Wie stehen die Chancen für Eva Herzog?

Mit Eva Herzog hat Basel die Chance auf eine Bundesrätin aus der Region. Der Politologe Claude Longchamp über ihre Chance gegen Evi Allemann (und Daniel Jositsch).

Eva Herzog und Claude Longchamps
Kommt die nächste Bundesrätin aus Basel?

Nun ist es offiziell: Die Basler Ständerätin Eva Herzog will Bundesrätin werden. Wie stehen ihre Chancen gegen die Regierungsrätin Evi Allemann, die ebenfalls aufs SP-Ticket will? Claude Longchamp mag noch keine Prognose abgeben, dafür sei es zu früh. Aber heute sei Eva Herzog Favoritin.

Claude Longchamp, Eva Herzog und Evi Allemann stellen sich zwei Kronkandidatinnen zur Wahl. Wer hat die besseren Chancen in Bundesbern?

Vorerst beide gleich. Beide sind Frauen, politisieren rechts der SP-Mitte, haben Regierungserfahrungen und kennen den eidgenössischen Parlamentsbetrieb. Sie sind unterschiedlich alt und haben eine andere familiäre Situation.

Eva Herzog ist 60, Evi Allemann 44 Jahre alt. Wie wichtig ist das Alter der Kandidatinnen bei dieser Wahl?

In der Fraktion dürfte ein junges Alter besser sein, im Parlament kaum. Alle bisherigen Bundesrät*innen sind zwischen 50 und 60. Gegen Frau Herzog könnte sprechen, dass sie kaum bis 2031 bleibt und eher 2027 ersetzt werden müsste. Das ist recht kurz, aber nicht entscheidend.

Ist Eva Herzog der SP-Fraktion zu bürgerlich?

Das wird erst relevant, wenn es drei Frauen hätte. Das wäre wohl Elisabeth Baume. Sie ist linker, hat aber als Welsche das Handicap, in der Bundesversammlung nicht gewählt zu werden.

Eva Herzog sagte heute Vormittag, sie schätze ihre eigene Positionierung als «richtig» für die Bundesratskandidatur ein. Als Regierungsrätin verfolgte sie zum Beispiel eine eher bürgerliche Finanzpolitik. Was heisst das für ihre Wahlchancen?

Alle wissen, dass es Kompromisse braucht, wenn man in eine Konkordanzregierung eintritt. Im Parlament ist das für Frau Herzog eher von Vorteil. In der SP ausserhalb von Basel sind jedoch eher ihre guten Beziehungen zur Pharma von Belang.

Wie beurteilen Sie den Alleingang von Daniel Jositsch? Ist das nur heisse Luft oder ein verzweifelter Versuch eines Mannes, der einfach so gerne Bundesrat werden würde? 

Daniel Jositsch ist ein hervorragender Jurist, ein guter Ständerat, der aber die Situation falsch eingeschätzt hat. Medial gab das viel Resonanz. Im Parlament herrscht aber der Wille vor, geregelte Wahlen zu haben. Und als Bundesrat wäre er für Bürgerliche mindestens eine Knacknuss. Der Jurist ist es gewohnt, politische Fragen juristisch abzuhandeln. Das hat in der Verwaltung Gewicht, muss sie doch viele Geschäfte des Bundesrates vorbereiten, bevor sie ins Parlament gehen.

Was denken Sie? Wird die Region Basel jetzt Bundesrätin? 

Es ist zu früh, um das zu sagen. Die Schlussdynamik kommt erst, wenn die Hearings stattfinden. Heute ist Frau Herzog die Favoritin.

Herz pochend
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