Die Hippe
Die Galerie von Bartha gibt es seit über 50 Jahren. Altersgebrechen kennt sie aber keine. Auch dank der neuen Generation, einem grossen Team und viel Engagement – besonders an der Art Basel.
Vor dem Beginn der Art Basel am 13.6. wirft Bajour einen Blick auf verschiedene Basler Galerien. Auch wenn wir nicht alle zeigen können, möchten wir einen kleinen Einblick in die Welt der Galerist*innen geben. Unsere Galerienschau macht halt in der Galerie von Bartha am Kannenfeldplatz.
Am Kannenfeldplatz tanzt sie aus der Reihe: die Galerie von Bartha. Eigentlich ist sie hinter der Tankstelle versteckt. Suboptimale Lage. Doch das markante schwarz-weiss gestrichene Gebäude hinter den Tanksäulen ist schnell zur Ikone im Quartier geworden. Heute ist von Bartha vom Platz kaum wegzudenken.
Die Galerie hat eine lange Geschichte. Der Kannenfeldplatz ist nur das jüngste Kapitel davon. Gegründet wurde sie 1970 als Galerie Minimax von Margareta und Miklos von Bartha. Seit 2008 sitzt die nächste Generation am Steuer. Der Gründer-Sohn Stefan von Bartha ist – als eine seiner ersten Handlungen – mit der Galerie von der Schertlingasse an den heutigen Standort umgezogen, wo er sie zusammen mit seiner Frau Hester Koper leitet. Es war ein Schritt in Richtung zeitgenössischer Kunst. Mehr Platz für Experimente, mehr Spielraum. Es war aber auch ein Loslösen von den Eltern, welche selbst an der Schertlingasse wohnten.
Zwei Wochen vor Beginn der Art Basel hängt in der Galerie kaum Kunst. Stattdessen flitzen einige Angestellte des sechzehnköpfigen Teams im hinteren Teil des Gebäudes herum. Sie verpacken Kunstwerke, füllen Kisten und planen die nächsten Schritte. Bald sollen die Wände gestrichen werden.
Die Vorbereitungen für die Art-Woche laufen auf Hochtouren. Von Bartha wird gleich vierfach im Rahmen der diesjährigen Messe ausstellen. In der Messehalle bespielen sie einen Stand unter anderem mit Werken von Marlow Moss, an der Art Basel Unlimited zeigen sie 48 Guppy-Bilder von Francisco Sierra, zum Basel Social Club steuern sie einen Pingpong-Tisch von Barbara Stauffacher Solomon bei und in der Galerie am Kannenfeldplatz eröffnen sie eine Ausstellung von Marina Adams «To a World Full of Others».
Ein grosser Aufwand für ein grosses Ereignis. «Die Art Basel ist die wichtigste Kunstmesse der Welt. Es ist die grösste Visitenkarte für die Galerie», meint Stefan von Bartha mit einem Hauch von Ehrfurcht. Als Sohn von Galeriegründer*innen ist er quasi mit der Art Basel aufgewachsen. Er erzählt: «Mit einem Monat war ich das erste Mal auf der Messe. Ich lag unter dem Schreibtisch, weil sich meine Eltern keinen Babysitter leisten konnten.»
Seine Ausgangslage unterschied sich stark von der seiner Eltern, meint von Bartha. «Sie haben in einer Abbruchswohnung in einer 20 Quadratmeter grossen Galerie und mit 3’000 Franken Stipendienschulden gestartet.» Er hingegen sei da durchaus ein «Spoiled Kid», wie er gerne zugibt. Als neuer Direktor durfte er mit einer frischen 1’500-Quadratmeter-Galerie starten, nachdem er seine Eltern überzeugen konnte, das alte Garagengebäude im St. Johann zu kaufen. Mittlerweile hat von Bartha neben dem Kannenfeldplatz auch einen Ableger in einem alten Leuchtturm in Kopenhagen. Man ist international, man ist jung, man ist hip.
Nicht nur die Ausgangslage ist anders, sondern auch die Herangehensweise. Stefan von Bartha sieht die Galerie als offenen Ort für alle, die interessiert sind. Nicht nur für jene mit grossem Portemonnaie und konkreten Kaufabsichten. Seine Eltern tickten anders und seien mehr Kunsthändler*innen als Galerist*innen gewesen.
Von Barthas Freude an der Kunst ist offensichtlich. «Ich gestalte gerne Räume, liebe es, Ausstellungen einzurichten und finde es fantastisch, mit Künstlerinnen und Künstlern ein Konzept zu besprechen.» Er führt durch das Lager der Galerie, wo die Werke von Marina Adams bereitstehen. Ein Highlight für von Bartha. «Als ich vor ein paar Monaten in New York in ihrem Studio stand, dachte ich mir: I love my job!» Er erklärt hier ein Gemälde, erzählt da eine Anekdote und begutachtet die Sammlung – sein Spielzimmer.
Die Galerie bleibt für von Bartha Familiensache. Er geniesst es, dass er sie zusammen mit seiner Frau führen kann. «Das Familiäre, das Persönliche ist uns wichtig.» Das Wachstum der Galerie hat deshalb auch seine Grenzen. «Wir haben eine Grösse, wo wir aufpassen müssen, dass wir noch überall involviert bleiben.» Wachsen sei zwar immer schön, aber es müsse natürlich passieren. Momentan stehe kein Schub an. «Wir müssen zuerst verdauen, was wir gemacht haben», meint er im Hinblick auf die Kopenhagen-Expansion 2021.
Auf die Frage, ob sich das Galerien-Business denn überhaupt rentiere, antwortet von Bartha zögerlich: «Jaja, doch.» Gerade eine Messe wie die Art Basel sei mit vielen Kosten und viel Risiko verbunden. «Das funktioniert nicht jedes Mal.» Die grösste Gefahr für einen gesunden Kunstmarkt ist gemäss von Bartha: «Viel zu viele Leute kaufen Kunst mit den Ohren und nicht mit den Augen.» Er stört sich, dass sie so zur spekulativen Geldanlage verkommt. Dem will der Galerist entgegenwirken.
Von Bartha stört sich zudem an der in Basel vorherrschenden hohen Hemmschwelle, eine Galerie zu betreten. Das Problem in seinen Augen: «Die meisten Galerien haben keine Willkommenskultur.» Gastfreundschaft ist von Bartha deshalb wichtig. «Wir möchten, dass unser Team am Frontdesk aufsteht und alle Leute anspricht und fragt, ob sie eine Führung möchten.» Dabei will er konsequent mit elitären Klischees brechen. «Wir haben in unserer Galerie bei einer Vernissage zum Beispiel noch nie Champagner ausgeschenkt. Hier gibt es nur Bier und Wasser.»
Bier wird auch während der Art-Woche ausgeschenkt, wenn die Ausstellung von Marina Adams eröffnet wird. Von Bartha freut sich. «Es gibt ein Public Opening, mit dem Anspruch: Jeder darf kommen.» Bis dahin steht dem Team noch einiges an Arbeit bevor. Eine Herkulesaufgabe, die nur dank guter Koordination und viel Einsatz gemeistert werden kann. «Du gehst schon brutal ans Limit», gesteht der Galerist ein. Es sei besonders das Team, das mit seiner Leistung in diesen Wochen alles zusammenbringt. «Wir arbeiten wie eine internationale Grossgalerie, obwohl wir einfach eine Basler Galerie sind.»