Der Wein und die Leinwand
Am Weinfestival kann man nicht nur edle Tropfen probieren, sondern auch Kunst anschauen. Ein gemeinnütziger Verein gibt Basler Künstler*innen eine Plattform abseits der herkömmlichen Galerien.
Wer ein Glas Wein in der Hand hält, der schaut sich ein Gemälde nicht nur an, der betrachtet es. Man tratscht nicht über Kunst, man sinniert. Die ganze museale Erfahrung wirkt einfach noch etwas kultivierter, wenn man dabei an einem Glas nippen darf.
Dass Wein und Kunst eine perfekte Symbiose abgeben, ist man sich auch beim Weinfestival bewusst. Seit der Ausgabe 2024 gibt es an der Messe für Weinkultur einen Raum, der dem Verein «Kunst Werk Basel» zur Verfügung gestellt wird und den Besucher*innen des Weinfestivals offen steht.
Auch in diesem Jahr finden sich in dem Raum Kunstwerke von zwölf Kunstschaffenden. «Jeder Künstler ist froh, wenn er kostengünstig ausstellen kann», erzählt Anna Grafström Burkhardt. Sie hat das ganze Projekt im vergangenen Jahr eingefädelt, als sie zufällig Rolf Weinfestival-Leiter Rolf Lang kennenlernte. Er hatte die Idee einer Kunstausstellung an einer Weinmesse in Frankreich aufgeschnappt – und Grafström hatte ein grosses Netzwerk in der Basler Kunstszene.
«Früher hat man die Basler Maler in der Stadt noch gekannt – heute eher weniger. Das wollen wir ändern.»Anna Grafström-Burkhardt
Denn, das ist die Krux: Ausgestellt werden sollen nur Werke von Künstler*innen, die einen Bezug zu Basel haben (die Formulierung ist bewusst offen gehalten, denn wer hinter der Grenze lebt, soll nicht kategorisch ausgeschlossen werden). Grafström erklärt: «An der Art und im Beyeler kann man hochklassige internationale Kunst sehen. Aber für lokale Künstler gibt es oft keine Möglichkeit, sich eine grosse Bühne zu schaffen. Früher hat man die Basler Maler in der Stadt noch gekannt – heute eher weniger. Das wollen wir ändern.»
Entsprechend können sich Basler Kunstschaffende in Szene setzen. Es ist eine grosse Gelegenheit für sie – im letzten Jahr gab es 1500 Besucher, die vom Weinfestival noch in den Ausstellungsraum spazierten. «Welche Galerie hat schon solche Besucherzahlen? Handkehrum bringen wir auch dem Weinfestival Besucher», so Grafström.
So sei es auch vergangene Woche bei der Vernissage gewesen. Diese war laut Grafström ein grosser Erfolg: Künstler Philippe Reinau schmiss als Performance-Kunst eine Vase vom Sockel – die Scherben liegen nun immer noch rum, mit einem Hinweis für die Putzkräfte, dass sie diese bloss nicht aufputzen sollen. Schliesslich ist das Kunst.
Überhaupt ist die Ausstellung sehr breit in der Art der Kunst, die sie darstellt. Da wären zunächst bunte Frauen-Bildnisse von Tabea Matin, leuchtende Basel-Malereien von Rafael Marquez Celdran, Steven Gravinos Spray-Bubbles aber auch Bastian Peters Street-Fotografien, Madelon de Maas abstrakte Körper oder die Gemüse-Stillleben von Alexia Papadopoulos.
Aber auch in der dreidimensionalen Kunst gibt es einiges zu sehen. Drei Künstler*innen zeigen, wie unterschiedlich Holz zu Skulpturen verarbeitet werden kann: Hella Meyer-Alber erschafft aus Holz und Stein nuss- und korallenförmige Objekte. René Guerra schafft aus Stöcken und Ästen kleine Waldtiere und andere Szenen. Und Markus Kurmann nutzt Holzblöcke und Paletten für seine vielschichtigen Figuren. Selina Gasser zeigt hingegen ihre Textilkunst, Patrick Leppert mitunter sogar eine Videoinstallation – und Philippe Reinau hat eine Schreibmaschine mitgebracht, auf der die Besucher*innen Nachrichten hinterlassen und an die Wand hängen können.
Für die Künstler*innen kostet die Teilnahme 200 Franken Anmeldegebühr und sie helfen bei der Betreuung des Ausstellungsraums mit – dafür haben sie aber auch den Vorteil, dass sie bei einem verkauften Werk 100 Prozent der Einnahmen selbst erhalten und es nicht erst durch die Hände von Galerist*innen geht, die oft Provisionen behalten. Da die Art Basel ihre Beleuchtungstechnik zur Verfügung und sich auch Weinlieferant*innen für die Vernissage finden, bleibt die Ausstellung unkommerziell – und «Kunst Werk Basel» kann völlig gemeinnützig arbeiten.
Anna Grafström Burkhardt wünscht sich, dass das Projekt auch 2026 erneut erfolgreich stattfinden kann – und ermutigt Künstler*innen, sich bereits jetzt für die Teilnahme an der Ausstellung zu bewerben.
Die Kunstausstellung und das Weinfestival gehen noch bis Sonntag, 2. November. Tickets sind hier erhältlich.