Die Brückenbauerin
Die Galerie Mueller ist erst seit 2018 in der Szene aktiv. Trotzdem besticht sie schon jetzt mit einem eigenen Konzept: Kunst für alle ansprechend zu machen.
Vor dem Beginn der Art Basel am 13.6. wirft Bajour einen Blick auf verschiedene Basler Galerien. Auch wenn wir nicht alle zeigen können, möchten wir einen kleinen Einblick in die Welt der Galerist*innen geben. Unsere Galerienschau macht halt in der Galerie Mueller in der Rebgasse.
Zwischen Eckläden, Coiffeurs und Bars liegt die Kunstgalerie Mueller an der Rebgasse im Kleinbasel. Sie wurde 2018 von Dominik Müller eröffnet und stellt vor allem zeitgenössische Schweizer Kunst ab ca. 1950 aus. Müller sagt, die Galerie sei vor allem durch Zufälle entstanden.
Studiert hat er Kunstgeschichte, eiine Vorbildung die bei Galerist*innen eher selten ist, da viele in der Szene oft einen KV-Hintergrund haben. Vor der Galerie arbeitete Müller viel in der Gastronomie oder Museen. Er erzählt: «Ich hatte einen befristeten Vertrag in einem Museum und als der zu Ende ging stolperten ich und ein Freund über die Räumlichkeiten hier.» Der Standort sei ein Glücksfund gewesen.
Denn er ist für eine Galerie eher ungewöhnlich: im Hinterhof eines Wohnhauses. «Die Räumlichkeiten bieten sich gut für eine Galerie an, es hat keine Wandfenster, ein Oberlicht und durch den Hof eine ganz eigene Stimmung», sagt Müller.
Seit 2021 arbeitet Julia Cellarius zusammen mit Müller in der Galerie. «Ich war damals im gestalterischen Vorkurs und arbeitete nebenbei, unter anderem in der Galerie von Tony Wüthrich», sagt sie. So kam sie mit Müller in Kontakt und nun kümmern sie sich im Zweierteam um die Galerie. Ebenfalls im Betrieb dabei ist Marlon Schaffner, der seit Anfang 2024 ein Praktikum in der Galerie macht.
Beachtung aufs Unbeachtete legen
Hinter den Kulissen versucht die Galerie Barrieren zu brechen. «Wir arbeiten mit Werken von Künstlern, die im öffentlichen Auge oft nicht viel Beachtung finden oder gefunden haben», sagt Müller. Das führe dazu, dass oft die Werke von Frauen gezeigt werden, da sie vielmals in Vergessenheit gerieten.
Passend also, dass nun gerade zwei Frauen in der Galerie ausgestellt sind: Klaudia Schifferle, gebürtige Zürcherin, und Olivia Sterling aus London. Schifferle besticht vor allem durch ihre ulkigen Skulpturen und Zeichnungen, die von simplen Bleistiftskizzen bis hin zu komplexen Gemälden reichen. Sterling punktet dafür mit lebhaften Ölgemälden die einen mit ihren verspielten Farben und Formen einfangen.
Beide Ausstellungen entstanden gemeinsam mit anderen Galerien. Bei den Werken von Schifferle gab es eine Zusammenarbeit mit der Basler Galerie Weiss Falk, die zurzeit ebenfalls Schifferles Kunst ausstellt. Bei Sterling war die Berliner Galerie Meyer Riegger involviert. Solche Kooperationen seien für den Ethos der Galerie exemplarisch.
Lockeres Ambiente, dank Hinterhof
«Es geht darum, Brücken zu bauen und einen barrierefreien Eintritt in die Kunstwelt zu ermöglichen», erzählt Julia Cellarius. So auch zwischen der klassischen Kunstwelt und Gruppen, die mit Kunst wenig zu tun haben. Sie sagt: «Durch Marlon und mich kommen regelmässig junge Leute an unsere Vernissagen. So trifft die ältere Generation auf die jüngere und sie können zusammen Kunst erkunden.»
Das Konzept scheint zu fruchten. Marlon Schaffner erzählt: «Die Jungen kommen nicht nur zum Apéro und Chillen her, sondern befassen sich aktiv mit der Kunst.» Das sorge für eine sehr lockere Stimmung. Die Räumlichkeiten und der Hof seien dabei eine grosse Hilfe.
«Das Ganze hat mehr einen Museumscharakter als den einer Galerie. Darum soll es schlussendlich gehen. Die Galerie soll ein Ort der Geselligkeit sein, statt ein nur Ort des Verkaufs», erklärt Müller. Das sei zwar wichtig für die Löhne, jedoch nicht der Hauptfokus der Galerie.
Mit Tinguely an die Art
Darüber das Müller und sein Team jetzt an der Art dabei sein können, sind sie sehr dankbar. Er sagt: «Wir haben uns zweimal für die Messe beworben, nun hat es endlich geklappt. Ohne Julias Engangement wäre vieles davon nicht möglich gewesen.» Am Stand der Galerie werden nun Maschinen aus dem Nachlass von Jean Tinguely gezeigt – wieder ein lokaler Künstler und einer, der das klassische Bild von Kunst bricht. Cellarius sagt: «Wir freuen uns total über die Möglichkeit, dieses Jahr an der Art mitwirken zu können.»