Backsteine gegen Besetzungen
Das seit vier Monaten besetzte Haus am St. Johanns-Ring 105 wurde geräumt und zugemauert, um weitere Besetzungen zu verhindern. Die Nachbarschaft stört, dass das belebte Gebäude jetzt wieder leersteht und zu verlottern droht.
Jetzt sind die Schotten dicht. Die Fenster des Hauses am St. Johanns-Ring 105 sind zugemauert. Von den Transparenten mit «Besetzt»-Aufschrift ist nichts mehr zu sehen. Nur einige Sticker und ein Graffiti mit der Aufschrift «BWB» (Basel wird besetzt) erinnern noch daran, dass dieses Gebäude bis vor kurzem einer Gruppe von Hausbesetzer*in als Wohnraum diente.
Mitte März hatten diese sich Zugang zum Gebäude verschafft, um darin zu wohnen (Bajour berichtete). Sie wollten mit ihrer Aktion ein Zeichen dagegen setzen, dass «Wohnraum an bester Lage und in gutem Zustand verlottert». Das Gebäude stand rund ein Jahr lang leer, zuvor wurde es von der zum Unispital Basel gehörenden Augenklinik genutzt. Besitzerin des Gebäudes ist die Stiftung «Augenspital in Basel».
Bereits damals wurde vonseiten der Medienstelle des Unispitals signalisiert, dass sie das Haus wieder leer haben will – Sanierungs- oder andere Pläne, was mit dem Gebäude passieren soll, waren damals nicht bekannt. Nun wurde die lange angekündigte Räumung durchgeführt, mehr als vier Monate nach Beginn der Besetzung. Seit vergangenem Freitag werden die Fenster zugemauert, um eine erneute Besetzung zu verhindern, wie Unispital-Mediensprecherin Caroline Johnson bestätigt.
Die Besetzung wurde seit März geduldet, erklärt Johnson, da die weitere Nutzung des Gebäudes noch unklar war. Die Stiftungskommission Augenspital habe nun aber entschieden, die Parzelle zu verkaufen. Weitere Angaben zum Verkauf der Villa macht Johnson nicht. Der Verkauf sei jedoch nur im geräumten Zustand möglich. «Deshalb und aufgrund von Beschwerden aus der Nachbarschaft, Haftungsfragen sowie um Beschädigungen an der Bausubstanz zu verhindern, hat die Stiftungskommission Augenspital entschieden, das Gebäude zu räumen.»
Doch neben den erwähnten Beschwerden aus der Nachbarschaft gibt es auch Nachbar*innen, die sich nun über die Räumung ärgern. Manfred Harrer – in der Stadt bekannt als Anti-Scientology-Aktivist – wohnt wenige Häuser weiter. Er hat die Besetzer*innen bei einem von ihnen organisierten Pizza-Plausch kennengelernt und als friedlich und nicht störend empfunden.
«Es gibt 1000 Gründe, warum das Gebäude nicht leerstehen sollte.»Manfred Harrer, Anwohner
Harrer unterstützt ihr Anliegen, Leerstand nicht zu dulden: «Gerade bei der derzeitig angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt ist es eine Schweinerei, dass Wohnraum so verschwendet wird. Es gibt 1000 Gründe, warum das Gebäude nicht leerstehen sollte.» Die Besetzer*innen selbst waren für Bajour nicht erreichbar.
Wie auch die Besetzer*innen findet Harrer, dass das Haus in einem offenkundig guten Zustand sei, um auf längere Zeit darin zu wohnen. Das sieht man vonseiten des Unispitals anders: Das Gebäude sei nicht sicher, um darin zu leben, sagte Johnson im März. Es gebe weder Strom- noch Wasserzufuhr, das Kochen auf Gaskochern sei in dem Holzgebäude gefährlich, ebenso wie das alte Cheminée.
Harrer wertet das als «fadenscheinige Begründung». Er ist frustriert, dass er künftig immer an zubetonierten Fenstern vorbeilaufen muss. Auch andere Nachbar*innen, die sich an Bajour gewendet haben, drücken ihre Sorge aus, dass das Haus über längere Zeit verlottert aussehen wird. Mindestens bis ein Verkauf und damit eine weitere Planung feststeht, wird das Gebäude zubetoniert bleiben.