Kriminalität in Basel: Die Angstmacher

«Basler Zeitung» und SVP machen es vor: Wie man alle Jahre wieder mit Angst und Gewalt Schlagzeilen und Politik macht. Auch wenn die Zahlen es nicht rechtfertigen. Eine Kritik.

Kriminalität Basel Gewalt
Jeder Schlag ist einer zu viel. Aber ein nüchterner Blick auf die Zahlen ist journalistische Pflicht. (Bild: Charl Folscher via Unsplash)

Angst ist ansteckend. Wenn Eltern sich fürchten, bekommt das Kind auch Angst – es liest die Emotion an der Körpersprache ab. Für Erwachsene gilt das ebenso. Und das ist praktisch für Politiker*innen oder Journalist*innen, die im harten Kampf der Aufmerksamkeitsökonomie alle Augen auf sich lenken wollen.

Angst ist ein Gefühl. Angst kann man auch machen. Bei Bedarf.

Am wirkungsvollsten ist das Bewirtschaften von Angst dann, wenn besonders scheussliche Verbrechen öffentlich werden. So wie in letzter Zeit, als Vergewaltigungen und Messerstechereien die Bewohner*innen betroffen gemacht haben.

Ein «Schandfleck»

So schrieb «BaZ»-Chefredaktor Marcel Rohr vergangenen Samstag im Leitartikel, dem selbsternannten «Filetstück» der Zeitung ganz in «Blick»-Tonalität: «Wir leben in der kriminellsten Stadt der Schweiz.» In der Steinenvorstadt «fliesse» das Blut. Die Kriminalitätszahlen seien der «Schandfleck» in einer Stadt, in der die politische Linke das Kriminalitätsproblem seit Jahren konsequent verleugne. Schon 2013 sei eine negative Tendenz spürbar gewesen.

Als Beleg zieht Rohr eine (kantonale) Zahl herbei, die furchtbar klingt: Tötungsdelikte und Vergewaltigungen hätten im ersten Halbjahr 2021 um 40 Prozent zugenommen. 40 Prozent! Das ist ja wirklich viel, werden Sie denken. Aber: In absoluten Zahlen sind das eine Handvoll Fälle. Schlüsseln wir auf:

  • 40 Prozent mehr Tötungsdelikte als 2021 heisst: 2 Fälle mehr als letztes Jahr. Im Vorjahr zählte die Stawa nämlich total 5 Fälle, dieses Jahr total 7 Fälle.

  • 40 Prozent mehr Vergewaltigungen als 2021 heisst: 5 Fälle mehr. 2020 zählte die Stawa insgesamt 10 Fälle, dieses Jahr 14 Fälle.
Schlagzeile
Der Leitartikel von «BaZ»-Chefredaktor Marcel Rohr.

Diesen Kontext lässt die «BaZ» weg – die «bz» übrigens auch. Ebenso wie die SVP, welche die Angst und Schrecken verbreitenden 40 Prozent mit einem Bild eines Messerstechers verziert und behauptet: «Basel wird immer krimineller und gefährlicher.» 

Die Behauptung, Basel werde immer gefährlicher, wird alle Jahre wieder rezykliert. Die «BaZ» begann schon im Jahr 2011 unter Markus Somm damit, «Brennpunkte des Verbrechens» auf Karten einzuzeichnen. Schlagzeile: «Hier ist Basel besonders gefährlich». Und der ehemalige SVP-Präsident Sebastian Frehner sagte im Grossen Rat, Basel sei wegen der damals noch rot-grün dominierten Regierung nicht mehr sicher.

Die Fallzahlen sind konstant

Nur: Auch das stimmt nicht. Basel wird nicht krimineller. Zwar ist Basel schweizweit tatsächlich die Stadt mit den meisten Gewalttaten. Als Gründe nennt die Polizei «die Verstädterung, die Grenznähe, die Zentrumsfunktion und vorbeiführende Verkehrs-Hauptachsen». Und eins ist klar: Jede einzelne Tat ist eine zu viel. Aber: Die Fallzahlen des Kantons Basel-Stadt (hier inklusive Riehen und Bettingen) bleiben seit 2009 relativ konstant, mit leichten Schwankungen nach unten und nach oben. Das zeigen die Zahlen des statistischen Amts. 

