Wie helfen? So kannst du Geflüchtete seelisch unterstützen

In Basel in Sicherheit angekommen, tragen viele der geflüchteten Ukrainer*innen noch einen Teil des Krieges als Trauma mit sich. So kannst du helfen:

Ukraine Demonstration Bern
In der ganzen Schweiz protestierten letzte Woche Menschen gegen den Krieg in der Ukraine. Hier auf dem Bundesplatz in Bern. (Bild: Keystone-SDA)

Seit elf Tagen herrscht in der Ukraine Krieg. Die Welt reagierte geschockt und erschrocken über den russischen Einmarsch - und mit einer unvergleichlichen Solidarität. Die ersten ukrainischen Geflüchteten sind bereits hier, in Basel. Viele von ihnen kamen inzwischen bei hilfsbereiten Menschen unter, die ihr Basler Zuhause für die Geflüchteten öffneten, um sie willkommen zu heissen. 

Bilder von Zerstörung und Tod dominierten unsere Nachrichten in der vergangenen Woche. Es sind Bilder, die die geflüchteten Ukrainer*innen aus nächster Nähe kennen. Trauer, Ohnmacht, Schock - Gefühle, die nur schwer zu verarbeiten sind. Wir können den Menschen unsere materielle und physische Hilfe anbieten: Sachspenden, Empathie und unser Zuhause. 

Soziale Unterstützung kann massgeblich dazu beitragen, dass Menschen, die Trauma erlebt haben, keine posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Aber die wenigsten, die nun Geflüchtete bei sich aufgenommen haben, sind in der Lage, diese Traumata professionell anzugehen. 

Machtlos sind wir deshalb aber nicht. Die Psychotherapeutin Dr. Birgit Kracke hat in den letzten Jahren das Online-Projekt Refugee Trauma Help ins Leben gerufen, wo sie Angehörigen Informationen und Anleitungen kostenlos zur Verfügung stellt, um Geflüchtete zu unterstützen:

Wie kann ich helfen?
  • Dem Menschen das Gefühl geben angenommen zu werden, auch wenn er «komische» Verhaltensweisen zeigt
  • Wenn Schlimmes erinnert wird, erzählen lassen, ruhig zuhören, Anteilnahme zeigen (nicht aktiv nach Details fragen) aber eventuell auch behutsam ablenken, je nach eigenen Möglichkeiten (wichtig: habe ich Zeit und Raum dafür, habe ich gerade selber ausreichend innere Stabilität?)
  • Gelassenheit, Sicherheit und Geborgenheit ausstrahlen
  • Freundlichkeit, Lächeln
  • Emotional berechenbar sein
  • konsequent (= verlässlich) sein, (was ich sage, setze ich möglichst um)
  • Hilfe geben, wenn nötig beruhigen
  • Kontinuität der Bezugspersonen, der Räumlichkeiten, der Wege
  • verlässliche Tagesstruktur, Routinen 
  • Das Gefühl von Kontrolle und Wahlmöglichkeiten geben
  • Erfolgserlebnisse vermitteln
  • Möglichkeiten für Sport / Tanzen und Bewegung zum Stressabbau schaffen
  • Ablenkung (Mandalas malen, Musik machen, Kreativität zulassen und fördern)
  • Möglichkeiten schaffen positive (innere) Gegenbilder zu bilden


➡️Mehr Informationen findest du hier.

Ausserdem gibt es in Basel verschiedene Anlaufstellen, an die du Betroffene vermitteln kannst, um psychologische Hilfe zu bekommen. Da viele Ukrainer*innen kein Deutsch sprechen, brauchen sie auch bei der Suche nach Hilfe Übersetzer*innen, diese vermittelt zum Beispiel die Koordinationsstelle Freiwillige für Flüchtlinge Basel oder die GGG Benevol.

Die Dargebotene Hand: 

Die Dargebotene Hand ist anonym, gratis und jederzeit unter 143 erreichbar. Das Angebot richtet sich an alle Menschen, die seelische Unterstützung brauchen. Die Berater*innen hören dabei vor allem zu und helfen, falls erwünscht, bei der Vermittlung an passende Institutionen. 

www.basel.143.ch

Seelsorge

Alle Pfarreien bieten in der Regel Seelsorge an. In der Basler Münster Kirche sind von Mittwoch- bis Samstagnachmittag geschulte Freiwillige vor Ort, die den Menschen ihr offenes Ohr anbieten. 

www.baslermuenster.ch

Pro Mente Sana

Pro Mente Sana setzt auf Angebote mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle anonym. Unter der Nummer 0848 800 858 erhalten Betroffene und Angehörige Informationen über Unterstützungsmöglichkeiten. 

Telefon +41 848 800 858 (Normaltarif)

Mo, Di, Do 9-12 Uhr, Do 14-17 Uhr

www.promentesana.ch

➡️Weitere Anlaufstellen findest du auf der Website des Gesundheitsdepartements. 

Wichtig bleibt: Solidarität und Empathie sind eine grosse Hilfe. Genauso sollte man aber die Selbstfürsorge nicht aus dem Blick verlieren. Sich ab und zu zu fragen, ob man gerade selber über ausreichend innere Stabilität verfügt, um Mitgefühl zu zeigen, ist genauso nötig, schreibt die Psychotherapeutin Birgit Kracke.

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