War da was?

Kaum jemand denkt noch an Covid, wenn man wieder mal erkältet ist. Aber müssen wir uns auf einen weiteren Corona-Herbst einstellen? Wir fragen nach.

Corona Maske
Wieder mehr Maske tragen? Kann nicht schaden (Bild: Unsplash)

Nach zwei Jahren Corona sind wir Pandemieprofis. Wir wissen: Der Sommer ist immer eine trügerische Hoffnung, dass das Ganze jetzt auch mal vorbei ist. Nur damit dann der Herbst mit hohen Infektionszahlen und neuen Virusvarianten anklopft, woraufhin wir uns brav zuhause verbarrikadierten, um irgendwie den Winter zu überstehen.

Das Ende aller Massnahmen im April liess vermuten: Jetzt ist aber wirklich Schluss. Doch nun sind die Hospitalisierungen in Basel in den letzten acht Tagen aber von 20 auf 58 gestiegen, wie die bz schreibt. Hallo Herbst.

Heisst das, wir müssen doch wieder in unseren Corona-Rhythmus zurückfallen? Und: Können wir noch sorgenlos an die Herbstmesse gehen? Schauen wir nach München, sind da die Corona-Hospitalisierungen nach dem Oktoberfest stark angestiegen.

Bezüglich der Herbstmesse kann Eva Würfel, stellvertretende Kantonsärztin in Basel-Stadt und ehemalige Contact Tracerin, Entwarnung geben: «Beim derzeitigen Stand der Infektionen gibt es seitens Gesundheitsdepartement noch keine spezifischen Empfehlungen.» Zudem findet die Herbstmesse ja zumindest im Freien statt.

Mehr Infektionen, weniger schwere Verläufe

Doch: «Wir rechnen damit, dass die Fallzahlen weiter ansteigen werden. Aber wir gehen in diesem Herbst von weniger schweren Verläufen aus», sagt Würfel. Das liegt daran, dass durch Impfungen oder durchgemachte Erkrankungen sehr viele Menschen bereits grundimmunisiert sind. Mehr als 97 Prozent aller getesteten Personen hatten gemäss der Corona-Immunitas-Studie Antikörper.

Noch immer bietet der Medizinische Dienst der Stadt Basel Tests für Schulen und Betriebe an. 2000 Kinder, Jugendliche und Mitarbeitende an Schulen lassen sich laut Würfel aktuell freiwillig testen. «Das repetitive Testen ist eine Massnahme, um sich auf steigende Fallzahlen vorzubereiten und einen Anstieg rasch erkennen zu können – gerade im Umfeld der Schule, welche die Gesellschaft abbilden», so Würfel.

Eva Würfel Stellvertretende Kantonsärztin Basel-Stadt
In Habachtstellung, aber nicht alarmiert: Eva Würfel, Stellvertrende Kantonsärztin in Basel tätig. (Bild: zvg)

Sie führt weiter aus, dass das Gesundheitsamt vorbereitet wäre, das Contact Tracing unmittelbar wieder aufzunehmen, wenn erneut die Isolation von erkrankten Personen oder die Quarantäne von Kontaktpersonen nötig werden würde – «was wir nicht hoffen». Dann sei man auch bereit, weniger einschneidende Massnahmen wie das Masketragen in bestimmten Situationen wieder vorzuschreiben und die Verhaltensempfehlungen stärker zu propagieren.

Davon scheinen wir aber noch weit entfernt. Eigenverantwortung lautet die Devise. Nach wie vor kann man sich und andere vor einer Ansteckung schützen. Falls ihr es vergessen habt, hier nochmal als Reminder: 

  • regelmässig Hände waschen und/oder desinfizieren,
  • in Taschentuch oder Armbeuge husten und niesen,
  • regelmässig lüften,
  • in Innenräumen oder Situationen mit erhöhtem Übertragungsrisiko Maske tragen,
  • bei Krankheit daheim bleiben und
  • sich impfen lassen.

Apropos Impfen: Seit Sommer empfiehlt der Bund die zweite Auffrischimpfung für Personen ab 80. Die Medizinischen Dienste waren jüngst mit dem Angebot des zweiten Boosters in allen Pflegeheimen in Basel-Stadt unterwegs. Mehr als 35 Prozent der Über-80-Jährigen liessen sich dabei ein viertes Mal impfen, so Würfel. Für eine der vulnerabelsten Altersgruppen klingt das allerdings nach nicht viel. Von einer «Impfmüdigkeit» bei den Älteren spricht auch Yannik Laedy, Leiter von Curaviva, dem Dachverband der 42 Basler Pflegeinstitutionen. 

Zweiter Booster bald für alle gratis

Dennoch findet Eva Würfel, dass die Impfung «gut angenommen» wurde. Denn auch jüngere Personen lassen sich derzeit mit dem zweiten Booster impfen, obwohl sie diesen selbst bezahlen müssen. Rund 7300 Personen sind das laut Würfel im Kanton Basel-Stadt.

Kommende Woche soll nun eine breiter angelegte Impfkampagne in Basel-Stadt starten – mit dem neuen, bivalenten Impfstoff. Weil dieser nicht nur vor dem ursprünglichen Virus, sondern auch gegen Omikron schützt, wird er einer breiteren Masse empfohlen: Nämlich Über-65-Jährige und Personen, die in der Pflege arbeiten.

Auch noch jüngere sollen sich einfacher boostern lassen können, denn die Auffrischungsimpfung wird gemäss Website des Kantons auch für Über-16-Jährige nichts mehr kosten. Anmelden kann man sich ab 6. Oktober über die Website des Impfzentrums Basel.

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Von Waldshut (Deutschland) den Rhein runter nach Basel treiben lassen. Used to be Journalismus-Student (ZHAW Winterthur) und Dauer-Praktikant (Lokalzeitungen am Hochrhein, taz in Berlin, Wissenschaftsmagazin higgs). Besonderes Augenmerk auf Klimapolitik, Wohnpolitik, Demopolitik und Politikpolitk. Way too many Anglizismen.

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