To App or not to App?
Die einen wittern Massenüberwachung, für die anderen ist es eine Frage des Respekts vor Mitmenschen: Wir haben euch Basler*innen gefragt, ob ihr eine Tracing App installieren würdet. Was steckt dahinter?
Da gingen die Wogen auf Facebook hoch! Würdest du eine Tracing-App installieren oder nicht? Diese Frage hat unsere Gärngschee-Community am Wochenende stark beschäftigt. Fast 300 Kommentare habt ihr in eure Tastaturen gehauen:
Wer gegen eine solche App ist, hat mehrheitlich Sorge vor einer «totalen Überwachung» oder davor, dass der Bund Zugriff auf private Gesundheitsdaten erhalten wird.
Auf der Pro-Seite wird an Solidarität und den Gedanken ans Miteinander appelliert: Eine App könnte dazu beitragen, die Infektionskette zu unterbrechen, weil sie hilft, Infizierte aufzuspüren und alle, die mit ihnen Kontakt hatten, zu informieren.
«Die App» gibt es so noch nicht, aber es gibt verschiedene Ideen, Konzepte und bereits fertig entwickelte Softwares.
Bloss: «Die App» gibt es so noch nicht, aber es gibt verschiedene Ideen, Konzepte und bereits fertig entwickelte Softwares. Schliesslich wird der Bund entscheiden müssen, welche App zum Einsatz kommt. Wichtig ist aber: Weder der Bund noch Behörden werden Daten speichern – zumindest dann nicht, wenn die App so entwickelt ist, dass keine GPS-Daten verwendet werden.
Die Technik hinter der App heisst DP-3T-Standard. Sie wurde von der EPFL (École Polytechnique Fédérale de Lausanne) gemeinsam mit der ETH entwickelt. Wie sie genau funktioniert, haben die Entwickler*innen in einem herzigen Comic zusammengefasst.
Dieser Comic ist Gärngschee-User Raffael Kuhn ein grosses Anliegen. Unter unserem Facebook-Aufruf postet er ihn immer wieder, zusammen mit einem einfachen Überblick darüber, was genau hinter einem möglichen Konzept für die App steckt:
Kuhn studiert Medizininformatik: «Ich interessiere mich dafür, weil dieser Lösungsansatz beim DP-3T-Standard echt clever ist und ich etwas mehr darüber lernen wollte». Falls eine App mit diesem Standard zum Einsatz kommen sollte, will er sie auf jeden Fall runterladen. Leute, die sich dagegen sträuben, versteht er nur teilweise: «Ich weiss, dass neue Dinge, die wir nicht verstehen uns Menschen oft Angst machen und die Technologie entwickelt sich so rasend, da ist es schwer den Überblick zu behalten. Solche Sorgen verstehe ich».
Allerdings findet er es schade, wenn sich Leute an Fehlinformationen festhalten. Vielen macht das Stichwort «Standortverfolgung» Angst, obwohl die App gar keine Funktion dafür habe: «Noch schlimmer, Standortverfolgung ist ohne die App schon kein Problem, da man den übers Funknetz problemlos ermitteln kann».
Der Code ist «open source» – und somit frei zugänglich.
Die Software hinter dem DP-3T-Standard ist «open source». Vereinfacht gesagt bedeutet das, dass der Code der App frei zugänglich ist und jede*r mit etwas Wissen übers Programmieren kontrollieren kann, wie die App funktioniert und welche Daten sie wohin sendet.
Gespeichert wird bei dieser Technologie nichts, die Daten werden verschlüsselt via Bluetooth versendet und liefern keine Informationen darüber, wo sich die User*innen genau befinden. Sondern nur darüber, ob und wie lange sie in der Nähe von anderen User*innen waren, die die App auch installiert haben. Übrigens ganz im Gegensatz zu anderen Apps und Ortungsdiensten, die auf vielen Smartphones installiert sind, wie Gärngschee-Member Cédric Sütterlin anmerkte:
Wie haltet ihrs mit der App, liebe Leser*innen? Würdet ihr sie freiwillig aufs Smartphone installieren? Warum - warum nicht?