Bajour sucht den Bettelboss
Seit Wochen sorgen Bettler*innen aus Rumänien für rote Köpfe in Basel. Es handle sich dabei um verbotene Banden, heisst es von allen Seiten. Wir haben uns auf die Suche nach mafiösen Strukturen gemacht. Stattdessen fanden wir eine Grossfamilie.
Marian* steht in der Freien Strasse, einen Pappbecher in der Hand, und spricht Passant*innen an. Zaghaft, als wäre er sich nicht sicher, ob er sich wirklich traut. «Bitte, haben Sie ein bisschen Geld? Ich habe kein Essen.» Mit dem anderen Arm stützt er sich auf eine Krücke. Ein junger Mann wirft ihm im Vorbeilaufen ein paar Rappen in den Becher. Vier Franken hat Marian bisher zusammen. Es ist 14 Uhr.
Langsam läuft Marian die Strasse hoch und runter, das rechte Bein zieht er hinter sich her. Er ist 31 Jahre alt, aber das Leben hat bereits Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Der Bart ist dicht, aus dem weissen Haar lugen ein paar schwarze Strähnen hervor. In einer Seitengasse setzt er sich auf einen Schaufenstervorsprung. «Mein Bein schmerzt, wenn ich zu lange stehe», sagt Marian. Aber Betteln im Stehen bringt mehr.
Osteuropäische Banden in Basel?
Marian ist alleine hier in Basel, bettelt auch alleine, wie er sagt: «Ich mache es für meine Kinder.» Nach einigem Zögern erzählt er uns seine Geschichte von Schicksalsschlägen und Armut, von seiner Frau, die gestorben ist, seinen Söhnen, die es einmal besser haben sollen als er: «Die Buben sind daheim in Rumänien, bei den Schwiegereltern.» Auch Marian wohnt dort, eine eigene Wohnung kann er sich nicht leisten. In diesen Tagen verbringt er die Nächte in einem Zelt im Wald in der Nähe der Schweizer Grenze: «Das macht mir nichts aus.»
Marian hat keine Ahnung, dass Rumän*innen wie er seit Wochen in Basel für Schlagzeilen sorgen. «Markante Zunahme von Bettlern in der Stadt», titelte zunächst Primenews. Ähnlich klingt es bei der Basler Zeitung und der bz. Tatsächlich sind Bettler*innen plötzlich überall in der Stadt anzutreffen.
Der mutmassliche Grund: Die Lockerung des Bettelverbots, die am 1. Juli in Kraft getreten ist. Seither ist es erlaubt, zu betteln.
Allerdings nicht für organisierte Banden, ihnen ist das Betteln weiterhin untersagt. Und das ist der Knackpunkt: Bürgerliche Politiker von CVP, LDP, FDP bis SVP sind sich einig, dass hinter den vielen Bettler*innen in der Stadt organisierte Banden stecken müssen.
«In Basel sind vermutlich bloss die Mittelsmänner. Der Bandenboss sitzt womöglich woanders.»Balz Herter, Präsident CVP Basel-Stadt
Aber stimmt das wirklich?
Sind diese Menschen, die in der Stadt stehen und um Geld bitten, tatsächlich mafiös organisiert und geben ihr Geld am Ende des Tages einem Bettlerboss ab?
Er will wieder arbeiten
Marian bekommt von den politischen Diskussionen nichts mit. Er sieht den Menschen in der Freien Strasse mit müdem Blick zu, wie sie an ihm und den Schaufenstern vorbeiziehen. Nach anfänglichem Zögern spricht er mit uns. Wie viele Rumän*innen in der Region Siebenbürgen
kann er ein bisschen Deutsch. Wir fragen ihn, wie das jetzt ist mit diesen Banden:
Sag, Marian, hast du bewusst ausgenützt, dass seit 1. Juli das Betteln in Basel nicht mehr verboten ist? Wurdest du hierhergefahren, Marian? Bist du Teil einer Bande? Musst du den Grossteil deiner Tageseinnahmen von durchschnittlich 20 Franken an ein Bandenoberhaupt abgeben? Gibt es so ein Bandenoberhaupt und wenn ja, fährt es einen schwarzen Mercedes AMG, wie die Leute offenbar denken?
