«Im Herz immer irgendwie französisch»
Bald auf Bajour: «Marylène», eine Podcast-Serie über Landesgrenzen, Flucht und nationale Identität in Kriegszeiten. Protagonistin ist Marylène, die als Achtjährige aus dem elsässischen Dorf Neuwiller mit ihrer Familie evakuiert wurde. Hier geht's zum Trailer.
Noch bevor der Krieg beginnt, evakuiert Frankreich im September 1939 eine halbe Million Menschen aus seinen Grenzgebieten zu Deutschland: Für den Fall, dass ein Angriff bevorsteht, sollen sie zu ihrem Schutz in den Südwesten des Landes gebracht werden. Mit dabei ist die achtjährige Marylène aus dem kleinen elsässischen Dorf Neuwiller, das gleich nach der französischen Grenze bei Allschwil im Dreiländereck liegt.
Hörbar ist der erste Teil am 1. September: «D Glogge» verpflanzt dich als Hörer*in in Marylènes Garten in Neuwiller und schenkt dir etwas zu Trinken ein, bevor wir mit Marylène zuerst auf einen Wagen und dann in einen Zug klettern, und sie dabei begleiten, wie sie das Elsass auf einer Reise ins Ungewisse zum ersten Mal überhaupt verlässt. Bis die Reise losgeht, darfst Du dir zur Einstimmung schon mal den Trailer anhören.
84 Jahre später wohnt Marylène immer noch im selben Dorf – und erzählt der Podcastproduzentin Livia Grossenbacher in fünf Folgen von einem Kapitel des Zweiten Weltkriegs, das in unseren Schulbüchern höchstens kurz angetönt wird: Sie und die restlichen Bewohner:innen von Neuwiller verbringen ab Herbst 1939 ein ganzes Jahr im Evakuierungsgebiet in Südwestfrankreich, bevor sie in ein nun deutsch besetztes Elsass zurückkehren.
Eine komplizierte Angelegenheit, zumal das Elsass im Jahrhundert vor 1940 ja bereits mehrmals zwischen Deutschland und Frankreich hin- und hergeschoben worden war? Nein, findet Marylène: «Der Elsässer war im Herz irgendwie immer französisch.»
Angereichert mit Perspektiven aus Neuwiller, der Geschichtswissenschaft und der persönlichen Sicht der Produzentin erkundet die «Marylène» diesen September die Fragen nach nationaler Identität und Macht und Widerstand zu Kriegszeiten.
Livia Grossenbacher (sie/ihr) ist berufliche Popkultur-Enthusiastin, Alltagshexe und Sprachliebhaberin. Als Text- und Audiojournalistin berichtet sie über alle gesellschaftlichen und sozio-kulturellen Geschichten, die nicht auf eine halbe Seite passen.