Die Kacke ist am Dampfen
Im Kleinbasel finden sich immer mal wieder Hundekothaufen auf dem Trottoir, Bewohner*innen der Efringerstrasse werden nun aktiv – und kreativ. Viel anderes bleibt ihnen auch nicht übrig.
Daisy ist von Beruf her Clown. Doch an diesem Montagmorgen ist ihr gar nicht zum Lachen zumute: Vor ihrer Haustüre an der Efringerstrasse im tiefsten Kleinbasel liegt wieder einmal ein fetter Haufen Hundekacke. Es ist nicht das erste und dürfte wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.
Seit drei bis vier Monaten kämpft die 55-Jährige gemeinsam mit ihren Nachbar*innen «gegen die Anstandslosigkeit mancher Hündeler*innen, die ihre Vierbeiner vor allem nachts an derselben Stelle ihr Geschäft erledigen lassen», erzählt sie Bajour bei einem Kaffee in ihrem Wohnzimmer. In ihrer Verzweiflung hat sie nun ein Schild aufgestellt, auf dem steht, dass die Strasse ab sofort videoüberwacht werde.
Das Schild soll als Abschreckung dienen; eine echte Kamera hat Daisy nicht aufgestellt, auch wenn sie gerne würde. Es ist verboten, den öffentlichen Raum zu überwachen. Auf dem Schild steht zudem: «Denken Sie also daran, die Scheisse von Ihrem Hund [sic] aufzunehmen.» Und Kinder aus dem Haus haben bunte Bilder gemalt mit der Bitte, keine Hundekacke liegen zu lassen.
Daisy erklärt, dass sie ein kleines Bed and Breakfast führe und sich gegenüber ihren Gästen schäme: «Diese Scheisse ist wirklich keine gute Visitenkarte für die Stadt.» Auch im Hinblick auf den Eurovision Song Contest (ESC) im Mai, während dem die Stadt ein properes Bild abgeben möchte, schickt sich das nicht sonderlich.
Bereits wenige Wochen zuvor ist die Schreibende an der Feldbergstrasse fast in einen verschmierten Hundehaufen auf dem Trottoir getreten, und nochmals ein paar Wochen früher konnte sie beobachten, wie ein Häufeli nach dem anderen den Eimeldingerweg geradezu säumten.
Was also ist da los im Kleinbasel? Hat das Stadtviertel ein Hundekackproblem?
Anruf bei Theres Wernli vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel: «Ja, wir haben viele Reklamationen.» Sie vermutet, dass sich das Problem hier zuspitzt, weil die Lange Erle, ein wahres Hundeparadies, in dem Hunde ohne Leine spazieren können, nicht weit weg ist. Auch der Horburgpark mit seiner vom Stadtteilsekretariat Kleinbasel initiierten Hundezone liegt im Quartier. Und im Erlenmattquartier, das ebenfalls gegen frei herumliegenden Hundekot kämpft, versuche man den Hundebesitzer*innen schon seit Längerem mehr Disziplin beizubringen.
Neben den Hundehaufen seien auch die gelben Hundesäckli, die oftmals an den Strassenrand geworfen werden, statt sie in Kübeln zu versorgen, ein Problem, insbesondere, wenn die Autos beim Parkieren sie zum Platzen brächten. Das Problem Hundekot beschränke sich aber nicht aufs Kleinbasel.
Alles nur nicht die Strasse
Eine Zunahme von Hundekot oder zerplatzen Hundesäckli kann Markus Müller, Leiter der Basler Stadtreinigung, allerdings nicht bestätigen: «Die grosse Mehrheit macht es korrekt und liest den Hundekot auf.» Und wenn nicht, putze oder schwemme die Stadtreinigung diesen weg. Er sieht denn auch keinen Handlungsbedarf: «Wir sind gut aufgestellt.»
Bei allen 110-Liter Abfallkübeln seien Hundekotsackspender integriert und bei den meisten 35-Liter Abfallkübeln gelbe Hundesäckliboxen angebracht. «Es dürfte demnach kein Problem sein, ein Hundesäckli rauszuziehen», meint Müller. Man muss jedoch sagen, dass ausgerechnet in dem Kreuz Efringer-/Horburgstrasse weder ein 35- noch ein 110-Liter Abfallkübel steht; insgesamt bewirtschaftet die Stadtreinigung rund 1100 Abfallkübel.
So oder so ist gut zu wissen: Die vollen Hundesäckli müssten nicht im grünen Robidog-Kübel entsorgt werden, jeder Müllkübel eigne sich hierfür, sagt Müller, dem «alles lieber ist als auf der Strasse».
«Die grosse Mehrheit macht es korrekt und liest den Hundekot auf.»Markus Müller, Leiter der Basler Stadtreinigung
Was also rät er der geplagten Daisy von der Efringerstrasse? Sie könne die Sauberkeitshotline anrufen, meint Müller, bei der man auch illegal deponierte Abfallsäcke melden könne. Doch mehrmals täglich werde die Stadtreinigung selbst während des ESC nicht durch die Efringerstrasse fahren, der Fokus liege auf der Innenstadt.
Sollte die angedrohte Kamera-Abschreckung nichts nützen, kann Daisy wohl also nur noch hoffen, dass sich der freizügige Hund (oder die freizügigen Hunde, sollten es mehrere sein) bald ein neues Plätzli sucht, um das Geschäft zu erledigen. Und die Hundebesitzer*innen mehr Sorge für den Kot ihrer Vierbeiner tragen.
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Der Artikel wurde am 19. Februar um 9.20 aktualisiert.
Dreck ist sichtbarer geworden: Sei es in Geschäftseingängen, Kirchen oder auf den Strassen vom Clara- bis zum Matthäusplatz. Aber wer macht den Dreck? Gerade mit Blick auf die warme Saison, den ESC oder die Einführung der Superblocks diskutieren wir am nächsten Drogenstammtisch, den Bajour gemeinsam mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel organisiert, wie wir mit Müll, Hygiene und menschlichen Bedürfnissen in unserer Stadt umgehen. Welche Projekte funktionieren – und wo brauchen wir neue Lösungen?
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.
- Dienstag, 25.3.2025, 19-20.30 Uhr
- Rheinfelderhof, Hammerstrasse 61, 4058 Basel
- Moderation: Martina Rutschmann