Sollten Jugendliche mit 16 abstimmen dürfen?

Der Einwohnerrat von Riehen hat sich für ein Stimmrechtsalter 16 ausgesprochen, auch auf nationaler Ebene gibt es Bestrebungen in diese Richtung. Was halten Basler*innen von dieser Idee?

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Ein generationenübergreifendes Stimmungsbild. (Bild: Ava Skuratowski/Jeanne Wenger)

In Riehen sollen bereits 16-Jährige über kommunale Dinge abstimmen können. Dies hat der Einwohnerrat am Donnerstag mit deutlicher Mehrheit entschieden. SP, EVP sowie Mitte/GLP sprechen sich dafür aus, Widerstand gibt es hingegen aus der SVP. Diese spricht von einer weiteren «Infantilisierung der Politik». Die Volkspartei hat das Referendum angekündigt, das letzte Wort werden also die Stimmbürger*innen haben. Setzt sich das Stimmrechtsalter 16 durch, könnte die Gemeinde Riehen Vorreiterin werden für die Kantone Basel-Stadt oder Baselland.

Auch auf nationaler Ebene gibt es Bestrebungen, die in die gleiche Richtung zielen. So will der Nationalrat 16- und 17-Jährigen das aktive Wahl- und Stimmrecht einräumen. Die staatspolitische Kommission muss nun eine entsprechende Vorlage ausarbeiten.

Wir haben uns auf der Strasse umgehört, was die Menschen in Basel von der Idee halten.

Miza_Strassenumfrage
Miza hält sich kurz und knapp: Ab 16 Jahren fände sie gut. (Bild: Jeanne Wenger)

Miza, 22

«Ich finde Stimmrechtsalter 16 gut, weil die Jungen dann auch entscheiden können, was in der Zukunft läuft.»

Roland_Strassenumfrage
Roland hätte gerne mit 16 schon mitbestimmt. (Bild: Jeanne Wenger)

Roland, 65

«Ich finde es gut, dass die Jungen mit 16 schon mitbestimmen können, weil es ja schliesslich um ihre Zukunft geht. Das ist mir ganz wichtig. Selber konnte ich das nie. Meistens werden solche Angelegenheiten von älteren Leuten bestimmt und die Jungen haben da gar keine Möglichkeit und eigentlich gar nichts zu sagen, wenn es gemacht wird.»

Zoe_Strassenumfrage
Zoe findet es ungerecht, dass viele ältere Menschen über die Jungen abstimmen. (Bild: Jeanne Wenger)

Zoe, 22

«Ich bin dafür. Es ist ungerecht, wie viele Menschen im hohen Alter Mitentscheidungsrecht haben, dadurch sind es weniger jüngere Leute. Wenn das Stimmrechtsalter ab 16 gilt, sind es einfach mehr Leute, die die jungen Interessen vertreten. Ausserdem würde es auch dazu beitragen, dass sich mehr jüngere Menschen mit Politik auseinandersetzen, weil man sich automatisch damit auseinandersetzen müsste, wen und was man wählt. Das kann man natürlich auch im Schulunterricht aufgreifen. Das würde dazu beitragen, dass sich Menschen schon im jüngeren Alter für Politik interessieren.»

Fabian_Strassenumfrage
Keine verkehrte Idee, meint Fabian. (Bild: Jeanne Wenger)

Fabian, 33

«Grundsätzlich ist das Stimmrechtsalter 16 keine verkehrte Idee, mit der nötigen politischen Aufklärung ist es sicher kein unmögliches Ding. Die andere Frage ist, ob die 16-Jährigen sich dann auch dran beteiligen. Denn die Vergangenheit zeigt, dass nicht mal viele 18-Jährige abstimmen gehen. Die Stimmbeteiligung der Jungen ist relativ niedrig in der Schweiz.»

Silvie_Strassenumfrage
Für Silvie gehen die Jungen zu wenig abstimmen und wählen. (Bild: Jeanne Wenger)

Silvie, 64

«Ich finde es grundsätzlich gut, aber was mir fehlt, ist, dass die Jungen gar nicht wählen gehen. Egal ob sie 16, 18, 20 oder 22 Jahre alt sind. Bei den meisten Abstimmungen weiss man inzwischen, dass es vor allem die Älteren sind, die abstimmen gehen. Man müsste unbedingt schon früh im Schulunterricht Hilfestellungen geben, damit sich Kinder eine eigene Meinung bilden können - und nicht nur Schulen ihre Meinungen vorgeben lassen. Das fände ich cool und dann wäre ich dafür.»

Zeynep*, 39

*wollte kein Bild machen lassen

«Ich finde, dass das Alter 16 kein Kriterium ist. Viel wichtiger ist es, zu schauen, dass das Kind einen politischen Hintergrund hat, so dass es sich überhaupt kompetent äussern kann. Wenn man in einer Familie aufwächst, in der über Politik geredet wird, über Recht und Gesetz, dann ist dies für mich viel wichtiger als das Alter. Durchaus kann man auch ab 16 stimmen, aber nur, wenn man die Kompetenzen mitbringt und es zu Hause ein Thema ist.»

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