Sechsmal «nein», sagt Marian.
«Ich bin alleine gekommen». Mit dem Reisebus aus Mediasch, einer Stadt in Rumänien mit rund 50’000 Einwohner*innen. Er sei kein Roma: «Ich bin Rumäne.»
Wer will schon einen mit kaputten Beinen?
Marians Betteln ist eine Investition in die Zukunft, die der Tod seiner Frau zerstört hat. Im Jahr 2015 sah es noch gut aus. Damals lebte die Familie in Bayern, wo Marian beim Paketversand der DPD arbeitete und Zeitungen austrug, erzählt er. Doch nach zwei Jahren erkrankte seine Frau an Bauchspeicheldrüsenkrebs und die Familie kehrte nach Rumänien zurück. Die deutschen Ärzt*innen sahen wenig Heilungschancen, «meine Frau wollte die letzten Lebenswochen zu Hause verbringen», sagt Marian. Am 17. Februar 2018 starb sie.
Das ist nicht alles. Obendrauf hatte Marian auch noch einen Autounfall und brach sich das Bein, eine komplizierte Fraktur. Seither kann er nur noch an Krücken gehen. Die Physiotherapie ist zu teuer, aber mit kranken Beinen einen Job zu finden: unmöglich. «Ich brauche einen gesunden Körper, um wieder arbeiten zu können», sagt Marian. Also beschloss er, betteln zu gehen. «Am Anfang habe ich mich ziemlich geschämt», sagt Marian. «Aber ich habe keine Wahl.»
«Genauso, wie ich nichts über ihr Leben weiss, wissen sie auch nichts über meines.»Marian, Bettler
Im Laufe der Woche, in der sich die Basler Berichterstattung über die Bettler*innen fast überschlägt, treffen wir Marian drei Mal. Als er von seiner Frau erzählt, wirft er ein: «Ich habe alle Spitalunterlagen aufbewahrt, ich kann sie euch gerne zeigen. Ich lüge euch nichts vor.» Marian rechnet mit Vorurteilen, ist sich Misstrauen gewohnt: «Manche Menschen begegnen mir mit Ablehnung und fragen, warum ich mir keinen Job suche. Genauso, wie ich nichts über ihr Leben weiss, wissen sie auch nichts über meines.»
Auf der Suche nach Marian
Pro Tag macht Marian etwa zehn bis 20 Franken. Er spart fast alles. Abends, wenn die Dämmerung einbricht, kehrt er zum Schlafen in sein Zelt zurück. Am 20. August will er zurückfahren, sagt er. Zuhause warten zwei Söhne, neun und zwölf Jahre alt. Sein Traum wäre, ihnen später mal ihr Studium zu finanzieren.
Am vierten Tag sind wir wieder mit Marian verabredet. Er hat eingewilligt, sich fotografieren zu lassen. Wir machen uns auf den Weg zu seinem Zelt; Marian hat uns beschrieben, wo es steht.
Kurz nach der deutschen Grenze in einem kleinen Wald schlagen wir uns durch das Dickicht. Zurückgelassene Kleidungsstücke, leere Pet-Flaschen und anderer Abfall zeugen davon, dass hier schon andere Menschen gelebt haben. Die Strasse ist nur noch in Hörweite. Nach ein paar Minuten bleiben wir vor einer dunkelgrauen Plastikplane stehen, die an einer dicken Schnur zwischen zwei Bäumen hängt. Frisch geöffnete, leere Dosen mit Lebensmitteln, Besteck und Kleidung liegen verstreut herum. Ist das Marians Schlafplatz? Im selbstgebastelten Zelt raschelt es.
Es ist ein ebenso banger wie peinlicher Moment. Wir trampeln hier im Unterholz irgendjemandem mitten in die Intimsphäre, wissen aber nicht mal wem. Bis ein Mann in schwarzen Plüschpantoffeln und fleckigem Unterhemd plötzlich vor uns steht und sich vorstellt: «07».
