Das Grossmami aus der Erdbebenregion kann nicht nach Basel
Am Montag gedachten über tausend Menschen der Opfer des Erdbebens in der Türkei und Syrien. Sie fordern, ihre Angehörigen aus dem Katastrophengebiet zu sich nach Basel holen zu können.
Die Trauer um die Menschen in der Türkei und Syrien ist riesig. Am Montag kamen über 1000 Personen an eine Gedenkveranstaltung auf dem Marktplatz. Der Anlass wurde von SP-Grossrat Mahir Kabakci und SP-Grossrätin Edibe Gölgeli organisiert.
Kabakci spürt eine grosse Solidarität innerhalb der Community, jedoch würden viele sich von der restlichen Gesellschaft allein gelassen fühlen. «Für viele fehlt es an Empathie, sei es am Arbeitsplatz, im Freundeskreis oder in der Gesellschaft.»
Viele Menschen mit türkischem Hintergrund wünschen sich beispielsweise, dass sie ihre Grosseltern aus dem Katastrophengebiet hierherholen dürfen. So auch eine Familie, die wir auf dem Marktplatz antreffen. Sie wollten ihren Verwandten ein Ticket nach Basel kaufen, doch es gab Visa-Komplikationen, obwohl sie für alle Kosten aufkommen würden. «Für Flüchtende aus der Ukraine hat man schnell eine Lösung gefunden, wieso nicht für uns?», fragt eine Frau, die aus der betroffenen Region in der Türkei stammt.
Auch Politiker*innen haben das Problem erkannt. Jetzt sei die humanitäre Schweiz gefragt, sagt Kabakci, sie solle den Betroffenen mit Familie in der Schweiz ermöglichen, unkompliziert hier vorübergehend Schutz bei ihren Verwandten zu bekommen. «Viele Menschen, deren Häuser in den letzten Tagen beim Erdbeben zerstört wurden, haben keinen Zugang mehr zu allen nötigen Papieren», erklärt der SP-Grossrat. Hier brauche es Augenmass und Nachsicht, damit Menschen in Not schnell und unbürokratisch geholfen werden könne, führt er aus.
SVP-Präsident Pascal Messerli hingegen äussert sich kritisch: «Die Gesetze auf Bundesebene lassen die Einreise zu, jedoch sollte man lieber auf Hilfe vor Ort setzen.»
Derweil fordert Nationalrätin Sibel Arslan (Basta/Grüne) ein schnelles Verfahren. Hier seien auch die Türkei und Syrien gefordert: «Denn, auch wenn von unserer Seite eine einfache Einreise möglich wäre, müssen die Menschen in den jeweiligen Ländern eine Möglichkeit haben, auszureisen. Aber in den zerstörten Regionen fehlt es an den Mitteln dazu.»
SP-Nationalrat Mustafa Atici bekräftigt: «Es ist Winter und die Umstände sind sehr schlecht. Ich erwarte vom EDA, dass sie ermöglichen, dass die Betroffenen vorübergehend Schutz bei ihren Verwandten in der Schweiz suchen können.»
Jetzt bekommen die Politiker*innen nationale Rückendeckung. So bittet die aussenpolitische Kommission des Nationalrats den Bundesrat in einem Schreiben «unbürokratische Hilfe zu veranlassen, indem vom Erdbeben betroffene Menschen, die enge Familienangehörige in der Schweiz haben, in die Schweiz einreisen und für eine befristete Zeit (etwa während des Winters) bei ihnen wohnen können», wie es in einer Medienmitteilung heisst.
Der Kanton Basel-Stadt handelt ebenfalls. Der Regierungsrat hat sich dazu entschlossen, das Schweizerische Rote Kreuz, das vor Ort in der Türkei und Syrien hilft, mit 200’000 Franken zu unterstützen.
Aufgrund der Folgen des Erdbebens sind nun 37’900 Personen ums Leben gekommen. «Das Ausmass der Zerstörung ist nicht in Worte zu fassen. Es wird Jahre brauchen, bis alles wieder aufgebaut ist», sagt Kabakci.
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