«Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen»

Der Kanton Basel-Stadt verliert bei den Nationalratswahlen im Oktober einen Sitz. Könnte der Verlust einen der zwei sozialdemokratischen Sitze treffen? Unser Kolumnist Roland Stark wagt einen kleinen anekdotischen Rückblick.

Stark_Wyss_Atici
Wyss und/oder Atici? (Bild: Unsplash/Pino Covino (Collage: Bajour))

Bei den Nationalratswahlen im Oktober 2023 verliert der Kanton Basel-Stadt einen Sitz. Statt 5 schickt er nur noch 4 Vertreterinnen oder Vertreter nach Bern.

In den Medien, aber wohl auch innerhalb der SP wird selbstverständlich die Frage heiss diskutiert, ob der Verlust vielleicht einen der zwei sozialdemokratischen Sitze treffen könnte. Sarah Wyss oder Mustafa Atici?

Diesen Fall gibt es nicht zum ersten Mal. Bei den Nationalratswahlen 1971 konnte Basel-Stadt nur noch 7 statt 8 Nationalräte wählen. Auch damals war die Frage, wer wohl den Kürzeren ziehen würde.

Die SP war in Bern mit Regierungsrat Edmund «Mundi» Wyss, Helmut Hubacher und Andreas Gerwig vertreten. Wahlen sind, das zeigte sich bald, so unberechenbar wie Cupspiele. Auch Favoriten können bekanntlich straucheln.

Stark_SPler
Edmund «Mundi» Wyss, Helmut Hubacher und Andreas Gerwig (v.l.n.r) (Bild: Bibliothek am Guisanplatz (Collage: Bajour))

Am Ende der letzten Sessionswoche 1971 verabschiedete sich Mundi Wyss, immerhin Regierungsrat und Präsident der SP-Fraktion im Nationalrat, am Bahnhof SBB von Helmut Hubacher sinngemäss mit den Worten, er finde es schade, dass dieser sich nach relativ kurzer Zeit schon aus dem Parlament verabschieden müsse und wünschte ihm alles Gute. Wyss ging selbstverständlich davon aus, dass seine Wiederwahl gesichert sei. 

Tatsächlich aber wurde Edmund Wyss abgewählt, Hubacher aber glanzvoll bestätigt. Ebenso Andreas Gerwig. Helmut Hubacher blieb schlussendlich bis 1997 Nationalrat.

Stark5
Arnold «Noldi» Schneider und Walter Jäger (Bild: Portrait Archiv & Comet Photo AG (Zürich)/ETH-Bibliothek (Collage: Bajour))

Es gab aber noch eine Überraschung. Abgewählt wurde auch Erziehungsdirektor Arnold «Noldi» Schneider. Ersetzt wurde der Freisinnige durch Walter Jäger, einen Vertreter der Nationalen Aktion für Volk und Heimat (NA).

«Prognosen sind schwierig, insbesondere wenn sie die Zukunft betreffen.» Dieses bekannte Zitat wird mehreren berühmten Männern zugeschrieben. Dem Dichter George Bernard Shaw, dem Politiker Winston Churchill und dem Physiker Nils Bohr. Wie auch immer: Die Wahlen 2023 versprechen Spannung. Überraschungen nicht ausgeschlossen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Textes haben wir vom schwarzen Peter gesprochen und gefragt, wer ihn wohl fassen würde. Diese Passage haben wir geändert, da der Begriff schwarzer Peter diskriminierend ist. Wir bitten um Entschuldigung.

Herz Frage
Mit Bajour immer informiert!

Unterstütze uns und werde Member.

Das könnte dich auch interessieren

Wochenkommentar Finanzen Schule Jungfreisinnige

Ina Bullwinkel am 21. März 2025

Geld als Pflichtfach

Wer was von seinen Finanzen versteht, hat mehr vom Leben. Die Jungfreisinnigen haben einen Vorschlag, der Schule machen sollte, kommentiert Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Fasnacht Wochenkommentar

Ina Bullwinkel am 14. März 2025

Woke Waggis?

Die Fasnacht sind drei Tage gelebte Gemeinsamkeit und immer auch ein politisches Brennglas. Klar ist, dass dabei auf Zeedel und Bängg nach oben getreten wird. Nicht immer jedoch ist allen klar, wer oben und wer unten ist, meint Chefredaktorin Ina Bullwinkel.

Weiterlesen
Sarah Wyss Interview

Ina Bullwinkel am 06. März 2025

«Als Mutter kann man es nie allen recht machen»

Wo Sarah Wyss zwischen Kommission und Kita sehr viele Stolpersteine für junge Eltern sieht und wie sie sie aus dem Weg räumen will, erzählt die SP-Nationalrätin im Interview.

Weiterlesen
Bundesadler Wappen Lörrach Deutsche Wahlen

David Rutschmann am 25. Februar 2025

Wer vertritt die Region jetzt in Berlin?

Lörrach ist nicht mehr im Bundestag vertreten. Aus Basler Sicht ist der Verlust nicht dramatisch: Um grenzüberschreitende Angelegenheiten kümmern sich sowieso andere.

Weiterlesen

Kommentare