Kein Drogendeal unter dieser Nummer

Die Telefonkabine an der Ecke Feldbergstrasse/Claragraben wird abgebaut, weil darin gedealt wurde. Auch andere Telefonkabinen dieser Stadt werden für Drogenhandel missbraucht. Doch: Ist ein Abbau die Lösung des Problems?

Telkab
Insbesondere nachts war hier ein regelrechtes Kommen und Gehen: Telefonkabine Feldbergstrasse Ecke Claragraben. (Bild: zVg)

Da steht sie nun einsam und verlassen, ihres Inneren beraubt: Die Telefonkabine an der Feldbergstrasse Ecke Claragraben. Was ihr bleibt, sind ein paar Tags, ein verschmiertes Herz sowie eine Notiz, dass diese Sprechstelle per sofort ausser Betrieb genommen wird. Die Nachricht ist allerdings schon älter, denn wie die Medienstelle der Polizei gegenüber Bajour bestätigt, wurde die Apparatur von Swisscom bereits vergangenen Sommer entfernt und die Kabine verschlossen: «Insbesondere bei den Mitarbeitenden des Community Policing gingen vergangenen Jahres vermehrt Reklamationen ein. Anwohnerinnen und Anwohner berichteten, dass in der Telefonkabine Betäubungsmittel konsumiert würden und insbesondere nachts ein regelrechtes Kommen und Gehen in der Kabine herrsche.» 

Was viele nicht wissen: Fürs Dealen sind Telefonkabinen attraktiv, weil darin gratis telefoniert werden kann, aufs Schweizer Festnetz und auf Mobilgeräte. Wie Anwohner*innen der Polizei bestätigten, habe sich die Situation nach der Schliessung beruhigt.

Rafi
Raphael Pfister, Mitinhaber des Fussballlokals Didi Offensiv: «Es hat eine Verschiebung in der Szene gegeben.» (Bild: zVg)

Ein paar Meter weiter am Erasmusplatz, ebenfalls an der Feldbergstrasse, hat die Anzahl der Dealer*innen hingegen zugenommen. Dies berichtet Raphael Pfister, Mitinhaber des Fussballlokals Didi Offensiv. «Es hat eine Verschiebung in der Szene gegeben. Und die Telefonkabine am Erasmusplatz spielt in der Dealeraktivität eine grosse Rolle.» Wie genau die Geschäfte ablaufen, weiss Pfister nicht, es werde viel telefoniert und konsumiert, dass der Stoff dort deponiert werde, glaubt er nicht. 

Sorgen mache ihm vor allem die Nähe zur Kita Stromboli. Er hält aber dennoch nicht viel davon, auch die Telefonkabine am Erasmusplatz verschliessen und abbauen zu lassen, dadurch komme es nur zu einer weiteren Verschiebung. Pfister ist sich der sozialen Rolle seines Lokals bewusst. «Wir tragen durch die Bespielung des öffentlichen Raums dazu bei, dass der Erasmusplatz ein Platz für alle bleiben kann, auch für Nichtsüchtige.» Durch  Gastrolokale vor Ort würde die Situation etwas beruhigt.

Rooven Brucker
«Eine Verlagerung der Problematik kann kurzfristig zu einer Entlastung führen.»
Rooven Brucker, Mediensprecher der Basler Polizei

Die Kantonspolizei hat aktuell nicht vor, die Telefonkabine am Erasmusplatz zu schliessen. Die Medienstelle ist sich der Problematik einer möglichen Verschiebung bewusst, so schreibt Rooven Brucker: Die Verlagerung würde im Idealfall vermieden, wenn sie jedoch unvermeidlich sei, sollte sie durch andere Massnahmen unterstützt werden. 

Aber: «Es gibt jedoch Situationen, in denen auch eine Verlagerung der Problematik kurzfristig zu einer Entlastung führen kann und daher als effektive Massnahme wahrgenommen wird.» 

Noch 27 Telefonkabinen

Die bereits verschlossene Telefonkabine an der Ecke zum Claragraben wird gemäss Informationen von Swisscom Ende Mai komplett abgebaut werden, und zwar durch die Allgemeine Plakatgesellschaft (APG), welche die 28 (bzw. jetzt noch 27) Telefonkabinen in der Stadt betreibt und sie als Plakatfasssäule nutzt.  

Denn 2019 entfernte Swisscom ihre eigenen 3500 Telefonkabinen in der Schweiz, weil das Unternehmen nicht mehr verpflichtet ist, in jeder Gemeinde einen öffentlichen Telefonanschluss zu unterhalten. Gemäss Swisscom ging die Anzahl Gespräche zwischen 2004 und 2016 um 95 Prozent zurück. Damals weinte gefühlt ganz Basel um jene am Barfüsserplatz

Drogenstammtisch
Drogenstammtisch

Dreck ist sichtbarer geworden: Sei es in Geschäftseingängen, Kirchen oder auf den Strassen vom Clara- bis zum Matthäusplatz. Aber wer macht den Dreck? Gerade mit Blick auf die warme Saison, den ESC oder die Einführung der Superblocks diskutieren wir am nächsten Drogenstammtisch, den Bajour gemeinsam mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel organisiert, wie wir mit Müll, Hygiene und menschlichen Bedürfnissen in unserer Stadt umgehen. Welche Projekte funktionieren – und wo brauchen wir neue Lösungen?

Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht nötig.

  • Dienstag, 25.3.2025, 19-20.30 Uhr
  • Rheinfelderhof, Hammerstrasse 61, 4058 Basel
  • Moderation: Martina Rutschmann

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Valerie Zaslawski

Das ist Valerie (sie/ihr):

Nach einem ersten journalistischen Praktikum bei Onlinereports hat Valerie verschiedene Stationen bei der Neuen Zürcher Zeitung durchlaufen, zuletzt als Redaktorin im Bundeshaus in Bern. Es folgten drei Jahre der Selbständigkeit in Berlin, bevor es Valerie zurück nach Basel und direkt zu Bajour zog, wo sie nun im Politikressort tätig ist.

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