Die Verständigung mit «07» ist schwierig, er spricht nur Spanisch und Polnisch und wiederholt immer wieder, dass er keine Identität habe. Er sei deshalb «07», sonst nichts. «Marian? Ich kenne keinen Marian», sagt er auf Spanisch zu uns. Wir stehen im Gebüsch und schauen uns ratlos an.
«In Rumänien lebe ich mit meinen fünf Kindern und meiner Frau in einer kleinen Wohnung – zwei Zimmer, eine Küche.»Ludovic, Bettler
Unsere restlichen Fragen konnten wir Marian nicht mehr stellen. Ein Foto haben wir auch keines von ihm. Aber wir sind uns einig: Mit einer mafiös organisierten Bettelbande, die bestens über die geänderte Basler Bettler-Verordnung Bescheid weiss und ihre Kräfte entsprechend gezielt einsetzt, hat Marian nichts zu tun. Wir suchen also weiter.
Im Wettsteinpark
An einem schwülen Samstagnachmittag setzen wir uns zu den laut Politiker*innen, laut Polizei, laut Medien und laut Facebook-Kommentator*innen mutmasslich bandenmässig organisierten Kriminellen in den Wettsteinpark. Die konkretesten in den Medien kolportierten Vorwürfe bis zu diesem Zeitpunkt:
1. Sich waschen im Brunnen des Wettsteinparks.
2. Nicht ordentliches Anstehen bei der Essensausgabe.
3. Entwendung eines Holzstocks bei der Essensausgabe.
Wir wollen mit den Leuten reden, über die in Basel alle sprechen. Innerhalb kurzer Zeit hat sich eine Gruppe von etwa zehn Menschen um uns versammelt. Alle sprechen durcheinander. Alle wollen uns ihre Geschichte erzählen. Wir notieren hektisch. «Seid ruhig, sie kommen nicht mehr nach», ruft ein Mann, der sich als Ludovic vorgestellt hat. Ludovic ist der Älteste in der Runde. Er hat tiefe Falten um seine dunklen Augen. Er trägt ein Hemd, wie die meisten der Männer. Ludovic übernimmt den Lead.
Hier im Wettsteinpark lebt er mit seinen zwanzig Familienmitgliedern. Cousins und Cousinen, Nichten und Neffen, Brüder und Schwestern seien sie. Ihr Hab und Gut liegt in Koffern und Rucksäcken. Ein paar zerschlissene Schaumstoffmatratzen stehen zusammengerollt im Gras. Seit ein paar Wochen seien sie hier, sagt Ludovic.
Seine Nichte Maria kommt angelaufen, stellt sich zu uns. Während sie erzählt, kämmt sie ihr langes nasses Haar, das sie bei einer der öffentlichen Duschen am Rhein gewaschen hat. Wenn es regnet, packen sie ihre Sachen und stellen sich bei der Theodorskirche unter. Wie kamen sie hierher? Warum ausgerechnet nach Basel? «Manche von uns sind geflogen. Mit Easyjet ist es ziemlich günstig. Andere haben den Bus genommen», antwortet Ludovic. Seine eigenen Kinder seien zu Hause geblieben. Nur sein 20-jähriger Sohn Pavel ist mit dabei.
Ist eine bettelnde Familie eine organisierte Bande?
Ludovic und vier andere seiner Verwandten legen uns ihre rumänischen EU-Identitätskarten hin, wo Nachnamen und Wohnort vermerkt sind. Sie seien Roma, sagt Ludovic, ungarisch-stämmige Rumän*innen aus dem Kreis Harghita, die in der Region Siebenbürgen liegt. Als wir später die Ortsnamen überprüfen, bestätigt sich diese Information. «Niemand von uns tut etwas Verbotenes», sagt Ludovic. «Wir stehlen nicht.» Und eine Frage habe er auch an uns: «Gehört die Schweiz eigentlich zur EU oder nicht?»
