Was hältst du vom Israel-Protest der Schweizer Fechter?
Bei den U23-Europameisterschaften im Fechten belegten die Schweizer den zweiten Platz, nachdem sie im Finale gegen das israelische Team verloren hatten. Beide Teams gaben sich danach die Hand. Bei der Medaillenzeremonie drehen sich üblicherweise alle auf dem Treppchen während der Hymne nach links zu den Flaggen. Während der israelischen Hymne blieb das Schweizer Team aber stehen, anders als die israelischen Erstplatzierten und die italienischen Drittplatzierten, die sich den Flaggen zuwandten. Die Geste der Schweizer wurde als respektlos kritisiert, unter anderem vom israelischen Aussenminister Gideon Sa’ar. Der Schweizer Botschafter in Israel entschuldigte sich schriftlich. Der Schweizer Fechtverband selbst schreibt in einem Statement, dass die Sportler die Siegerehrung für eine «politische Demonstration missbraucht» habe. Der Verband will das Gespräch mit dem Team suchen. Verbandspräsident Max Heinzer sagte der NZZ, dass die vier Sportler ihren Protest gegen den Krieg in Nahost ausdrücken und sich ganz sicher «nicht antisemitisch äussern» wollten.
Welch ein Aufreger
So naiv möchte ich auch sein und glauben, der Sport sei unpolitisch oder sollte es zumindest sein. Was ist jetzt empörender, der stille Protest gegen ein Land, gegen dessen Regierungschef ein Haftbefehl vom IStGH wegen Kriegsverbrechen ausgestellt wurde oder dieser unsägliche Nahostkrieg? Kann man da wirklich geteilter Meinung sein, wer im (Un-) Recht ist? Meine (unpolitischen) Sympathien sind bei den jungen Sportlern.
Israelkitikist nicht antisemitisch
Skandalös finde ich eher, dass jede Kritik an Israel gleich als antisemitisch verschrien wird. Wie sollen wir denn Israel kritisieren? Die, die gleich Antisemitismus vorwerfen, versuchen jede Kritik im Keim zu ersticken. Dabei gibt es viel zu kritisieren.
Regisseur
Was sehen wir? Während die Nationalhymne einer Nation ertönt, deren Führer die Nation in einen entsetzlichen Krieg führen, entscheiden sich acht Fechter, der Hymne der Nation (und deren Führern?) die Ehre zu erweisen. Vier Fechter hören der Hymne nur zu. Deren Text lautet: „Solange Tränen aus unseren Augen fließen wie wohltätiger Regen, Und Zehntausende unserer Landsleute die Gräber unserer (Vor)Väter aufsuchen - Solange ist unsere Hoffnung nicht verloren, Die uralte Hoffnung, ins Land unserer Väter zurückzukehren, in die Stadt, wo David sein Lager errichtet hat;“ Fechterinnen sind gewohnt, sportlich eine feine Klinge zu führen - die vier jungen Schweizer Sportler tun es in diese Debatte der vergifteten Worte durchaus auch politisch - im sportlichem Stil. Sie hören einfach zu. Bevor jemand politisch nach sportlicher Sperrung schreit, sollte etwas mehr Sportgeist in die politische Debatte. Und Zuhören.
Fechter, wacht auf!
Es wird einfach alles vermischt, Israel, Gaza, Palästina, Antizionismus, Antisemitismus, Krieg, Genozid, Islamophobie... wogegen sie genau demonstriert haben, ist dem Artikel nicht zu entnehmen. Wohl gegen alles und nichts, einfach gegen Israel sein, als sei das Thema so einfach zu lösen, mit simplen Schuldzuweisungen die vom Mainstream beklatscht werden. Aber da dies an einer öffentlichen Siegesfeier geschieht, erhält diese Manifestation einen schweren politischen Charakter. Diese Sportler sind erwachsen, ich warte auf eine Stellungnahme und einen Vorschlag, wie man die restlichen 33 Geiseln zurückholt. Protestieren ist so einfach, in diesem Fall sogar wirkungsvoll, doch leider inhaltlos. Die Trainer stecken mit drin, wie weit die unterstützende Hierarchie zurückzuverfolgen ist, kann ich nicht beurteilen. Wissen diese Herren, wie es momentan um die Juden in Europa steht? Sie kämpfen teils ums Überleben, heute, wie vor 100 Jahren. Fechter, wacht auf!
Athleten sollten provisorisch gesperrt werden
Der Schweizerische Fechtverband (in dem ich keine Funktion mehr habe) hat vorerst gut reagiert. Politische Manifestationen haben bei Sportveranstaltungen keinen Platz – sie sind durch die Olympische Charta ausdrücklich verboten. Die persönlichen Beweggründe dieser erwachsenen Athleten sind mir nicht bekannt – bekannt ist mir auch nicht, ob sie manipuliert worden sind
Es ist nicht auszuschliessen, dass der Internationale Fechtverband, andere Instanzen oder Behörden aktiv werden. Bis diese Verfahren abgeschlossen sind, sollten diese Athleten provisorisch gesperrt werden.
Politische Statements sollten weder in Kultur noch im Sport Platz haben dürfen. Kultur und Sport bieten Raum und Möglichkeiten zur Verständigung. Entsprechend hat es mich immer befremdet, wenn Kulturbetriebe, nota bene subventionierte Kulturbetriebe im Russland/ Ukrainekonflikt, russische Künstler, boykottiert haben. Andrea Gutzwiller-Dietler