Stau und Ärger wegen neuer Verkehrsführung
Anwohner*innen im Gotthelf-Quartier beklagen sich über die neue Verkehrssituation an der Ahornstrasse. Seitdem es dort nur noch eine Spur für Autos gibt, staue sich der Verkehr während der Rush Hour bis zur Ahorn-Apotheke.
Auf den Punkt:
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An der Ahornstrasse gibt es seit der zweiten Oktoberwoche eine neue Verkehrsführung. Doch statt eine Verbesserung zu bringen, habe sich die Situation nur verschlechtert, sagen einige Anwohner*innen. Denn nachdem die beiden Fahrspuren für den Autoverkehr zusammengelegt wurden, um Platz für einen neuen Velostreifen im Bereich der Ampel auf der Achse Birmannsgasse/Ahornstrasse zu schaffen, staut sich der Verkehr. Mitte Oktober wurde zudem eine neue Ampel in Betrieb genommen. Kommuniziert hat der Kanton über diese Massnahmen nicht.
Anwohner*innen fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt. So auch Gaspard Weissheimer, der aufgrund der neuen Verkehrssituation Fragen an das Bau- und Verkehrsdepartement (BVD) hat. Denn er versteht nicht, wie der Kanton die Massnahmen begründet, die aus seiner Sicht einen Nachteil für alle Verkehrsteilnehmer*innen bedeuten. «Als Anwohner der Ahornstrasse fahre ich seit Jahren täglich mit dem Velo in beide Richtungen über die Kreuzung», sagt er zu Bajour. «Der Verkehr staut sich nun morgens teilweise bis zur Ahorn-Apotheke, mit dem Velo kommt man an den Autos im Stau kaum noch legal vorbei und zu Stosszeiten wartet man bis zu drei Ampelphasen auf Grün.»
«Ich mache mir Sorgen für den Verkehrsfluss in Zukunft, wenn das der Massstab auch für andere Anpassungen bei anderen Kreuzungen ist.»Gaspard Weissheimer, Anwohner
Laut Weissheimer herrsche aufgrund der neuen Massnahmen eine gereizte Stimmung zwischen den unterschiedlichen Verkehrsteilnehmenden. Vor den baulichen Änderungen habe es keinen Stau gegeben. Weissheimer sagt: «Ich mache mir etwas Sorgen für den Verkehrsfluss in Zukunft, wenn das der Massstab auch für andere Anpassungen bei anderen Kreuzungen ist.»
Ende Oktober hat er eine Mail via Staatskanzlei an Regierungsrätin Esther Keller gesendet, in der er sie fragt, was die Absicht hinter diesen Massnahmen sei und ob es ein Monitoring zu den vollzogenen Änderungen gebe. Die Mail hat er im Namen weitere Bewohner*innen aus dem Quartier versendet, da die aktuelle Verkehrssituation offenbar vielen dort ein Anliegen ist. Bisher hat er keine Antwort seitens des Kantons erhalten.
«Es ist alles viel gefährlicher und unübersichtlicher als vorher.»Susanne Krieg, Inhaberin des Geschäfts «Carte Blanche»
Auf Nachfrage von Bajour sagt Nicole Ryf, Mediensprecherin im BVD, Ziel sei es, die Situation für die Velofahrenden, die auf stark frequentierten Kreuzungen besonders gefährdet seien, zu verbessern. Vor allem beim Linksabbiegen, da die Velos neu weiter vorne als die Autos halten können. Ryf schreibt: «Eine klare, eindeutige und intuitiv erfassbare Veloführung ist zentral. Durch die neue Führung in Kombination mit einem Vorstart für Velos erhöhen wir die Sicherheit deutlich: Velofahrende werden im Anfahrbereich besser gesehen, Konflikte im Abfluss» – sie meint im Stau vor der Ampel – «reduzieren sich und Velofahrende fühlen sich auch subjektiv sicherer.»
Anderer Ansicht ist neben Weissheimer auch Susanne Krieg. Sie ist Inhaberin des Geschäfts «Carte Blanche» im Quartier und daher täglich rund um die Ahornstrasse unterwegs. Ihrer Ansicht nach seien Velofahrer*innen seit Umsetzung der neuen Massnahmen grösseren Gefahren ausgesetzt, weil sie zwischen im Stau stehenden und parkierenden Autos manövrieren müssen, um Richtung Spalenring zu gelangen.
Krieg stört sich auch an den täglichen Staus: «Vorher, als es zwei Spuren für Autos und keine Velospur gab, war der Verkehr viel flüssiger. Die Ahornstrasse ist eine Einfahrtstrasse für Pendler*innen aus dem Elsass, es gibt daher ein hohes Verkehrsaufkommen.» Auch aus ihrer Sicht ist die neue Verkehrssituation unbefriedigend, weil sie für niemanden gewinnbringend sei.
Kein spezielles Monotoring
Das BVD hat bereits Rückmeldungen aus der Bevölkerung aufgrund des zeitweisen Rückstaus erhalten. Grund dafür sei unter anderem die neue Lichtsignalanlage, auf der Kreuzung Spalenring und Ahornstrasse/Birmannsgasse, sagt Ryf: «Diese ermöglicht es im Unterschied zur alten Anlage, den Bus zu priorisieren, wie dies an anderen Orten in Basel bereits seit Langem üblich ist. Diese ÖV-Priorisierung führt phasenweise zu längeren Rotphasen für den Autoverkehr.» Ein weiteres Problem seien die umliegenden Baustellen, da dadurch mehr Autos über die Achse Ahornstrasse/Birmannsgasse ausweichen.
Jedoch: «Ein spezielles Monitoring findet bei dieser Anlage nicht statt», sagt Ryf. Aber alle Ampeln würden nach der Inbetriebnahme überprüft und optimiert. «Diese Feinjustierung konnte hier noch nicht erfolgen, da mehrere Anmeldeschlaufen im Boden noch fehlen und die Anlage somit noch nicht vollständig in Betrieb ist.» Ryf kündigt an: «Optimierungen werden folgen.» Klar sei aber auch: Wenn aus zwei Autospuren zugunsten der Verkehrssicherheit für Velofahrende eine Spur werde, dann sinke die Kapazität für den Autoverkehr und es könne – gerade während der Verkehrsspitzen – zu Rückstaus kommen.
Ein weiterer Stein des Anstosses für die Menschen im Quartier ist der Fussgänger*innenstreifen bei der Postfiliale, der aufgehoben wurde. Weissheimer sagt: «Wenn ich täglich dort vorbei fahre, beobachte ich oft ältere Leute, die versuchen, die stark befahrene Strasse zu überqueren.» Es seien langjährige Gewohnheiten vieler Menschen, die da durchkreuzt und nun ein Sicherheitsrisiko darstellen würden. Wie Bajour vor Ort beobachtete, überqueren auch einige Kinder mit und ohne Trottis die befahrene Strasse an der Stelle, an der einmal der Zebrastreifen war.
Nicole Ryf sagt, der Fussgängerstreifen sei aufgrund von diversen Sicherheitsmängeln aufgehoben worden. «So war zum Beispiel die Querungsdistanz zu lang und auch die Sichtverhältnisse für Fussgängerinnen und Fussgänger sowie für Autofahrende waren ungenügend. Die Überprüfung erfolgte aufgrund von diversen Anfragen und Rückmeldungen der Anwohnerschaft, die gefährliche Situationen beobachtet hatte.»
Dennoch: Einigen Anwohner*innen ist die aktuelle Situation nicht geheuer. Susanne Krieg sagt: «Es ist alles viel gefährlicher und unübersichtlicher als vorher.»