstreifen wiederum Sicherheitsfragen aufwirft für Fussgänger. Senioren konnten übrigens in den vergangenen Jahren von den Fortschritten in der Verkehrssicherheit nicht in gleichem Ausmass profitieren wie die jüngeren Altersgruppen. Will man Verbesserungen in der Verkehrssicherheit erzielen, muss der Fokus mitunter auf dem wachsenden alternden Bevölkerungsanteil liegen.
«Die Initiative zeichnet ein plakatives Bild, obwohl sich die Realität dank umsichtiger Verkehrsplanung längst positiv zeigt.»Eva Biland, Vorstandsmitglied ACS beider Basel, zuständig für Verkehrssicherheit
Im Verhalten der Verkehrsteilnehmenden – und ich meine damit explizit alle Verkehrsteilnehmenden – liegt am meisten Potential für Unfallprävention. Respekt und Disziplin retten Leben. Zweifelsohne ist jeder Unfall einer zu viel – auch dann, wenn er sich im Rahmen eines verbleibenden Restrisikos ereignet.
Basel ist bereits Velostadt mit Vorbildfunktion und einer soliden Verkehrssicherheitsbilanz. «Endlich sichere Veloroute» zeichnet ein plakatives Bild, obwohl sich die Realität dank umsichtiger Verkehrsplanung längst positiv zeigt. Im Zuge der diversen baulichen Strasseneingriffe in den kommenden Jahren zugunsten des Fernwärmeausbaus und anderen Infrastrukturverbesserungen können sich die Basler Steuerzahlenden also ohnehin darauf verlassen, dass dem Sicherheitsfaktor im Strassennetz von den Bauverantwortlichen vollends Rechnung getragen wird und dynamisch Optimierungen erfolgen werden, wo immer notwendig. Dass das Komitee für den Gegenvorschlag die bisherigen nachweislichen Verbesserungen als «Stillstand» bezeichnet, lässt sich nicht plausibilisieren. Zusätzliche Millionenaufwendungen und neue Verwaltungsstellen, wie es die Initianten fordern, sind nicht gerechtfertigt, deshalb 2x Nein, sowohl zur Initiative als auch zum Gegenvorschlag.