Spenden: Geflüchtete brauchen keine Rasenmäher

Die Spendensammlungen für die vom Krieg betroffenen Ukrainer*innen laufen auf Hochtouren. Zynische Stimmen sagen: Die Basler*innen wollen doch einfach ihren Gerümpel loswerden. Stimmt das?

Rasenmäher
Eher weniger nützlich. (Bild: Creative Commons CC0 1.0)

Am Anfang war viel Spendeneuphorie. Doch jetzt kursieren in den sozialen Medien auch kritische Stimmen. Sie befürchten, Schweizer*innen würden über Hilfsaktionen ihren Gerümpel loswerden und sich dabei edelmütig fühlen wollen. 

Wie schlimm ist es wirklich? 

Gar nicht schlimm, wenn man Alexandra Somlo aus dem Swiss Mega Park in Frenkendorf fragt. Der Funpark wurde innert Tagen zur grössten Schweizer Sammelstelle für die Ukraine umfunktioniert

Es kamen so viele Leute zum Spenden, dass es Stau gab. Natürlich gaben ein paar wenige Menschen unbrauchbare Dinge ab, aber das war die Minderheit, erzählt Somlo. Die Organisation sortiere sofort alles aus und gebe Unbrauchbares zurück. Die Leute reagieren verständnisvoll, sagt Somlo. 

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Alexandra Somlo

... ist Geschäftsführerin des Swiss Mega Parks in Frenkendorf. Momentan leitet sie die Hilfsaktion und betreut ukrainische Geflüchtete. Momentan benötigt werden:

  • Hygieneartikel
  • Medikamente
  • Medizinisches Equipment
  • Romane in Russisch und Ukrainisch
  • Milch
  • Kakaopulver
  • Knuspermüsli
  • Toast

Ähnlich klingt es bei Jennifer Tittel vom «Atelier The Beach House». Sie appelliert an die Menschen: «Beachtet bitte, was die Sammelstellen tatsächlich annehmen». Es sei schon vorgekommen, dass Leute Rasenmäher, Ski oder erledigte Hausaufgaben spenden wollten. Das sei zwar sicherlich nett gemeint, ist Tittel überzeugt, «aber gehört nicht zu den aktuellsten Bedürfnissen der geflüchteten Menschen». 

Verschimmelte Kleider

Zum Teil wurden auch Sachen gespendet, «die in einem mehr als desolaten Zustand waren», erinnert sich die Möbel-Restauratorin. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein 110-Liter Sack mit Kleidern, die dermassen verschimmelt waren, dass sie wie Kaugummi zusammenklebten. Auch ein paar leere Deo-Dosen, kaputte Matratzen oder alte Decken waren darunter. «Aber im Grossen und Ganzen waren das Einzelfälle.»

Die Spenden-Bilanz des Beach Houses lässt sich sehen: Weit über 700 Kisten auf 31 Paletten kamen zusammen. Nur zwei Paletten wurde auf der Deponie entsorgt, sie füllten ein kleines Renault-Büssli.

«Es wäre vermutlich etwas mehr gewesen», meint Tittel. Mit ihrem System konnten sie die Menschen aber gleich selbst dazu bewegen, ihre Sachspenden zu sortieren. Die Spender*innen wurden zu verschiedenen Stationen mit Helfer*innen gelotst. Bei unbrauchbaren Sachen bestanden die Freiwilligen darauf, dass die Menschen sie wieder heimnehmen. Nur bei einer kleinen Minderheit bat Tittel höflich um kurze Aufmerksamkeit : «Fünf Minuten Kleider sortieren ist doch besser als Krieg, nicht?». Das habe Wirkung gezeigt.

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Jennifer Tittel

...ist eigentlich Möbelrestauratorin. In ihrem «Atelier The Beach House» hat sie seit letzter Woche Spenden gesammelt. Dabei sind weit über 700 Kisten zusammengekommen.

Gezielte Spenden 

In Frenkendorf sucht der Swiss Mega Park mittlerweile gezielter nach dem, was die Geflüchteten wirklich brauchen. Aktuell sind das weniger Kleider und mehr Hygieneartikel, Medikamente, Nahrungsmittel und Medizinisches Equipment. Alexandra Somlo führt aus: «Wir befinden uns in einem Art Übergangsschritt. Die ersten Schutzsuchenden sind nun hier angekommen, für sie werden den Bedürfnissen angepasste Spenden gesucht.» Zum Beispiel betreut sie einen ukrainischen Jugendlichen, der Schuhgrösse 47 brauchte. «Die Schuhe haben wir nach einem kleinen Aufruf gefunden.» 

Für Jennifer Tittel vom Atelier ist besonders wichtig, sich vor Augen zu führen, wie es den Geflüchteten geht: «Die Leute haben alles verloren und im schlimmsten Fall ihren Mann oder Sohn zurückgelassen. Das heisst sie brauchen jetzt definitiv unseren Respekt und unsere entgegengebrachte Würde.» Deshalb bittet sie die Bevölkerung, saubere und schöne Ware zu spenden. «Übergebt es als ein Geschenk und nicht wie etwas zum Loswerden.»  

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Bei Bajour als: Praktikant vom Dienst

Davor: Studium in Politikwissenschaften an der Uni Freiburg im Brsg.

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Liebt an Basel: Den urbanen Dorf Flair. Man kennt sich – man trifft sich

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