Auch diesen Kontext lässt die «BaZ» weg. 

Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Jugendgewalt. Der «Tagesanzeiger» titelte diese Woche: «Jugendliche haben aufgerüstet» und schreibt von einer «Brutalisierung».

Auch hier relativieren die Zahlen die Situation. Über die letzten 21 Jahre hat die Jugendgewalt in der ganzen Schweiz abgenommen, auch in Basel-Stadt.

Eine Zunahme lässt sich nur bestätigen, wenn man nur die letzten fünf Jahre anschaut. Tatsächlich stieg die Zahl der beschuldigten Jugendlichen zwischen 2015 und 2020 gesamtschweizerisch um ein Drittel. Wie viele davon schuldig und verurteilt waren, ist offen. Soziologe Dirk Baier hat die Zahlen in seiner Studie «Anstieg der Jugendkriminalität in der Schweiz» aufgeschlüsselt. Baier leitet das Institut Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.

Zu den Gewalttaten: Die höchste Zunahme gab es bei den Vergewaltigungen (+ 200,0 Prozent). Allerdings ist auch diese Prozentzahl mit Vorsicht zu geniessen: In absoluten Zahlen wurden in der Schweiz 2020 insgesamt 57 Jugendliche der Vergewaltigung beschuldigt.

  • Jugendgewalt BS

  • Jugendgewalt CH

  • Jugendgewalt Ausländeranteil

Ebenfalls gestiegen sind Anklagen wegen Tätlichkeiten wie zum Beispiel Ohrfeigen, wegen einfacher Körperverletzungen, Drohungen und Gewalt gegen Beamte. 

Die zunehmende Jugendgewalt ist auch im Baselbiet Thema. Die Jugendstaatsanwaltschaft meldete Ende Oktober, im Jahr 2020 habe es doppelt so viele Verurteilungen wegen Jugendgewalt gegeben als im Vorjahr. Im Vierjahresvergleich sind es über 62 Prozent. Die Jugendanwältin Corina Matzinger zeigte sich gegenüber dem «SRF-Regionaljournal Basel» «alarmiert».

Jetzt die Frage: Wieso? Wieso schlagen Jugendliche in den letzten fünf Jahren häufiger zu?

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Die «BaZ» hat eine Reihe von Erklärungen: «Kriminaltouristen» aus Frankreich und Deutschland und Partygänger aus der Agglomeration. «Menschen jeglicher Couleur» strömten die Innenstadt, schreibt Rohr. «Im Rausch des Alkohols oder unter Einfluss chemischer Substanzen pumpt das Adrenalin, die Hemmschwelle fällt ins Bodenlose.» Dazu kämen Corona und die Sozialen Medien. Und: «Der Anteil an Ausländerinnen und Ausländern in Basel ist seit Mitte der Achtzigerjahre kontinuierlich gestiegen.»

So einfach ist es aber nicht. 

Die Lage von Basel, die Nähe zur Grenze, spielen sicher eine Rolle und werde von der Polizei als Grund genannt, dass Basel grundsätzlich krimineller ist als alle anderen Städte. 

Aber die Ausländerquote hatte – zumindest auf die Zunahme der Jugendgewalt im nationalen Kontext – keinen Einfluss. Es ist ein bisschen kompliziert:

Tatsächlich begehen jugendliche Männer und Jugendliche ausländischer Herkunft einen überproportionalen Anteil an Straftaten, heisst es in der Studie von Soziologe Dirk Baier. Aber: «Beide Faktoren können den Anstieg der Jugendkriminalität (seit 2015, Anm. der Red.) nicht erklären.» Die Kriminalität sei verhältnismässig stärker angestiegen (um 36 Prozent) als die Jugend-Ausländerquote (26.1 Prozent). Ausserdem haben Schweizer Jugendliche ein bisschen aufgeholt bei der Kriminalität.

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Alkohol und Kiffen könnten durchaus eine Rolle spielen, ebenso das Mittragen eines Messers. Aber für beide Einflussfaktoren fehlen gute Daten. Ebenso könnten Mobbing und Cyberbullying einen Einfluss haben. Ausserdem ist die Sensibilität in vielen Bereichen gestiegen. Opfer erstatten heute in verschiedenen Bereichen, etwa digitaler oder häuslicher Gewalt, vermutlich häufiger Anzeige als früher.

