«Wir werden ausgebremst»

Der Verein Literatur Basel ist frustriert: Die Bildungs- und Kulturkommission lehnt sein Gesuch um eine weitere Erhöhung der Staatsbeiträge ab.

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Katrin Eckert ist enttäuscht über den Beschluss der Bildungs- und Kulturkommission.

«Es ist ein herber Rückschlag», sagt Katrin Eckert, Leiterin des Vereins Literatur Basel, zu Bajour, kurz nachdem der Beschluss der Bildungs- und Kulturkommission (BKK) heute publiziert wurde. Die Kommission stimmt darin zwar dem Antrag des Regierungsrats zu, das Budget um 50’000 Franken pro Jahr zu erhöhen. Da dieser Betrag aber offenbar nicht ausreicht, hat der Verein Literatur Basel Ende Oktober ein Gesuch nach einer weiteren Erhöhung gestellt, das die BKK nun allerdings mit 6 zu 4 Stimmen bei 3 Enthaltungen ablehnt. Katrin Eckert findet die Argumente «nicht nachvollziehbar». Die Aktivitäten des Vereins Literatur Basel, der das Literaturhaus betreibt und das Internationale Literaturfestival Buch Basel ausrichtet, würden nun «ausgebremst.» 

Zwar erkennt sie an, dass die BKK den Beschluss des Regierungsrats unterstützt und empfiehlt, den Staatsbeitrag an den Verein Literatur Basel von 430'000 auf 480'000 Franken pro Jahr anzuheben. Sie bedauert aber, dass die BKK das Gesuch einer weiteren Erhöhung um 47’000 Franken ablehnt. Die Gründe für das Gesuch erklärte Marion Regenscheit, Leiterin des internationalen Literaturfestivals Buch Basel, im November im Bajour-Interview: «Alles ist teurer geworden. Die Mieten für das Büro, das Literaturhaus und das Volkshaus während der Buch Basel.»

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Marion Regenscheit hat mit steigenden Kosten zu kämpfen. (Bild: ©Ayse Yavas)

Was aber ist mit den 50’000 Franken, die der Verein Literatur Basel nun zusätzlich erhält? Rund 30’000 Franken fliessen laut Literatur Basel aufgrund gestiegener Löhne direkt an die freischaffenden Künstler*innen. Dem Verein bleiben also 20’000 Franken, die laut Gesuch nicht ausreichen, um die «massiv gestiegenen Kosten» zum Beispiel auch hinsichtlich der Technik oder der Energie zu decken. Marion Regenscheit sagte zu Bajour: «All diese Ausgaben können wir nicht beeinflussen.» Es sei nur möglich, Kosten einzusparen, indem das Programm reduziert werde. 

Genau das scheint aber im Sinne der BKK zu sein. Sie heisst die Entwicklung des Vereins Literatur Basel zwar gut, schreibt aber im Bericht, es stehe «die Vermutung im Raum, dass der Verein sich durch zu viele angestossene Projekte in der vergangenen Staatsbeitragsperiode finanziell etwas übernommen hat». Diesen Vorwurf weist Katrin Eckert von sich: «In die  Projekte, die hier gemeint sind, sind ausschliesslich zweckgebundenen Drittmittel und in die Erneuerung der Webseiten dafür vorgesehene Rückstellungen geflossen».

Für den Transformationsprozess konnten zweckgebundene Gelder im sechsstelligen Bereich akquiriert werden. «Uns jetzt einen Strick daraus zu drehen, dass wir politisch gewünschte Projekte mit Drittmitteln umgesetzt haben, ist sehr ärgerlich», sagt sie und betont: «Unser Problem sind die laufenden Betriebskosten, die explodieren. Die genannten Projekte haben unser Betriebsbudget zu keinem Zeitpunkt belastet.»

