Konfliktgrün Ampel Frage des Tages

Konfliktgrün auf Schulwegen: Wer hat die Verantwortung?

Im Juli 2024 kam in Basel an der Elsässerstrasse ein 11-Jähriger ums Leben. Er hatte bei Grün die Strasse überquert und wurde von einem Lastwagen erfasst, der mutmasslich ebenfalls Grün hatte. Die Ermittlungen dauern an. Seither wird in der Stadt über dieses sogenannte «Konfliktgrün» diskutiert: Wenn also zeitgleich Fussgänger*innen sowie abbiegende Autos eine grüne Ampel haben. Wir haben damals bei der Frage des Tages über die Forderung diskutiert, ob Konfliktgrün abgeschafft werden soll. Der Kanton änderte zwar die Ampelschaltung an der Unfallstelle, derzeit gibt es aber noch 88 Kreuzungen mit Konfliktgrün, doch die Verwaltung sieht keinen Handlungsbedarf. Laut der Schulwegsicherheitskarte im Datenportal des Kantons sind bis auf vier Kreuzungen alle als «anspruchsvoll» eingestuft. Auf die Petition von besorgten Eltern und Vorstösse von Politikerinnen reagiert das Bau- und Verkehrsdepartement nun dennoch ablehnend, wie die BaZ berichtet. Für den Kanton liegt die Verantwortung bei den Eltern, selbst einen geeigneten Schulweg zu finden. Der Verkehrsclub Schweiz (VCS) kritisiert diese Haltung.

975 Stimmen
Helena Krauser
Helena Krauser
Moderation
Top antworten
Stephan Luethi
Stephan Luethi
Früher: Lehrer

Dem Schwächeren gebührt Vortritt

Zeitgewinn durch Konfliktgrün? Wenn EIN Kind wegen einer, auch altersbedingten, Fehleinschätzung überfahren wird, ist jede Zeitsparüberlegung obszön! Im übrigen sind auch Erwachsene nicht allzeit in der Lage, dieses Konfliktpotenzial immer richtig zu handhaben! Es zeigt sich hier einmal mehr, dass noch immer die Mär vom ungestörten Verkehrsfluss, eine Illusion aus dem letzten Jahrhundert, unverdrossen Urstände feiert. Nur noch dies: der Hinweis an die Eltern, einen geeigneten Schulweg zu finden, könnte auch Aufruf zum Elterntaxi missinterpretiert werden. Das wäre dann die totale Bankrotterklärung!

Annett Altvater
25. März 2025 um 07:46

Wir reden hier über Ampeln, aber eigentlich geht es um Autos. Wenn jemand mit einer Waffe Menschen tötet, wird über ein strengeres Waffengesetz mindestens geredet. In diesem Fall diskutieren wir über das Verhalten von Kindern an Ampeln und Vorgaben vom Kanton, was für mich am Ziel vorbeigeht. Was Axel Schubert in seinem Kommentar sagt, ist der richtige Ansatz: Autos langsamer machen. Und das könnte der Kanton. Genauso wichtig wäre es, dass all die besorgten Eltern aufhören, ihre Kinder mit ihren Autos bis vor den Eingang von Kitas und Schulen zu fahren und so alle anderen zu gefährden und einzuschränken. Ausserdem wünsche ich mir mehr Parkplatzkontrollen. Auf Trottoirs und in Begegnungszonen parkierte Autos sind eine Gefahr. Ich habe mehrfach bei der Justizdirektorin nach genau solchen Kontrollen gefragt, um den Schulweg für die Kinder in unserem Quartier sicherer zu machen und die Nicht-Reaktion lässt für mich darauf schliessen, dass Autos eine grössere Lobby haben als Kinder.

MarkusMüller
25. März 2025 um 10:16

Schizophren

Die Kommunikation vom Kanton ist doch schizophren. Einerseits wird man als Eltern in diversen Infobroschüren geradezu dazu aufgefordert, dass die Kinder möglichst ab Kindergarteneintritt den Schulweg selbst in Angriff nehmen und andererseits weigert sich der gleiche Kanton der Schulwegsicherheit eine höhere Priorität als dem schnellen Vorankommen der Automobilisten einzuräumen. Natürlich hat man als Eltern die Verantwortung, dass die Kinder einen geeigneten Weg zur Schule nehmen. Aber wenn ein Kind bei Grün den Fussgängerüberweg passiert, dann muss es auch davon ausgehen können, dass es nicht vom einem Lastwagen überrollt werden kann.

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Andrea Strahm
Grossrätin Die Mitte, Fraktionspräsidentin

Der Name "Konflikt"grün sagt ja alles...

Und es ist ein Konflikt zwischen Kindern einerseits und Autos und andern Verkehrsteilnehmern andererseits. Es ist also klar: dieses Konfliktgrün muss weg. Die Eltern können nicht allgegenwärtig sein.

martin_friedlin
Martin Friedlin
25. März 2025 um 08:27

Verkehrt

Vor einigen Jahren hat sich die Idee breit gemacht, dass die Fussgängerstreifen weg können, wenn in den Quartieren überall Tempo 30 eingeführt ist (weil man als Fussgänger ja rein theoretisch überall über die Strasse darf). Was nicht berücksichtigt wurde, ist das Verhalten und der Wissensstand aller Verkehrsteilnehmer:innen. Es ist schon schwierig genug einem Kind zu erklären, wie der Verkehr funktioniert. Wenn dann auch noch proaktiv Fussgängerstreifen entfernt werden, wirds noch komplizierter. Ich hätte noch mehr Beispiele bereit. Auf was ich aber eigentlich hinaus will: weshalb denkt man Verkehr nicht aus der Warte der schwächsten Verkehrsteilnehmer? Ich verstehe es nicht.

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Sacha Lüthi
LDP (1. Nachrückender KB), Polizist

Vorbild sein.

Wir müssen nicht darüber sprechen, dass der Tod eines geliebten Menschen tragisch und mit unendlich viel Leid behaftet ist. Der Tod eines Kindes ist nochmals emotionaler. Macht es auch andere Menschen betroffen. Passiert etwas, stellt man Alles in Frage, was mehrheitlich gut funktioniert. Dies ist aus Sicht des Verlustes legitim. Tragischerweise bin ich oft einer der wenigen, welcher bei Rot an der Ampel stehen bleibt. Es ist Erwachsenen egal ob Kinder ihnen zusehen wenn sie über rot gehen und sie als schlechte Vorbilder gelten. Eine Phasenänderung führt eher dazu das noch mehr Menschen rot missachten. LenkerInnen sind jedoch bei Konfliktgrün noch mehr auf Personen bedacht, als es bei reinem Grün der Fall wäre. Man darf bei aller Tragik gerne auch über die Trottis reden, welche bei den Kinder bereits gang und gäbe sind. Wer sich die Mühe macht sieht wie oft, diese ohne zu schauen noch über den Fussgänger rauschen und wie oft Fahrzeuge durch Aufmerksamkeit Schlimmeres verhindern.

Beatrice Isler
24. März 2025 um 21:15

Abgeschmettert

Ich denke, eine Lösung, bei der alle Zufussgehenden miteinander über eine ganze Kreuzung hinweg zur gleichen Zeit grün haben, wäre entschärfend. Ich habe seinerzeit im Grossen Rat einen Vorstoss eingereicht. Wurde seitens Regierungsrat abgelehnt. Vielleicht müsste hier umgedacht werden.

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