Nein, nein und nochmals nein
Der kriminelle Bandenboss fehlt in Ludovics Geschichte komplett. Mit der Frage konfrontiert, schütteln alle den Kopf und sagen: «Nein, nein, nein». Er und seine Grossfamilie betteln für sich und ihre Kinder, sagt Ludovic. Die je rund dreissig Franken, auf die die einzelnen Bettler*innen an guten Tagen täglich kommen, geben sie gemeinsam fürs Essen und für die Reise aus. Möglichst viel sparen sie. Damit sie möglichst rasch genug haben, um nach Rumänien zurückzukehren und eine Zeitlang davon zu leben. «In Rumänien lebe ich mit meinen fünf Kindern und meiner Frau in einer kleinen Wohnung – zwei Zimmer, eine Küche. Wir bekommen Kindergeld, aber das reicht kaum zum Leben», sagt er. Ähnlich geht es seinen Verwandten. Arbeiten in Rumänien lohne sich nicht, wenn das Geld nachher noch immer nicht reiche, um den Hunger zu stillen und die Wohnung zu bezahlen.
Ludovic leert vor uns einen Sack mit Medikamenten aus. «Ich habe Diabetes», sagt er. «Ich brauche das Geld auch, um meine Tabletten zu bezahlen. Wir sind keine Bande», sagt er. «Wir sind eine Familie, das ist alles. Warum sollten wir für jemand anderen auf der Strasse leben und nach Geld betteln, warum sollten wir uns das für jemand anderes antun? Das macht doch wirtschaftlich gar keinen Sinn.»
Im Gegensatz zur Basler Öffentlichkeit glaubt Anna Tillack jedes Wort, das Ludovic sagt. Es deckt sich mit ihren Recherchen.
Die preisgekrönte deutsche Journalistin hat ein Jahr lang eine Roma-Frau begleitet. Für ihren im Dezember 2019 im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlten Dokumentarfilm «Die Bettler aus der Walachei: Bedürftige oder organisierte Bande?» reiste sie mit der Bettlerin und ihrer Familie von München zurück in ihr rumänisches Dorf.
Tillack sagt: «Den bösen Bettelzuhälter im schwarzen SUV, der die Menschen ausbeutet und ihr Geld einsteckt, gibt es nicht.» Alle Bettler*innen, mit denen sie im Zuge ihrer Recherchen gesprochen hat, versicherten ihr glaubhaft, das erbettelte Geld behalten zu dürfen.
Das sieht auch Jean-Pierre Tabin, Professor an der Fachhochschule für soziale Arbeit und Gesundheit in Lausanne, so. Er hat das Thema Betteln wissenschaftlich untersucht. Resultat: Die Verdienstmöglichkeit einer Bettlerin liegt in der Schweiz zwischen zehn und 20 Franken pro Tag. Das spricht gegen mafiöses Betteln, oder wie Wissenschaftler Tabin gegenüber swissinfo.ch sagt: «Es existiert nicht, es ist eine Fantasie». Was es gebe, sei Familiensolidarität.
«Den bösen Bettelzuhälter im schwarzen SUV, der die Menschen ausbeutet und ihr Geld einsteckt, gibt es nicht.»Anna Tillack, Journalistin
Die Einzige, die den rumänischen Bettler*innen vom Wettsteinpark erwiesenermassen das Geld abnimmt, ist die Basler Polizei. Wie Bajour bereits berichtete, zog sie das erbettelte Geld von Ludovic und seiner Familie wegen Verdachts auf «Bandenmässigkeit» jeweils wieder ein. Eine davon ist Katarina*. Sie ist im siebten Monat schwanger und sitzt neben ihrem Mann im Gras auf einem Kissen. Ihr hat die Polizei kürzlich vierzig Franken abgenommen. «Weisst du, ob wir unser Geld von der Polizei zurückbekommen können?», fragt sie uns.
«Es ist eine Glaubensfrage»
Wie kommen Politiker*innen und Medien dann auf die Idee, die Basler Bettler*innen seien Teil einer Mafia?
