«Eigentlich politisiere ich am rechten Rand der Mitte»
Balz Herter enttäuscht bei den Ständeratswahlen. Er macht nur minim weniger Stimmen als SVP-Konkurrent Pascal Messerli. Im Interview mit Bajour erklärt er, dass sein Image «als Linker» falsch ist.
Balz Herter, Sie haben bei den Ständeratswahlen nur minim mehr Stimmen gemacht als der SVP-Kandidat Pascal Messerli. Sie sind wahrscheinlich nicht zufrieden mit dem Resultat?
Nein, ich bin nicht zufrieden. Ich habe mir mehr erhofft – dass ich ein besseres Resultat erziele und dass ich deutlich mehr Stimmen mache als Pascal Messerli. Das ist nicht aufgegangen. Man muss aber bedenken, dass vor vier Jahren mit Gianna Hablützel-Bürki ein anderes Kaliber antrat. Pascal Messerli ist jeden Tag präsent. Er hat einen guten Wahlkampf gemacht. Die alles überstrahlende Eva mit 40'000 Stimmen ist auch ein Zeichen.
In letzter Zeit hörte man Kritik, dass Sie kein richtiger bürgerlicher Kandidat waren, dass Sie zu wenig bürgerliche Akzente setzten. Was sagen Sie dazu?
Ich bin gesellschaftsliberal. Wenn man den Grossen Rat anschaut und die Aufstellung, die Sie machten, politisiere ich eigentlich eher am rechten Rand der Mitte. Aber unsere Partei ist liberalsozial. Daraus habe ich nie einen Hehl gemacht. Dass ich gesellschaftspolitisch offen bin, ist auch klar. Vielleicht hat das ein paar Leute abgeschreckt, da auch das Gender-Thema momenatn ziemlich polarisiert.
«Das Interview mit Bajour wurde von vielen anderen Medien aufgenommen und es hiess: ‹Balz Herter ist ein Linker.›»Balz Herter, Mitte Basel-Stadt
Die Mitte setzte stark auf gesellschaftsliberale Themen und versuchte sich als Kraft in der Mitte zwischen rechts und links zu positionieren. Hätten Sie, statt die Startegie der nationalen Mitte mitzutragen, in Basel-Stadt lieber auf klassische bürgerliche Themen wie Finanzen, Steuern etc. setzen sollen?
Auf diese Themen haben wir auch gesetzt. Meine Medienkonferenz und alles, was rund um den Wahlkampf lief, ging eigentlich in diese Richtung. Dann führten wir zusammen das Interview, bei dem wir auch über die gesellschaftspolitischen Themen redeten. Das wurde von vielen anderen Medien aufgenommen und es hiess: «Das ist ein Linker.» Das wurde ziemlich festgeschrieben und war auch ein Punkt, der mich Stimmen kostete.
Die Themen wie den Gender-Stern haben Sie gesetzt. Das war ein interessanter Move. Jetzt sind Sie Parteipräsident, Ihnen werden Regierungsratsambitionen nachgesagt. Wird sich etwas ändern an Ihrer Zukunft als Parteipräsident und als möglicher Regierungsratskandidat ändern?
Nein, derzeit ändert sich nichts. Ich werde mein Amt als Grossrat und als Parteipräsident weiterhin ausführen. Zielsetzung ist, dass ich das Amt bis nach den Grossratswahlen im kommenden Jahr mache. 2025 werde ich höchstwahrscheinlich Grossratspräsident, das ist mit dem Parteipräsidium nicht mehr vereinbar, weil man gegen aussen keien Meinung vertreten darf. Es ist abgesprochen, dass ich das Parteipräsidium dann abgebe.
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