Wer in Deutschland wohnt, muss auch für Deutschland in den Krieg
Nachdem das französische Elsass 1940 deutsch besetzt wird, flattern dort bei den jungen Männern Aufgebote für die deutsche Armee ins Haus. Die Bewohner*innen von Neuwiller, gleich an der Grenze zur Schweiz, wehren sich vehement.
Der Zug fährt in Mulhouse ein, und auf einmal ist alles anders: Nachdem uns Marylène in den ersten zwei Folgen der Podcast-Serie vom Jahr in Südfrankreich erzählt hat, das sie als Teil eines Evakuierungsprogramms zum Schutz der elsässischen Bevölkerung dort verbracht hatte, kehrt sie im September 1940 zurück in ihr nun «gross-deutsches» Heimatdorf im Elsass – obwohl sie und der Rest von Neuwiller sich ganz klar als Französ*innen fühlen.
Die Besetzung fordert nicht nur eine schmerzhafte Auseinandersetzung mit der Frage nach nationaler Identität, sondern auch etwas ganz Handfestes: Soldaten braucht die deutsche Armee, und auch die Elsässer sollen einrücken. Sicher nicht mit uns, finden die jungen Männer in Neuwiller, und suchen sich einen Ausweg. Auch 80 Jahre später senkt Marylène ihre Stimme ein bisschen, als sie in der dritten Podcast-Folge erzählt: «Die sind alle in die Schweiz abgehauen, nach Basel. Klar, mit Neuwiller gleich an der Grenze.»
Vor 84 Jahren, am 1. September 1939, stand im elsässischen Neuwiller ein Angriff Deutschlands kurz bevor. Das kleine Dorf an der Grenze zur Schweiz wurde innert weniger Stunden ins Landesinnere evakuiert – und mittendrin: Marylène. Sie ist die Protagonistin der Serie und erzählt, wie sie mit 30kg Gepäck innert weniger Stunden ihre Heimat verlassen musste, wie fremd ihr die französische Sprache an ihrem Ankunftsort war, und wie ihr Dorf nach einem Jahr zurück ins Elsass musste – das dann allerdings von Deutschland besetzt war.
Ganz kann sich Neuwiller der deutschen Besetzung natürlich nicht entziehen: Im Dorf selbst wechselt 1940 die Amtssprache, die Landesfahne und die Tageszeitung von einem Tag auf den anderen. Marylène bekommt einen neuen Lehrer, ihr Vater einen neuen Job. Wie sich das Grenzdorf auch in diesem Alltagsleben gegen das deutsche Regime wehrt, erfährst Du nächsten Freitag.
Höre Dir die neue «Marylène»-Folge auf Spotify oder Apple Podcasts an und folge den abenteuerlichen Reisen dreier jungen Neuwiller*innen über Felder und Landesgrenzen, in Untersuchungsgefängnissen, auf Fahrrädern und auf Dachböden. Das Ziel: nicht zu Hause zu sein, wenn Deutschland an die Tür klopft.