Kopiert!

Gastkommentar

Unfeministisch? Nein!

Muss man als Feministin Stephanie Eymann im Regierungswahlkampf unterstützen? Nein, sagen SP-Frauen*-Vertreter*innen Jessica Brandenburger und Julia Baumgartner.

Julia Baumgartner

11/11/20, 03:27 AM

Aktualisiert 11/11/20, 06:15 AM

Kopiert!
Es ist nicht anti-feministisch, Kaspar Sutter und Beat Jans zu wählen, finden Jessica Brandenburger (links) und Julia Baumgartner.

Es ist nicht anti-feministisch, Kaspar Sutter und Beat Jans zu wählen, finden Jessica Brandenburger (links) und Julia Baumgartner.

Seitdem sich das linke Lager nach dem Rückzug von der Grünen Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann nach dem ersten Wahlgang mit Heidi Mück (BastA!) neu aufgestellt hat, hagelt es Kritik von allen Seiten. Und vor allem auch Kritik an die Adresse von uns SP Frauen*. Die SP – und damit wir – hätte es verpasst, Frauen aufzustellen. Grüne Männer hätten bei der Nomination der Grünen für den zweiten Wahlgang keine Chance gehabt, weil ihnen die SP-Männer in der Sonne standen. Und nur deshalb sei nun Heidi Mück, die ja sowieso zu links und zu alles sei, nominiert worden.

Zur Erinnerung: Wir SP Frauen* kämpften an der Nominationsveranstaltung der SP im Frühling wie wild für zwei SP Frauen auf dem rot-grünen Ticket. Wir unterlagen in der Delegiertenversammlung. Nun, etwas mehr als ein halbes Jahr später, ist die Ausgangslage aber eine andere. 

«Es ist nicht die Aufgabe von linken Frauen, bürgerliche Frauen zu wählen.»

Jessica Brandenburger & Julia Baumgartner

Von bürgerlicher Seite kommt der Vorwurf, wir würden ihre Kandidatin (eine Frau) nicht wählen, sondern nur unsere Kandidierenden (einen Mann und eine Frau) unterstützen. Das sei unfeministisch und unsolidarisch. Als Feministinnen müssten wir laut bürgerlicher Logik Stephanie Eymann (LDP) wählen. Denn sie ist ja eine Frau.

Leider verstehen die Bürgerlichen nicht, dass es nicht die Aufgabe von linken Frauen ist, bürgerliche Frauen zu wählen. Die Bürgerlichen haben es nach all den männlich dominierten Jahren endlich einmal geschafft, eine Frau für ihr Ticket aufzustellen. Dass diese auch gewählt wird, ist jedoch ganz alleine ihre Aufgabe.

Bei der ganzen Diskussion vergessen die Bürgerlichen aber vor allem eines: Es geht nicht nur um Repräsentation, sondern eben auch ganz stark um Inhalte. Ja, wir wünschen uns einen Regierungsrat, in dem auch queere Personen, Migrant*innen, Menschen of colour oder Leute ohne Uniabschluss vertreten sind (letzteres könnte mit Heidi Mück sogar geschehen!). Aber heute, im November 2020, haben wir diese Wahl noch nicht.

Die Smartspider von Stephanie Eymann.

Die Smartspider von Stephanie Eymann. (Foto: smartvote.ch)

Wofür man sich aber jetzt entscheiden kann, sind feministische Inhalte. Oder eben nicht, wie ein Blick auf die Smartspider von Eymann zeigt: Von ihr dürfen wir keine grossen Sprünge bei der Bekämpfung der Klimakrise oder bei gleichstellungspolitischen Anliegen erwarten.

Wenn man es noch etwas genauer wissen möchte, dann schaut man sich die Ergebnisse des Gleichstellungstests der Abteilung Gleichstellung des Kantons an. Spätestens da werden die Unterschiede zwischen den Kandidierenden offensichtlich. Während sich sowohl Kaspar Sutter, als auch Beat Jans für Kitaplätze, die Anliegen der LGBTIQ*-Community oder die Einführung einer Elternzeit aussprechen, beantwortet Eymann alle Fragen mit Nein. 

Deshalb ist die Wahl für linke Frauen keine Zerreissprobe, wie es die Bürgerlichen oder diverse Medien gerne darstellen, sondern eine klare Sache. Denn ein linker Mann ist uns politisch immer noch näher als eine bürgerliche Frau, die an uns vorbeipolitisiert. 

Jessica Brandenburger ist Präsidentin der SP-Frauen* und Grossrätin.

Julia Baumgartner ist aktives SP Frauen*-Mitglied und ehemalige Generalsekretärin der JUSO Schweiz.

Was geht?

Wird geladen