Finanzielle Last oder soziale Verantwortung: Wie ergeht es den Haushaltshilfen?

Roxane Herzog zahlt ihrer Putzhilfe in der Corona-Krise weiterhin den Lohn – auch wenn sie nicht mehr putzen kommt. Bei Sarah Ebinger ist das Gegenteil der Fall: Ihr Arbeitgeber zahlt ihr nichts mehr.

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Gestern Abend fragten wir in der «Gärngschee»-Facebookgruppe nach Leuten, die eine Putzhilfe haben und sie weiterhin bezahlen, auch wenn sie nicht mehr kommen kann. Innerhalb kurzer Zeit waren über fünfzig Kommentare unter dem Post, die meisten davon einstimmig:

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Ist doch ganz selbstverständlich, sagt auch Roxane Herzog, die als Erste den Post kommentierte. Ihre Putzfrau kommt normalerweise alle zwei Wochen. Dass sie jetzt für eine Weile ausfällt, sei halt nun so. Ob man sie weiterhin bezahle, sei gar keine Frage gewesen. «Es war von Anfang an klar, dass wir ihr weiterhin ihr Gehalt zahlen, auch wenn sie nicht kommen kann.» Für Roxane geht das unter soziale Verantwortung. Und unter Verpflichtung: Sie und ihr Partner haben ihre Putzfrau bei der AHV angemeldet und versichert. Sie verstehen sich als Arbeitgeber.

Zuhause bleiben trotz Lohnausfall

Ganz anders ergeht es Sarah Ebinger. Sie lebt in Deutschland und ist Haushaltshilfe bei einer Familie und einem älteren Paar. Ihre Arbeit geht unter «Minijob», ist also eine geringfügig entlohnte Beschäftigung und nicht versicherungspflichtig.

Mit dem älteren Paar hat sie sich noch nicht besprochen, aber die Familie stellte sie vor ein paar Tagen vor die Entscheidung: Sie könne weiterhin kommen und entlöhnt werden oder wegbleiben und kein Gehalt bekommen. «Ich überlegte lange», sagt Sarah, «aber entschied mich am Ende dagegen.» Alle zuhause und sie mittendrin - das schien ihr keine gute Idee. Obwohl sie wirklich auf die 250 Euro angewiesen wäre: «Das hört sich vielleicht für manche nicht nach viel an, aber für uns bedeutet es einen schwierigen finanziellen Engpass.»

Vielen fällt in dieser Zeit selbst das Gehalt oder Teile des Gehalts aus - da ist man je nachdem froh, die Haushaltshilfe nicht mehr bezahlen zu müssen. Oder kann es gar nicht. Das versteht Sarah natürlich. Und trotzdem: «Ich bin auf das Geld angewiesen.»

Habt ihr Ideen für Sarah oder Kommentare zum Thema? Würdet ihr eure Putzhilfe gern weiter bezahlen, könnt es aber nicht? Habt ihr Anregungen, wie Lohnausfälle von Minijobs kompensiert werden könnten? Lösungsansätze sind sehr willkommen.

Gebt uns Bescheid – in der Gärngschee-Gruppe auf Facebook oder per Mail.

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Liebt an Basel: Die Gipfeli im Damatti, der Schnaps im goldenen Fass, die Seerosen im Beyeler.

Vermisst in Basel: Einen anständigen Glacéladen. Nein, auch das Acero reicht meinem verwöhnten Berner Gaumen nicht. (Gelateria, zu Hilf!)

Interessensbindungen: Reporterforum (Vereinsmitglied), Medienfrauen Schweiz, Podcastlab Schweiz (Gründermitglied)

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