Zahlen sind das eine, Gefühle das andere

Aber wie gesagt: Es fehlen gute Daten. Forscher Baier kommt deshalb zum Schluss: Warum die Gewalt unter Jugendlichen gestiegen ist, lässt sich mit den aktuellen Daten «nicht wirklich» beantworten. Und beruhigt: Die Zunahme sei «derzeit nicht derart drastisch, dass umfassender Grund zur Sorgen bestehen würde». In Zahlen: Im Jahr 2015 wurden 5242 Jugendliche zwischen 15 und 17 Jahren von der Polizei als Beschuldigte registriert (entspricht 2 Prozent aller Jugendlichen), 2020 waren es 6722 Jugendliche (entspricht 2,7 Prozent aller Jugendlichen)*. Und, wie gesagt, übers ganze gesehen ist seit 2009 sogar eine Abnahme zu verzeichnen.

Reden wir aber noch über Emotionen, über die so genannt «gefühlte Sicherheit»: Wie wohl fühlen sich Basler*innen, wenn sie im Dunkeln vom Ausgang heimgehen?

Besser als auch schon. Das zumindest zeigt die letzte Bevölkerungsbefragung aus dem Jahr 2019. Der Kanton hat 7000 Einwohner*innen befragt. Resultat: Das allgemeine Sicherheitsempfinden im Alltag hat gegenüber der letzten Befragung von 91,2 Prozent (2015) auf 94,9 Prozent (2019) zugenommen. Die Zunahme lag laut statistischem Amt allerdings auch daran, dass dieses Mal mehr jüngere Basler*innen befragt wurden als 2015: Jüngere fühlen sich tendenziell sicherer als Ältere.

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Fühlen sich die Basler*innen also sicher in ihrer Stadt?

Eine nicht-repräsentative kleine Strassenumfrage vom 9. November zeigt ein anderes Bild. Bajour hat mit zehn jungen Frauen und drei jungen Männern geredet. Alle der befragten Frauen haben Angst, wenn sie in der Nacht alleine unterwegs sind: «Im Kleinbasel find ich's gefährlich», sagt die 17-jährige Elena. Und Sinja ergänzt: «Im Tram kommt es immer wieder vor, dass ältere Männer sexuelle Anspielungen machen.»

Ein Grund für die Angst: Die Gewalttaten, die in den letzten Wochen verzeigt und öffentlich gemacht wurden. So sagt Nadja: «Wir reden über das, was passiert. Im Freundeskreis war die Vergewaltigung von vorletzter Wochen ein grosses Thema. Dann heisst es, ‹krass, schon wieder›. Es spielt auch eine Rolle wo das stattgefunden hat. Dann schauen wir, dass wir da nicht mehr durchlaufen, aber wir schauen eigentlich immer, dass wir nicht alleine heimgehen.»

Die drei Männer, mit denen wir geredet haben, sind weniger ängstlich. «Manchmal kann es sein, dass es für uns selber Stress gibt. Aber das ist schon länger her. Heute sind wir selber Kästen, schau uns an.» Sie würden ihre Kolleginnen jeweils nach Hause begleiten.

Als die Steinen No-Go Area war

Angst ist ein unschönes Gefühl. Die gefühlte Unsicherheit in Basel ist keineswegs neu. Schon in den 80er-Jahren hatten die Leute Angst, beispielsweise davor, durch die Steinenvorstadt zu gehen. Schlägereien, Pöbeleien und Klauen sei dort gang und gäbe, hiess es.

Wir wollten von unserer Gärngschee-Community wissen, was sie in den 80er-Jahren erlebt hat. Die Bilanz ist gemischt:

Jolanda Winter schreibt: «Die Steine gehörte den Breakern. Punks und Waves durften sich in dieser Straße nicht blicken lassen. Musste auch mal ziemlich schnell rennen, weil ich es doch gewagt hatte.»

Der freie Journalist Udo Theiss schreibt uns: «Damals entstand auch eine konsistende Rechte Skinszene. Das Hirschi, besetzte Häuser und bekannte linke WGs wurden ständig attackiert. Nicht zu vergessen, die ‹Schwulenjagden›, bei denen in einschlägig bekannten Parks Schwule verprügelt und ausgeraubt, in einem Fall sogar mit Benzin übergossen und angezündet wurden. Die Besetzung in der Müllheimerstrasse wurde mit Brandsätzen ebenfalls mit beträchtlichem Personenschaden angegriffen. Schlägereien mit ‹Breakern› und Skins waren jahrelang fast Tagesgeschäft.»

