PH streicht Stellen und alle Professuren
Die Pädagogische Hochschule der FHNW muss fünf Millionen Franken sparen. Dafür wird das Studienangebot umgebaut, Professuren verschwinden und bis zu 40 Stellen stehen auf dem Spiel.
Auf den Punkt:
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Die Pädagogische Hochschule (PH) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) ist von den gestiegenen Kosten durch den Teuerungsausgleich besonders betroffen und muss künftig sparen. Im Gegensatz zu den anderen Hochschulen der FHNW hat sie einen klaren Auftrag. Das Angebot richtet sich direkt nach dem Bedarf in den Schulen und ist abhängig von der Bildungspolitik der Trägerkantone.
An einer Mitarbeiter*innenveranstaltung hat der Direktor der PH, Guido McCombie nun bekannt gegeben, wie die Sparmassnahmen umgesetzt werden. Die Unterlagen liegen Bajour vor.
«Was bisher gemacht wurde, ist nicht schlecht. Wir müssen uns anpassen, weil sich die Zeiten geändert haben», sagt McCombie zu Beginn der Präsentation. Die bisherigen Sparmassnahmen seien Notmassnahmen gewesen – unter anderem können keine Sabbaticals bezahlt werden und Sachmittel wurden gekürzt. Diese kurzfristigen Interventionen hätten nicht zu mehr Spielraum geführt. Nun wolle man die Freiheit zurückgewinnen und strebe deshalb eine Umstrukturierung der gesamten Hochschule an. Diese Umstrukturierung trägt den Namen Perspektive: PH und betrifft, so viel ist bereits klar, jeden Bereich der Hochschule.
Die PH muss wegen des strukturellen Defizits vier Millionen Franken einsparen. Um mehr Freiheit bei der Entwicklung der neuen Struktur zu haben, wird zusätzlich eine Million Franken eingespart. Zwei Millionen sollen in der Struktur und drei Millionen im Angebot gekürzt werden. Die Übergangszeit beginnt im Studienjahr 2026/27.
Neu steht das «Produkt» vor der Disziplin
In den letzten 15 Jahre war das Grundprinzip der Hochschule «die Disziplin kommt vor dem Produkt». Das habe viele Vorteile gehabt. So habe man eine Forschungstärke entwickeln können und hochqualifiziertes Personal erhalten aber diese Strategie sei zu teuer, zu schwerfällig, zu wenig steuerbar und letztlich nicht mehr zielführend und nicht mehr bezahlbar, erläutert McCombie.
Es geht nun darum, starke Studiengänge anzubieten, um starke Lehrpersonen auszubilden.Guido McCombie, Direktor der PH FHNW
Deshalb gäbe es nun einen Shift. Neu steht das Produkt – also das Studium – vor der Disziplin. Das Ziel ist: «Ein finanzierbares, qualitativ hochstehendes, wissenschaftsbasiertes, kohärentes und gut organisiertes Studium, welches für einen konkreten Beruf vorbereitet und die Anspruchsgruppen, vor allem die Studierenden begeistert.» Dass dies mit weniger finanziellen Mitteln nicht einfach wird, ist dem Direktor bewusst. Er betont, dass dieses Ziel «bestmöglich» umgesetzt werde.
Denn die Zufriedenheit der Studierenden hat im vergangenen Jahr sehr gelitten. Umfragen und Medienberichte zeigten die Verärgerung der Studierenden über technische Mängel beim Einschreibeportal, kompliziertes Belegungssystem und mangelnde Kommunikation auf.
Es gehe nun darum, starke Studiengänge anzubieten, um «starke Lehrpersonen» auszubilden, so McCombie. Dafür müsse man die «doppelte Professionalisierung» – also Wissen und Können – besser miteinander verbinden.
Kein Professurenmodell mehr
Gespart werden könne nur, wenn der Aufwand reduziert werde, so McCombie und weniger Aufwand bedeute auch weniger Personal. Er rechnet vor, dass fünf Millionen rund 30 bis 40 Vollzeitstellen bedeuten. Natürliche Abgänge und Pensionierungen sollen berücksichtigt werden, dennoch sei eine Reduktion bei den Beschäftigungsgraden und dem Personalbestand notwendig.