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Das Literaturhaus Basel verzeichnet nach der Pandemie weniger Besucher*innen. (Bild: Wikipedia)

Die BKK schreibt in ihrer Begründung auch, die Kommissionsmehrheit sehe Potenzial darin, Eigen- und Drittmittel zu gewinnen. Dies sieht die Leiterin des Vereins auch anders. «Ich habe die Anstrengung, Gelder zu akquirieren, im letzten Jahr verdoppelt, um den Betrag der früheren Jahre zu erreichen. Sie sieht nun keine andere Möglichkeit, als 20 Prozent des Programms der Buch Basel und vom Literaturhaus einzusparen. «Wir werden ausgebremst und das ist frustrierend», so Katrin Eckert. 

Die BKK sieht aber auch andere Sparmöglichkeiten und stellt zum Beispiel das Volkshaus als Austragungsort der Buch Basel aufgrund der vergleichsweise hohen Preise in Frage. Aber auch das Literaturhaus Basel muss Kritik einstecken: Während die Buch Basel für ihr vielfältiges Programm gelobt wird, wird das Programm des Literaturhaus von der Kommissionsmehrheit als weniger divers erachtet, was einer Erhöhung des Staatsbeitrags zusätzlich entgegenstehe. Hier verweist Katrin Eckert auf die Tatsache, dass das Literaturhaus sich ja gerade mitten im Prozess Richtung mehr Diversität befinde, der nun auch erschwert werde. 

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Die Buch Basel stösst auf grossen Anklang beim Publikum. (Bild: Valerie Wendenburg)

Buch Basel und Literaturhaus arbeiten eng zusammen und wirtschaften gemeinsam. Während das Internationale Literaturfestival immer mehr Besucher*innen verzeichnet und erfolgreich ist, hat das Literaturhaus nach der Corona-Pandemie noch mit Einbussen zu kämpfen. Es läuft nicht so rund, wie es sein könnte, aber hier ist die BKK zuversichtlich: «Die Kommission zeigt sich nach der äusserst erfolgreichen BuchBasel 2023 optimistisch, dass auch das Literaturhaus Basel schon bald wieder vorpandemische Besucherzahlen erreichen wird.» Wie das geschehen soll, bleibt offen.

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Frage des Tages

In unserer Frage des Tages haben wir Anfang November gefragt: «Sollte der Kanton für strauchelnde Kulturbetriebe in die Bresche springen?». Damals haben wir am Beispiel des Literaturhauses diskutiert, ob der Kanton kulturellen Vereinen helfen soll, wenn sie sich in finanziellen Nöten befinden. Unsere Community findet: Ja. Hier geht's zur Diskussion.

«Es wird nicht einfacher, wenn wir unser Programm zusammenstreichen müssen», meint Eckert. Die Frage, ob die galoppierende Buch Basel das eher etwas lahmende Literaturhaus querfinanzieren müsse, verneint sie und sagt: «Auch das Literaturfestival ist weit davon entfernt, wirtschaftliche Gewinne einzufahren. Ohne staatliche Unterstützung und Drittmittel könnte auch die Buch Basel nicht existieren.»

Der Verein Literatur Basel muss jetzt über die Bücher gehen, den Rotstift ansetzen und versuchen, doch mehr Drittmittel einzuwerben. Der Kanton hat klar gemacht, dass er nicht noch mehr in die Bresche springt und alle Kosten deckt, mit denen das Literaturhaus und die Buch Basel zu kämpfen haben. Es stellt sich wohl auch die Frage, inwieweit der Staat für die ansteigenden Betriebskosten einspringen kann. Denn der Verein Literatur Basel ist ja nicht der einzige, dem die hohen Kosten aktuell zu schaffen machen.

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Nach dem Studium, freier Mitarbeit bei der Berliner Morgenpost und einem Radio-Volontariat hat es Valerie 2002 nach Basel gezogen. Sie schreibt seit fast 20 Jahren für das Jüdische Wochenmagazins tachles und hat zwischenzeitlich einen Abstecher in die Kommunikation zur Gemeinde Bottmingen und terre des hommes schweiz gemacht. Aus Liebe zum Journalismus ist sie voll in die Branche zurückgekehrt und seit September 2023 Senior-Redaktorin bei Bajour. Im Basel Briefing sorgt sie mit ihrem «Buchclübli mit Vali» dafür, dass der Community (und ihr selbst) der Lesestoff nicht ausgeht.

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