Gärngschee-Mitglied Maya Diemers wurden einmal die Turnschuhe geklaut: «Mir hends Au als Begriessig d Turnschueh klaut und min Hamburger und en box in de Buuch als Abschied Geh…..Eidütig händs d Bronx Welle imitiere aber sisch nid so beängstigend gsy eher ziemlich lächerlich alles und einfach unagnähm…»

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Turnschuhe weg. (Bild: Gärngschee – Basel hilft.)

Doch nicht alle haben die Steinen als gewalttätigen Ort in Erinnerung. 

Daniela Brechbuehler schreibt:  «Ich habe in den 80 er Jahren keine Gewalt erlebt in den Steinen. Ich genoss es in die Läden zu gehen und in den netten Cafés und Restaurants etwas Feines zu trinken ohne laute Musik.» 

Barbara Kurth Idehen pflichtet ihr bei: «Ich bin in den 80ern als neunjähriges Kind dort auch unbehelligt ins Kino. Denk mal wenn man nicht zur Altersgruppe gehört bzw. zur potenziellen Szene wurde man auch nicht involviert.»

Die Angst in der Steine schön aufgefangen hat ein Film aus dem Jahr 1989 aus dem SRF-Archiv. Titel: «Steinenvorstadt Basel und ihr schlechter Ruf».

«Wir reden über das, was passiert. Im Freundeskreis war die Vergewaltigung von vorletzter Wochen ein grosses Thema. Dann heisst es, ‹krass, schon wieder›.»
Nadja, 20

Gefühlte Unsicherheit kommt nicht von ungefähr. Und Angst hält sich nicht an Statistiken: Es ist kein Wunder, dass Basler*innen nach den schlimmen Ereignissen der letzten Wochen mehr Angst haben als vorher. Gefühle sind bekanntlich nicht rational und müssen es nicht sein.

Von Journalist*innen – und auch von Politiker*innen – darf man allerdings erwarten, dass sie sich an die Zahlen halten. Basel ist nicht krimineller als vor Jahren. Auch wenn «BaZ» und SVP es nicht wahrhaben wollen. 

Pascal Messerli, Fraktionspräsident der SVP im Grossen Rat, widerspricht der Kritik, die SVP betreibe Angstbewirtschaftung. Auf Anfrage schreibt er: «Die Zahlen nehmen in den allermeisten Bereichen (bsp. Tötungsdelikte und Vergewaltigungen) zu, was eine inakzeptable Verschlechterung der Sicherheitslage darstellt.›» Die Statistik belege, dass Basel die kriminellste Stadt der Schweiz sei. Mehrere Medienberichte diverser Zeitungen hätten diese Zahlen bestätigt und umfangreich darüber berichtet.

Er räumt zwar ein, dass die Zahlen im Vergleich zum Jahr 2009 nicht zunehmen, aber «die Fallzahlen bleiben auf sehr hohem Niveau, vielleicht in der Gesamtsumme konstant, aber a) nicht in allen Bereichen und b) wie bereits erwähnt, auf schweizweit überdurchschnittlich hohem Niveau. Daher ist unsere Aussage korrekt», schreibt Messerli. «Entsprechend bewirtschaften wir das Thema nicht, sondern machen auf die Lage aufmerksam und adressieren die Verantwortung (17 Jahre rotgrüne Regierungsmehrheit) klar.» 

«BaZ»-Chefredaktor Marcel Rohr wollte gegenüber Bajour keine Stellung nehmen.

Nicht repräsentative Strassenumfrage:

von Daniel Faulhaber

Fühlst du dich sicher in Basel?

Zwei Frauen, 17 und 18, kommen vom Münstergymi runter.

Elena: «Ich fühle mich manchmal unsicher, je nachdem wo. Im Kleinbasel find ich's gefährlich. Wo genau? Da unter der Mittleren Brücke wenn man ans Rheinbord runtergeht.»