Die grösste Veränderung steht beim Professurenmodell und den Forschungszentren an. Diese werden aufgehoben. Neu soll es interdisziplinäre Fachgruppen geben, aber keine Professuren mehr.
Die bisherigen sechs Institute (Kindergarten-/Unterstufe, Primarstufe, Sek I und II, Spezielle Pädagogik und Psychologie, Weiterbildung und Beratung, Forschung und Entwicklung) bleiben bestehen. Die neuen Fachgruppen bestehen über die Institute hinweg und verbinden sie thematisch.
«Eine Fachgruppe ist nicht ein anderer Name für die Professur. Die Aufgaben werden sich auch verändern.»Guido McCombie, Direktor der PH FHNW
Die Fachgruppen unterstehen den Fachgruppenleiter*innen, das sei allerdings eine andere Rolle als diejenige die den heutigen Professor*innen zukomme, so McCombie. Hier – so klingt es bisher – werden wohl auch die grössten Einsparungen bei den Personalkosten stattfinden. «Eine Fachgruppe ist nicht ein anderer Name für die Professur. Die Aufgaben werden sich auch verändern», betont der Direktor. Es müssten Bereiche wegfallen und die Aufgaben und Ressourcen gut aufeinander abgestimmt werden.
Zudem wird Forschung künftig nicht mehr in den Studiengang-Instituten betrieben, sondern in Forschungsprojekten, die durch Drittmittel finanziert werden.
Sorgen beim Personal
«Ich kann heute keine Sicherheit geben, nur Orientierungspunkte», sagt McCombie an der Präsentation. Vieles klärt sich erst im Prozess. Was schon klar sei, es gäbe keinen Automatismus für neue Funktionen. Niemand habe ein «Vorkaufsrecht».
Mit diesen Massnahmen wird in der Struktur gespart. Die Strategie für die drei Millionen im Angebot steht noch aus. Damit werde man sich in den kommenden Monaten auseinandersetzen. Stichworte, die genannt wurden, sind: Überprüfung des Angebots, Entwicklung von standortübergreifenden Lehrangeboten und Vereinfachung der Organisation.
Die Details der Neuorganisation würden in den kommenden Monaten durch die Hochschulleitung der PH ausgearbeitet und im Januar 2026 den Mitarbeitenden der Hochschule vorgestellt, so der Mediensprecher der PH, Christian Irgl gegenüber Bajour: «Bis zum Sommer 2026 wird sich die Hochschulleitung Zeit nehmen, um sich sorgfältig mit den Rückmeldungen der Mitarbeitenden, Studierenden und externen Anspruchsgruppen auseinanderzusetzen. Auf dieser Basis soll dann mit der Umsetzung begonnen werden.»
Die Ungewissheit beschäftigt die Mitarbeiter*innen der Pädagogischen Hochschule. «Die angekündigten Umstrukturierungen lösen bei mir und meinen Kolleg*innen grosse Unsicherheit über unsere berufliche Zukunft aus. Wir wissen nicht, ob es unsere Jobs in ein paar Monaten noch gibt», sagt ein Mitarbeiter gegenüber Bajour. Wenn am Personal gespart werde, gäbe es wahrscheinlich eine weniger gute Betreuung der einzelnen Studierenden und grössere Seminare, befürchtet er. «Ich habe Bedenken, dass die Umstrukturierung und vor allem die Abstriche beim Angebot – also in der Lehre – am Ende zulasten der Studierenden fallen und sie dadurch weniger gut für ihr Berufsleben ausgebildet sind.»
Auf die Sorgen der Mitarbeiter*innen angesprochen sagt Mediensprecher Irgl: «Changeprozesse führen naturgemäss zu Unsicherheiten bei den Mitarbeitenden. Diese Sorgen nehmen wir sehr ernst.» Die Mitarbeitenden würden seit Beginn des Prozesses regelmässig und transparent informiert und ihre Rückmeldungen würden sorgfältig diskutiert. Die PH sei dazu auch mit der Mitwirkungskommission und der Studierendenorganisation im regelmässigen Austausch.