Balz Herter, Präsident der CVP Basel-Stadt, etwa, ist überzeugt davon: «Es sind so viele Bettler – alleine zwischen dem Claraplatz und dem Marktplatz sah ich heute mehr als zehn Personen. Mir wurde von Anwohnern erzählt, dass ein Teil der Bettler täglich mit dem Bus in Basel ankommt. Sie treten in grossen Gruppen auf – das spricht für mich für eine Organisation. Aber in Basel sind vermutlich bloss die Mittelsmänner. Der Bandenboss sitzt womöglich woanders.»
Journalistin Anna Tillack kennt Gedankengänge wie diese. «Der Vorwurf des bandenmässig organisierten Bettelns fällt meiner Ansicht nach deshalb so schnell, weil die Bettler morgens gemeinsam kommen und abends ihren Platz gemeinsam wieder verlassen», sagt sie. Häufig falle Passant*innen auf, dass sie sich kennen. Sie haben die gleichen Utensilien dabei, wie Pappteller oder Decken. Das mache misstrauisch.
Wissenschaftler Tabin sagt es noch pointierter: «Es ist ein klar stereotypisierter Diskurs, der auf nichts basiert.» Aber dem könne man nicht mit Argumenten entgegenhalten, «denn ein Stereotyp ist nicht rational begründet, sondern es ist eine Glaubensfrage.»
Kaputter Wirtschaftszweig
Die Vorurteile gegenüber Sinti und Roma sind uralt. «Die ethnische Gruppe der Roma leidet in ganz Europa unter Diskriminierung», sagt Journalistin Anna Tillack. Kinder haben deutlich weniger Zugang zu Schulbildung, leiden häufiger Hunger als andere Kinder und sind von weiten Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen. Ein Teufelskreis. Der sich in einer nach wie vor hohen Analphabetismus-Rate, mangelnder Bildung und enormen Geburtenraten, gerade bei sehr jungen Frauen, niederschlägt.
Früher verdiente das fahrende Volk sein Geld mit Besenbinden oder dem Handel mit Eisenwaren. Nachdem dieses Handwerk nicht mehr gebraucht werde, seien viele zum Betteln gezwungen. «Das Betteln gilt dort aber im Gegensatz zu unserer Kultur als respektabler Broterwerb.» Dass Roma dafür bis nach Basel reisen müssen, findet sie unhaltbar: «Rumänien ist Teil der EU. Dass Menschen durch Bettelfahrten in westliche Städte mehr verdienen und offenbar besser leben können als durch einen regulären Job im eigenen Land kann und darf so nicht sein.»
In Basel lebt der Mythos Bandenboss weiter. Joël Thüring, SVP-Grossrat, reichte am 4. August die Motion «Wiedereinführung des Bettelverbots» ein. Sein Claim dabei: «Ja zu Schutz von Bevölkerung und Gewerbe vor der ausbeuterischen Bettlermafia!». Er möchte das Betteln generell wieder verbieten. Als Begründung dient auch ihm die Theorie der Bettlerbande: Für die Polizei sei es schwierig nachzuweisen, dass es sich bei einer kontrollierten Person um ein «Mitglied einer Bande» oder eine «zum Betteln geschickte Person» handle, schreibt er im Vorstoss. Die Polizei bestätigt das. Ob ein wieder verschärftes Bettler*innenverbot bei den Bürgerlichen Chancen hätte, ist noch offen. Im Grossen Rat stimmten sie auf jeden Fall gegen eine Lockerung. Auch für Einzelbettler*innen wie Marian.
Im Wettsteinpark fängt es an zu tröpfeln. Ludovic, Katarina und ihre Cousinen und Cousins packen rasch ihre Sachen zusammen und rennen zur Theodorskirche. Auf dem Weg dorthin fangen die Männer an, im Chor zu singen. Ein Tauflied. Sie lachen. Beim Eingang der Kirche bleiben sie stehen. Eine Dose Energy-Drink wird herumgereicht. Einer der Cousins kommt angelaufen und hat eine Tüte Pouletflügel dabei. Die Gruppe teilt sich die Portion. Fünf Stück für sechs Personen. Für mehr hat das Geld heute nicht gereicht.
*Namen von der Redaktion geändert
Mitarbeit (interkulturelle Übersetzung): Natalie Sigg.