Sinja: «Ich fühle mich unwohl Abends, alleine. Im Tram kommt es immer wieder vor, dass ältere Männer sexuelle Anspielungen machen. Ich schaue, dass ich auf dem Heimweg nicht alleine bin.»

__________

Drei Frauen am Barfi. 16, 17 und 20 Jahre alt.

Brikena: «Basel ist unsicher, 100 Prozent, hier um den Barfi aber allgemein wird es schon immer mehr Ghetto. Nach allem was man liest in letzter Zeit.»

Dragana: «Das Unsicherheitsgefühl hat insgesamt schon zugenommen. Ich schaue jetzt mehr auf meinen Drink und so wenn ich im Club bin.

Nadja: «Wir reden über das, was passiert. Im Freundeskreis war die Vergewaltigung von vorletzter Wochen ein grosses Thema. Dann heisst es, ‹krass, schon wieder›. Es spielt auch eine Rolle wo das stattgefunden hat. Dann schauen wir, dass wir da nicht mehr durchlaufen, aber wir schauen eigentlich immer, dass wir nicht alleine heimgehen.»

__________

Drei Männer am Barfi, zwei 17 und einer 18 Jahre alt

Mann 1: «Wir fühlen uns nicht unsicher, also für uns persönlich geht's. Aber für Frauen können wir uns schon vorstellen, dass die sich unsicher fühlen.»

Mann 2: «Wir haben es schon immer so gemacht, dass wir unsere Kolleginnen im Ausgang oder nachher begleitet haben. Das machen wir jetzt verstärkter als früher.»

Mann 3: «Manchmal kann es sein, dass es für uns selber Stress gibt. Aber das ist schon länger her. Heute sind wir selber Kästen, schau uns an.»

__________

Zwei Frauen am Claraplatz, 16 und 17 Jahre alt

Selena: «Hier rund um den Claraplatz fühle ich mich eigentlich nicht unsicher, aber in Kleinhüningen schon. Vor was wir Angst haben? Vor Junkies, Vergewaltigern.»

Nora: «Wir schauen, dass wir mit männlichen Kollegen in den Ausgang gehen können. Das Gefühl, unsicher zu sein, hat schon zugenommen, aber wir gehen noch nicht so lange in den Ausgang. Ein, zwei Jahre vielleicht.»

__________

Zwei Frauen am Claraplatz, 30 und 35 Jahre alt

Frau 1: «Es war schon immer so, dass man sich als Frau im Ausgang unsicher fühlte. Das bleibt gleich. Schlüsselbund zwischen die Finger, Handy an und telefonieren, die Haare hinten in die Kapuze stecken und möglichst unattraktiv sein. Immer Geld dabei fürs Taxi.»

Frau 2: «Wir reden schon drüber wenn was passiert wie kürzlich die Vergewaltigung. Das ist dann schon Thema unter den Freundinnen. Aber so was hat's früher auch schon gegeben, das ist einfach leider so, dass Frauen mit dieser Vorsicht leben. Am Schlimmsten ist, wenn uns dann auch noch die Schuld gegeben wird, wenn was passiert. Dürfen wir uns nicht mehr hübsch machen?»

*Im Originaltext fehlten hier die absoluten Zahlen. Nach der internen Blattkritik haben wir diese ergänzt.

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Foto Pino Covino

Bei Bajour als: Journalistin.

Hier weil: Das Hobby meines Mannes finanziert sich nicht von alleine.

Davor: Chefredaktorin im Lokalmedium meines ❤️-ens (Bajour), TagesWoche (selig), Gesundheitstipp und Basler Zeitung

Kann: alles in Frage stellen

Kann nicht: es bleiben lassen

Liebt an Basel: Mit der Familie am Birsköpfli rumhängen und von rechts mit Reggaeton und von links mit Techno beschallt zu werden. Schnitzelbängg im SRF-Regionaljournal nachhören. In der Migros mit fremden Leuten quatschen. Das Bücherbrocki. Die Menschen, die von überall kommen.

Vermisst in Basel: Klartext, eine gepflegte Fluchkultur und Berge.

Interessensbindungen:

  • Vorstand Gönnerverein des Presserats
  • War während der Jugend mal für die JUSO im Churer Gemeindeparlament. Bin aber ausgetreten, als es mit dem Journalismus und mir ernst wurde.

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