Erfolgsrezept Spezialsauce

Nach über 20 Jahren im Döner-Business weiss Hüseyin Isbilir, was die Kundschaft mag: Dönerbrot aus Ruchmehl, ohne Zwiebeln, mit scharf – und mit einer Sauce, die so beliebt ist, dass er ihre Herstellung ausgelagert hat.

Hüseyin Isbilir
Hüseyin Isbilir ist stolz auf sein selbstgemachtes Dönerbrot mit Schweizer Ruchmehl. (Bild: Michelle Isler)

Name: Isbilir

Hausnummer: 53

Eröffnungsjahr: 2021

Angebot: Döner, Dürüm, Falafel, Pide, Pizza

Inhaber*in: Hüseyin Isbilir

Das Besondere: Hausgemachtes Brot aus Ruchmehl und scharfe Spezialsauce. Mjam.

Wer zum Zmittag, Znacht oder auf dem nächtlichen Nachhauseweg den Kolleg*innen einen Abstecher zu Isbilir vorschlägt, muss zunächst klären: Zu welchem Isbilir gehen wir? Denn tatsächlich: Isbilir gibt’s zwei. 

Beide befinden sich im Kleinbasel und gehen zurück auf Hüseyin Isbilir. Angefangen im Döner-Business hat Isbilir 2004 in der Feldbergstrasse. «Oh, das war eine gute Zeit», sagt er heute. Damals war das Imbiss-Angebot an der Strasse noch wesentlich kleiner – und die Konkurrenz weniger hart. Isbilir machte genug Umsatz, dass er weitere Lokale öffnen und Angestellte einstellen konnte. «Früher habe ich weniger gearbeitet», sagt er und schiebt eine leere Kaffeetasse zum Vorwärmen in die Mikrowelle. «Heute haben die Leute viel mehr Möglichkeiten. Es kommen weniger zu mir. Leider.» 

Vor ein paar Jahren hat er deshalb das Geschäft an der Feldbergstrasse verkauft und auf einen Standort verkleinert. In der Clarastrasse ist er nun seit vier Jahren. Immerhin: Der Imbiss in der Clarastrasse ist in der Familie geblieben, seine Schwester hat ihn übernommen. Hüseyin Isbilir hat damit aber nichts mehr zu tun. «Ich glaube, das ist meine letzte Adresse», sagt er und serviert den Kaffee. «Bis zur Rente bleibe ich hier. Wenn das Geschäft gut läuft, vielleicht länger. Ich arbeite sehr gerne.»

Isbilir Clarastrasse
Isbilir sagt zur Clarastrassenbaustelle: «Wenn alles fertig ist, sieht es sauber aus hier.» (Bild: Michelle Isler)

Man nimmt ihm das zweifellos ab. Isbilir wirkt immer gut gelaunt, hat einen lockeren Umgang mit seiner Kundschaft, macht kleine Spässe. Darauf angesprochen sagt er: «Das kommt von hier», zeigt auf sein Herz und pfeift im Rhythmus eines Herzschlags. Es ist 10.30 Uhr und die Vorbereitungen fürs Mittagsgeschäft laufen. Die Spiesse mit Kalb- und Pouletfleisch drehen schon langsam auf dem vertikalen Grill und Isbilir zieht frisch gebackene Dönerbrote aus dem Ofen. 

Er nimmt eines in die Hand und präsentiert es stolz: «Ich mache das mit Schweizer Ruchmehl, nicht mit normalem Weissmehl», erklärt er. «Das ist gesünder und die Leute mögen das.» Was besonders die jungen Leute nicht so mögen, sind Zwiebeln. Wenn junge Paare kommen, scherzt Isbilir mit ihnen und fragt: «Nimmst du keine Zwiebeln, weil du noch einen Termin mit der Freundin hast?» Man sage doch, Zwiebeln seien gut für die Gesundheit. Aber Isbilir versteht schon. 

«Die meisten bestellen Döner oder Dürüm, ohne Zwiebeln, mit scharf», hält er fest und zeigt auf einen Metallbehälter auf der Theke: «Und natürlich mit Spezialsauce.» Die orangefarbene Masse im Behälter sieht ein bisschen aus wie Cocktailsauce, hat damit aber überhaupt nichts zu tun. Isbilir stellt die Sauce mittlerweile nicht mehr selbst her, eine Firma aus Luzern erledige das für ihn. Das Rezept dafür hat er ihnen weitergegeben: «Rein kommen scharfe rote Pepperoncini und viele Gewürze.» Und dann lacht er: «Und Zwiebeln.»

Isbilir Clarastrasse
Hier in der Mitte der Auslage ist sie: die Spezialsauce. (Bild: Michelle Isler)

Wenn die Bauarbeiten an der Clarastrasse abgeschlossen sind, will Isbilir auch sein Lokal aufmotzen und mehr Platz im hinteren Bereich schaffen, wo eine Handvoll Holztische stehen. Die Baustelle ist für das Geschäft gar nicht gut, aber Isbilir ärgert sich nicht: «Für Basel ist das sehr wichtig. Wenn alles fertig ist, sieht es sauber aus hier.» Das mache Eindruck auf die Tourist*innen. 

Immerhin ruhen die Maschinen in der Zeit der Grossevents. Dann hat Isbilir jeweils viel zu tun. «Super» sei es gelaufen während des ESC. «Wir haben doppelt so viel verkauft wie sonst.» Wegen der Fussballeuropameisterschaft verzichtet Isbilir diesen Sommer auch auf lange Ferien. Zehn Tage gehe er weg mit seinen Kindern nach Antalya. Normalerweise würde er ein paar Wochen wegfahren, auch in den Südosten der Türkei, wo er aufgewachsen ist. Dieses Jahr geht das Geschäft vor.

Mittlerweile ist es 11 Uhr, einer seiner zwei Mitarbeiter ist eingetroffen und formt neue Brötchen aus dem hellen Teig. Schon bald wird Isbilir sie mit einem grossen Messer aufschneiden, Fleisch und Gemüse einfüllen und dann lächelnd fragen: «Mit Spezialsauce?»

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